Fragwürdig

Architekt des AI Act meint, dass die „regulatorische Latte zu hoch“ gelegt wurde

AI Act der EU, Symbolbild. © Dall-E / Trending Topics
AI Act der EU, Symbolbild. © Dall-E / Trending Topics
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Seit dem 1. August ist der AI Act der EU in Kraft und wird in den nächsten Monaten und Jahren definieren, welche AI-Modelle und -Anwendungen verboten oder als (systemisches) Risiko mit hohen Auflagen eingestuft wird. Wie komplex das Regelwerk ist, kann man etwa hier nachlesen.

Jedenfalls hat sich Gabriele Mazzini, der als der wichtigste Architekt und Autor des KI-Gesetzes gilt und von 2019 bis Juli 2024 als „Team Leader AI Act“ der Europäischen Kommission tätig war, nun gegenüber Bloomberg zum AI Act und dessen Implikationen geäußert. „Die regulatorische Messlatte wurde vielleicht zu hoch gelegt“, sagt Mazzini gegenüber Bloomberg. „Es mag Unternehmen in Europa geben, die einfach sagen, dass das KI-Gesetz nicht genug Rechtssicherheit bietet, um weiterzumachen.“

Das ist schon bemerkenswert. Denn bereits während den langwierigen und intensiven Verhandlungen zum AI Act haben unter anderem AI-Startups wie Mistral AI angemerkt, dass die KI-Verordnung mit strengen Regeln sogar dafür sorgen könnte, dass es „gekillt“ werde. Zuletzt hat etwa auch Meta Platforms angekündigt, die multimodalen Versionen seiner AI-Modelle unter dem Namen Llama vorerst nicht in der EU an den Start zu bringen. Auch Apple wird seine AI-Integrationen in iPhone und Co vorerst nur in den USA an den Start bringen.

Der AI Act tritt heute in Kraft – und wird so dein Startup-Business betreffen

ChatGPT und Co als „systemisches Risiko“

Gerade für die Anbieter von so genannten General Purpose AI (GPAI) wird es schwierig, da sie sogar als „systemisches Risiko“ eingestuft werden könnten. GPAI sind solche AI-Modelle, die viele verschiedene Anwendungen wie Schreiben, Sprechen, Coding, Rechnen usw. können. Für sie gilt: Wenn sie mit einem Rechenaufwand von mehr als 10^25 FLOPs erstellt werden, sind sie „systemisches Risiko“. Quasi alle großen Top-Modelle fallen in diese Kategorie (Trending Topics berichtete).

Währenddessen sieht man, wie Europa nach und nach seine noch vor kurzem geypten AI-Startups verliert. So wurde Silo AI aus Finnland von Chip-Hersteller AMD aus den USA aufgekauft, um sich gegen Nvidia zu stärken; währenddessen orientiert sich Aleph Alpha aus Deutschland um, weil es mit den US-Anbietern nicht mithalten kann. Mistral AI aus Paris wiederum kämpft an zwei Fronten: OpenAI und Google lieferten bereits in Benchmark-Test deutlich bessere AI-Modelle ab, während Meta mit dem „Open Source“-Llama an der Preisfront untergräbt.

Unterm Strich muss man sich in der EU fragen, ob man sich einen Gefallen getan hat mit dem AI Act. Immer wieder betont wurde, dass man damit als erste Region der Welt eine entsprechende AI-Regulierung hätte. Währenddessen sieht man aber auch klar, dass die großen Investitionen anderswo getätigt werden.

OpenAI, Mistral AI, Meta: EU stuft Top-AI-Modelle als systemisches Risiko ein

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