Mobilität

Argo AI: Von Ford und VW unterstütztes Robo-Auto-Startup löst sich auf

Ein Ford-Robotaxi mit Argo AI-Technologie © Argo AI
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Argo AI, ein US-Startup, das Technologie für autonome Fahrzeuge entwickelt, konnte bislang immer wieder mit Milliardeninvestments beeindrucken. Die beiden wichtigsten Geldgeber waren dabei die Autokonzerne Ford und VW. Doch nun ist es mit Argo AI schon wieder vorbei – das Unternehmen stellt den Betrieb ein. Ford und VW haben dem Scale-up nämlich nun die finanzielle Unterstützung entzogen. Dennoch werden die beiden Konzerne laut TechCrunch nun die Teile der Jungfirma übernehmen. Ihnen gehören jeweils 40 Prozent des Unternehmens.

Personal landet teilweise bei Ford und VW

Während eines Meetings am Mittwoch wurde den etwa 2.000 Mitarbeiter:innen von Argo AI mitgeteilt, dass einige von ihnen Angebote von den beiden Automobilherstellern erhalten würden. Es war unklar, wie viele von ihnen bei Ford oder VW Job-Aussichten haben und welche Unternehmen die Technologie von Argo erhalten werden. Das Personal soll auch ein Abfindungspaket bekommen, das eine Versicherung und zwei separate Prämien umfasst – eine jährliche Prämie sowie eine Transaktionsprämie bei Abschluss des Geschäfts mit Ford und VW. Alle Argo AI-Mitarbeiter:innen sollen diese Prämien erhalten.

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„In Abstimmung mit unseren Aktionären wurde die Entscheidung getroffen, dass Argo AI seine Mission als Unternehmen nicht fortsetzen wird. Viele der Mitarbeiter:innen werden die Möglichkeit erhalten, ihre Arbeit an der Technologie des automatisierten Fahrens entweder bei Ford oder Volkswagen fortzusetzen, während die Beschäftigung für andere leider enden wird“, so Argo AI in einer Erklärung.

Ernüchterung wegen langsamen Fortschritts

Das Ende von Argo AI ist exemplarisch dafür, dass sich im Bereich der autonomen Autos derzeit Ernüchterung breitmacht. In den letzten Jahren sind gewaltige Investments aus der Branche in die Technologie geflossen. Jedoch kommt die Entwicklung nicht so schnell voran, wie es sich die Konzerne erhofft hatten. Selbst Anthony Levandowski, Waymo-Gründer und Pionier des Bereichs der selbstfahrenden Autos, kritisiert den Mangel an Fortschritt mittlerweile (wir berichteten).

Autonomes Fahren kommt trotz Milliardeninvestments nur schleppend voran

Genau dieser Mangel an Fortschritt bedeutete nun offenbar der Untergang für Argo AI. Sowohl für Ford als auch für VW sollte die Jungfirma Computersysteme für autonome Robotaxis entwickeln. Doch speziell Ford war mit der Entwicklung der Technologie nicht zufrieden, berichtet das Handelsblatt. Der US-Konzern wollte seine Robotaxis möglichst bald großflächig auf die Straßen bringen, aber in der Praxis war das nicht möglich. Deswegen wollte Ford VW seine Anteile anbieten. VW lehnte das allerdings ab, was nun zur Schließung von Argo AI geführt hat.

Ford setzt nicht mehr auf vollautonomes Fahren

Ford sagte in seinem am Mittwoch veröffentlichten Ergebnisbericht für das dritte Quartal, dass es eine strategische Entscheidung getroffen hat, seine Ressourcen auf die Entwicklung fortschrittlicher Fahrerassistenzsysteme zu verlagern. Das Unternehmen gab an, dass es eine nicht zahlungswirksame Wertminderung in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar vor Steuern auf seine Investition in Argo AI verzeichnete, was zu einem Nettoverlust von 827 Millionen Dollar für das dritte Quartal führte.

