Neue Machtverhältnisse: Willkommen in der neuen Realität des Arbeitsmarkts

Jahrelang hatten Arbeitnehmer:innen das Sagen. Unternehmen kämpften um Talente, Gehälter explodierten, Benefits wurden immer absurder. Doch jetzt kippt das Gleichgewicht – und viele haben es noch nicht bemerkt!
Steigende Zinsen, Wirtschaftsflaute, Entlassungen: Die Karten werden neu gemischt. Wo früher jede:r Bewerber:in ein Dutzend Angebote hatte, stehen heute wieder Unternehmen am längeren Hebel. Plötzlich müssen Kandidat:innen überzeugen – nicht umgekehrt! Wer sich darauf nicht einstellt, wird es schwer haben. In den letzten Jahren haben wir einen beispiellosen Arbeitskräftemarkt erlebt. Mangel an Fachpersonal, steigende Gehälter und unzählige Benefits waren die Norm.
Game Over für den Arbeitskräftemarkt?
Besonders in der IT- und Tech-Branche konnten sich hochqualifizierte Talente aussuchen, wo und wie sie arbeiten möchten. Unternehmen mussten sich mit Employer Branding, Remote-WorkAngeboten und Gehaltsanpassungen überbieten. Doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern sich.
Steigende Zinsen, eine gedämpfte Investitionsfreude und Konsolidierungstendenzen lassen viele Unternehmen umdenken. Während Stellenabbau in manchen Bereichen noch kein Massenphänomen ist, zeigt sich eine zunehmende Verschiebung der Machtverhältnisse. Einst umkämpfte Positionen werden seltener ausgeschrieben, Bewerbungsprozesse ziehen sich länger, und Unternehmen gewinnen wieder an Auswahl.
KI macht ganze Jobs überflüssig – und niemand spricht darüber!
Ein weiterer entscheidender Faktor für diesen Wandel ist der rasante Fortschritt der Künstlichen Intelligenz (KI). Immer mehr Anwendungsfälle zeigen, dass KI nicht nur unterstützende, sondern auch ersetzende Funktionen im Arbeitsmarkt übernehmen kann. Was früher zwei Personen erledigen mussten, kann nun eine KI-gestützte Software teilweise oder sogar vollständig übernehmen. Dies betrifft nicht nur administrative Tätigkeiten, sondern auch bereits kreative und analytische Berufe.
Unternehmen können durch Automatisierung Kosten senken und Effizienz steigern, was langfristig zu einem geringeren Bedarf an bestimmten Fachkräften führen kann. Besonders betroffen sind repetitive und datenbasierte Tätigkeiten wie Kundenservice, Buchhaltung oder Assistenztätigkeiten. Gleichzeitig eröffnen sich jedoch neue Möglichkeiten für Arbeitnehmer:innen, sich auf strategische, kreative und zwischenmenschliche Fähigkeiten zu konzentrieren – Bereiche, in denen KI noch nicht vollständig konkurrieren kann.
Und apropos KI: Ja, auch dieser Beitrag wurde von einer Künstlichen Intelligenz auf Basis meiner Anforderungen und Feinjustierung, Experten-Inputs und dem Know-how meiner Partner generiert. An dieser Stelle ein kurzes Shoutout an meine frühere AHS-Deutsch-Professorin, die meinte, mit meinen Deutsch-Kenntnissen würde nie etwas aus mir werden: 90% des damals von mir mühsam Gelernten ist nicht mehr notwendig, um einen tollen Artikel zu verfassen, take that!
Insolvenzen & Massenentlassungen – was bedeutet das für die IT-Branche?
Neben technologischen Entwicklungen sorgen auch wirtschaftliche Krisen für eine Marktverschiebung. In Österreich stehen aktuell immer mehr Industriegrößen vor Insolvenzen – darunter auch unser ehemaliger Kunde KTM AG (Autsch.), dessen Insolvenz seit jeher die Medien füllt. Diese Entwicklungen führen zu zahlreichen Entlassungen, die den Arbeitsmarkt zusätzlich verändern und mit Talenten überschwemmen. Während Unternehmen in den letzten Jahren mit Bewerber:innenmangel zu kämpfen hatten, berichten nun viele Kunden aus unserer Recruiting-Sparte, dass sie mehr Bewerbungen als je zuvor erhalten.
Das bedeutet: Der oft propagierte IT-Fachkräftemangel muss hinterfragt werden. Gibt es ihn wirklich noch? Oder stehen wir vor einer neuen Herausforderung – nicht mehr zu wenige Bewerber:innen, sondern die Schwierigkeit, die richtigen und vor allem zukunftsfähigen Kandidat:innen auszuwählen? Unternehmen müssen sich verstärkt darauf konzentrieren, Kandidat:innen zu identifizieren, die die neuen Marktbedingungen verstehen und damit umgehen können. Anpassungsfähigkeit, Lernbereitschaft und strategisches Denken werden entscheidender denn je.
