Interview

Warum sollten Firmen Security Token Offerings machen, Max Heinzle?

Max Heinzle, Gründer und CEO von area2invest. © area2invest
Max Heinzle, Gründer und CEO von area2invest. © area2invest
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Wer sich die Aktie kauft, der kauft sich damit ein Stück der Firma und das Recht, über Dividenden am Gewinn des Unternehmens mitzunaschen. Und natürlich kann man Aktien kaufen und verkaufen und so im Börsenhandel Geld machen (oder verlieren). Dieses Prinzip wird in der Blockchain-Welt auf den Token übertragen. In so genannten Security Token Offerings (STO) werden aber nicht nur Anteile an Firmen verkauft – auch Häuser, Edelmetalle oder sogar Autos lassen sich tokenisieren.

In Liechtenstein gilt seit Beginn des Jahres ein neues Blockchain-Gesetz und soll das kleine Fürstentum zwischen Österreich und der Schweiz zu einem weltweit führenden Hub für Blockchain-Geschäfte und Tokenisierung machen. Mit area2invest gibt es nun auch einen eigenen Online-Marktplatz, auf dem STOs aller Art durchgeführt werden können.

Im Interview mit Trending Topics erklärt Max Heinzle, Gründer und CEO von area2invest, wie die Tokenisierung auf seiner Plattform funktioniert.

Trending Topics: Warum sollten Startups eine  STO durchführen, um Geld zu raisen? Was ist der Vorteil gegenüber anderen Strategien (zB. Angel-Investment)?

Max Heinzle: Beim STO gibt es mehrere Vorteile: Als Alternative zu Angel-Investments kann man gerade bei B2C-Produkten die eigenen Kunden als Investoren in das Funding miteinbeziehen. Außerdem funktioniert die ganze Abwicklung 100 Prozent digital, was auch in anderen Asset-Klassen zu Effizienzsteigerungen führt und somit niedrigere Transaktionskosten für den Investor bedeutet. Gerade bei der Tokenisierung von klassischen Wertpapieren ist das ein wichtiger Punkt, weil man hier keine Depotbank im herkömmlichen Sinn benötigt und so weitere Kosten spart.

Welche Produkte und Services kann man überhaupt tokenisieren?

Hier gibt es grundsätzlich sehr viele Möglichkeiten – sie reichen von der Tokenisierung von Immobilien, Kunstgegenständen und Autos bis hin zu Finanzprodukten wie Wertpapieren, Aktien und Anleihen. Bei der erstgenannten Gruppe ist der Vorteil offensichtlicher weil diese Vermögensgegenstände aufgrund der hohen Stückkosten früher gar nicht für private Kleinanleger zur Verfügung gestanden sind. Erst jetzt mit der Tokenisierung wird hier ein fraktioneller Besitzanspruch ermöglicht. Bei der zweiten Gruppe, also der Tokenisierung von herkömmlichen Wertpapieren, liegt der Vorteil wie oben erwähnt vor allem in einer effizienteren und somit günstigeren Abwicklung.

area2invest will einen eigenen Marktplatz für STOs etablieren. Warum sollte man dort einen STO machen und nicht selbst strukturieren?

Die Strukturierung an sich machen wir als Marktplatz nicht. Wir sind dabei, ein Ökosystem aufzubauen, in dem der Tokenherausgeber bzw. Emittent auf ein breites Netzwerk von zuverlässigen und professionellen Partnern zurückgreifen kann, die verschiedene Dienstleistungen anbieten. Dazu gehören zB. auch die Strukturierung unterschiedlicher STO-Formen, die Rechtsberatung oder das Programmieren von Smart Contracts.

Welche Gebühren kommen auf den Emittenten zu?

Das ist wirklich überschaubar und kostet den Bruchteil einer Eigenemission. Einige Kunden von uns (Anm.: Emittenten) waren fast böse weil wir sie erst kennengelernt haben, als sie bereits die gesamte Plattform für eine Eigenemission in Auftrag gegeben haben. Grundsätzlich teilen sich unsere Gebühren in einen fixen Anteil und einen variablen Anteil, der vom Transaktionsvolumen abhängt.

Ist ein ERC-20-Token Voraussetzung?