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VW hat ebenfalls angekündigt, die Ressourcen zu verlagern und nicht mehr in Argo AI zu investieren. Das Unternehmen sagte, es werde seine Softwareeinheit Cariad nutzen, um die Entwicklung des hochautomatisierten und autonomen Fahrens gemeinsam mit Bosch und in Zukunft in China mit Horizon Robotics voranzutreiben. Als kleinerer Akteur hatte sich auch Lyft mit 2,5 Prozent an Argo beteiligt. Lyft hatte Anfang des Jahres angekündigt, in den nächsten fünf Jahren mindestens 1.000 selbstfahrende Autos für sein Ride-Hailing-Netzwerk in einer Reihe von Städten einzusetzen, zunächst in Miami und Austin. Diesen Kurs will Lyft nun weiterhin beibehalten. Das Unternehmen hat auch Partnerschaften mit den Firmen Motional und Waymo.

Argo AI hatte Milliarden eingesammelt

Argo AI wurde 2016 von Bryan Salesky und Pete Rander gegründet. Bereits im Jahr 2017 ist Ford mit einer Milliarde Dollar eingestiegen. 2019 hat VW dann 2,6 Milliarden Dollar in die Jungfirma gesteckt. Das zeigt, wie groß der Hype um autonomes Fahren vor ein paar Jahren noch war. Angesichts der Schließung wird deutlich, wie groß die heutige Enttäuschung in der Branche ist.

Argo AI: Volkswagen investiert 2,6 Milliarden Dollar in Startup für autonomes Fahren

Die Versprechen rund um die Kommerzialisierung der Technologie zu halten hat sich als schwieriger erwiesen als erwartet. Die Branche wurde von einer Konsolidierungswelle überrollt, in deren Verlauf sich Unternehmen auflösten oder in anderen Unternehmen aufgingen. Andere wendeten sich an den öffentlichen Markt, entweder durch einen traditionellen Börsengang wie TuSimple oder durch eine Fusion mit einer speziellen Übernahmegesellschaft wie Aurora, in der Hoffnung, das Kapital zu erhalten, das es braucht, um seine Mission fortzusetzen.

Bis vor Kurzem noch großer Hype

Im vergangenen Jahr schien Argo AI noch auf dem Vormarsch zu sein. Die selbstfahrenden Ford Fusion-Fahrzeuge und jetzt auch die Ford Escape Hybride des Unternehmens wurden häufig bei Tests auf öffentlichen Straßen in Austin, Detroit, Miami, Palo Alto und Pittsburgh, wo das Unternehmen seinen Hauptsitz hat, gesehen. In der EU nutzte Argo den vollelektrischen Volkswagen ID. Buzz für seine Testprogramme in Hamburg und München. Argo hat außerdem mehrere Pilotprogramme in Austin, Miami und Pittsburgh mit Lyft, Walmart und 412 Food Rescue gestartet.

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Erst letzten Monat stellte das Unternehmen ein Ökosystem von Produkten und Dienstleistungen vor, die den kommerziellen Liefer- und Robotaxi-Betrieb unterstützen sollen. Die Produkte – darunter Software für das Flottenmanagement, Datenanalyse, hochauflösende Karten und Cloud-basierte Kommunikationstools – gehen weit über das selbstfahrende System hinaus, das es einem Fahrzeug ermöglicht, ohne einen Menschen am Steuer zu fahren. Argo schien der Welt mitzuteilen, dass es für den Geschäftsbetrieb geöffnet ist.

Investments in Technologie zahlen sich nicht aus

Angesichts dessen kommt das Ende von Argo AI für viele als ein Schock, jedoch ist es nur Teil einer größeren Entwicklung. Unternehmen und Zulieferer, die sich mit autonomen Fahrzeugen befassen, haben laut Automotive News Europe zusammen etwa 75 Milliarden Dollar in die Entwicklung der Technologien investiert. Jedoch zeichnen sich heute immer noch keine nennenswerten Einnahmen aus den entsprechenden Diensten ab.

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Für Aurora Innovation, TuSimple Holdings und Embark Technology, deren Aktien in diesem Jahr jeweils um mindestens 80 Prozent eingebrochen sind, bedeutet das eine Katastrophe. Intel hat die angestrebte Bewertung seines Geschäftsbereichs für autonomes Fahren, Mobileye, auf etwa 16 Milliarden Dollar gesenkt, ein Bruchteil der mehr als 50 Milliarden Dollar, die es Berichten zufolge vor 10 Monaten im Sinn hatte. Viele der Startups in diesem Bereich haben gewaltige Investments erhalten, ohne ihre Technologie wirklich etabliert zu haben. Laut Kritikern wie Levandowski haben selbstfahrende Autos noch einen weiten Weg zu gehen, bevor sie dem Hype gerecht werden können.

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