Recruiting neu gedacht: Wer jetzt die falschen Leute einstellt, verliert!
Ein veränderter Arbeitsmarkt kann für beide Seiten Vorteile bringen. Während Unternehmen langfristiger und strategischer einstellen können, profitieren Arbeitnehmer:innen von nachhaltigeren Jobperspektiven. Schnell wachsende Startups und Tech-Firmen, die in der Vergangenheit oft durch aggressives Recruiting auffielen, setzen jetzt auf Effizienz und organisches Wachstum. Unser eigenes Beispiel zeigt, wie sich der Markt verändert: Jahrelang haben wir Personalvermittlung als gesonderte Dienstleistung angeboten – doch mittlerweile sehen wir diesen Bereich als übergesättigt an, denn viele unserer Kunden feedbacken, dass nicht der Mangel, sondern vor allem die zukunftsentscheidende richtige Auswahl mittlerweile ihr Problem ist.
Stattdessen konzentrieren wir uns nun noch mehr auf unsere Kernkompetenz: maßgeschneiderte LEAN-Software Entwicklung. Ein weiteres Zeichen dafür, dass Unternehmen sich fokussieren müssen und dass Spezialisierung zunehmend wichtiger wird. Die nächste Welle des Talentmanagements: Strategien für Entscheider:innen Die besten Ergebnisse entstehen nicht durch die Wahl zwischen Mensch oder Maschine – sondern durch die Kombination beider. Das zeigt sich eindrucksvoll in Bereichen, die schon früh von Künstlicher Intelligenz verändert wurden.
Garry Kasparov, einst das größte Schachtalent seiner Zeit, wurde 1997 von IBMs Deep Blue geschlagen. Doch anstatt sich gegen die Maschine zu stellen, erkannte er ihr Potenzial: Heute gibt es mehr SchachGroßmeister als je zuvor – weil sie mit KI trainieren.
„Ich glaube, die Zukunft liegt in der Kombination von Mensch und Maschine – der Verschmelzung der Rechenkraft von Maschinen und Algorithmen mit menschlicher Erfahrung und strategischem Überblick.“ – Garry Kasparov, Deep Thinking: Where Machine Intelligence Ends and Human Creativity Begins, 2017
Genau dieses Zusammenspiel ist die neue Herausforderung für Entscheider:innen: Wer sind die Talente, die sich nicht nur durch Fachkompetenz auszeichnen, sondern KI als Werkzeug nutzen und mit ihr zusammenarbeiten? Die, die sich nicht gegen den Wandel stellen, sondern ihn für sich nutzen? Dass dies eine grundlegende Veränderung bedeutet, zeigte sich auch im berühmten AlphaGoMatch gegen Lee Sedol. Die KI dominierte das Spiel – bis Sedol in der vierten Partie den als „Gottes Zug“ bekannten Konter spielte und AlphaGo überraschte. Dieser Moment bewies, dass der Mensch nicht obsolet wird – sondern dann gewinnt, wenn er unvorhersehbare Kreativität mit maschineller Effizienz kombiniert.
„Wenn ein Mensch mit einer Maschine richtig interagiert, kann er zu einer besseren Version seiner selbst werden.“ – Lee Sedol in “AlphaGo: Mit Zug 37 in Richtung KIKreativität”, 2022.
Das ist die nächste Welle des Talentmanagements. Unternehmen müssen nicht nur die besten Fachkräfte einstellen – sondern diejenigen, die mit KI als Partner agieren und sie für strategische Vorteile nutzen. Wer sich als Unternehmen jetzt richtig aufstellt, wird nicht nur resilienter, sondern kann aus der aktuellen Marktverschiebung gestärkt hervorgehen. Wer hingegen weiterhin nach alten Kriterien einstellt, riskiert langfristig ineffiziente Teams und steigende Fluktuation.
Fazit: Wer jetzt nicht umdenkt, ist raus!
Die goldene Ära des Arbeitnehmermarkts ist vorbei. Unternehmen verschärfen ihre Auswahl, KI verändert Jobprofile, Insolvenzen mischen den Markt auf. Jetzt zählt, wer sich anpassen kann. Wer das versteht, wird gewinnen – wer nicht, bleibt auf der Strecke. Willkommen in der neuen Realität des Arbeitsmarkts!
Über den Autor: Markus Kirchmaier ist Prokurist & Partner bei LEAN-CODERS und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem IT-Arbeitsmarkt sowie modernen IT-Systemen und technologischen Entwicklungen.