Nein, für uns spielt das keine Rolle. Wir können dem Emittenten bzw. dem Token-Herausgeber nur empfehlen, eine Blockchain zu verwenden, die in der Zielgruppe weit verbreitet ist bzw. wenn das nicht der Fall ist, mit geringerer Adaption zu rechnen.

Wie ist das in Liechtenstein reguliert? Und in welchen anderen Märkten kann ich den Token verkaufen?

In Liechtenstein ist seit 1. Jänner 2020 das sogenannte Blockchain-Gesetz (Anm.: TVTG – Token- und Vertrauenswürdige Technologien-Dienstleistungsgesetz, mehr dazu hier) in Kraft. Es gibt einen rechtlichen Rahmen für alle Anwendungen der Token-Ökonomie, um die Rechtssicherheit bei bestehenden und zukünftigen Geschäftsmodellen zu gewährleisten. Da Liechtenstein Mitglied im EWR ist, kann ein Token über die sogenannte Notifizierung, also das Passporting, in den EWR- und EU-Raum zum Vertrieb gebracht werden.

Als Unternehmen, das in Liechtenstein sitzt, sehen wir diese Brückenfunktion zwischen dem Euro- und dem Frankenraum als klaren Standortvorteil. Darüber hinaus sind wir natürlich sehr gespannt, welche Vereinfachung MiCA (Anm.: Regulation on Markets in Crypto Assets, mehr dazu hier) bringen wird.

Token-Käufern kann man eine fixe Zinszahlung, Umsatzbeteiligung oder Gewinnbeteiligung bieten. In welchen Fällen ist was am besten?

Hier gibt es basierend auf unserer Erfahrung keine fixen Regeln. Wie für alle Investments gilt dass die Risiko- und Ertragserwartung zusammenpassen muss. Ist dieses Verhältnis unausgeglichen, merken das die Investoren und werden nicht investieren. In diesem Zusammenhang können wir nur an die Emittenten appellieren, hier faire Investments zu strukturieren.

Für welche Branchen ist ein STO interessant? Autos, Kunst und Immobillien? Was noch?

Grundsätzlich geht es bei der Tokenisierung genau darum, illiquide Vermögensgegenstände liquide zu machen, da sind der Phantasie fast keine Grenzen gesetzt. Wir haben in den letzten Monaten viele spannende Projekte gesehen, bei denen es um die Tokenisierung von Musikrechten, Rinderherden, CBD-Plantagen, Seltene Erden, Immobilien oder eben rare Sportwagen und Oldtimer ging. Ich bin mir sicher, dass wir hier noch den einen oder anderen einzigartigen Security Token bei uns auf der Plattform sehen werden.

Was ist der konkrete Unterschied zu einer Crowd-Investing-Kampagne?

Ich denke, der Security Token ist viel breiter gefasst als eine Crowd-Investing Kampange. Der Token an sich bietet viel mehr Möglichkeiten als jene Vermögensanlagen, die heutzutage in der Regel nach dem Alternativfinanzierungsgesetz in Form von Darlehensverträgen ausgestaltet sind. Natürlich können die Token auch hier genauso ausgestaltet werden, wenn es z.B. darum geht, Kapital für ein Startup zu raisen.

Jedoch kann ein Token beispielsweise auch als “Container” für andere Rechte verwendet werden – denken wir beispielsweise nur mal an Nutzungsrechte. Security Token werden auch für professionelle Investoren große Vorteile bieten, weil diese Investoren besonders auf eine effiziente und somit kostenoptimale Transaktion Wert legen.

Sie arbeiten am Standort Liechtenstein. Dort gilt seit Anfang des Jahres das Blockchain-Gesetz TVTG. Wie hat sich das ausgewirkt?

Am Anfang des Jahres war die Euphorie sehr groß, bei vielen Events konnte man das sehr gut fühlen. Dann kam Corona und hat alles eine zeitlang regelrecht eingefroren. Das hat sich dann aber sehr schnell erholt und wir haben heuer bereits viele spannende STOs gesehen; unsere Pipeline ist auch sehr gut gefüllt und wir blicken sehr zuversichtlich in die Zukunft.

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