Arm, Birkenstock, Databricks: Das IPO-Jahr wird bald spannend
Dass 2023 ein schwierige Jahr für Börsengänge werden würde, war von Anfang an klar. Geopolitische Spannungen, hohe Inflation und starke Zinserhöhungen machte die Finanzierungslage vom der kleinen Seed-Runde eines Startups bis zum IPO von Unicorns schwierig. Doch im zweiten Halbjahr werden nun einige Kracher an den Börsen erwartet, die sich nun nach und nach ankündigen.
2022 war schon ein durchwachsenes Börsenjahr, das aber immerhin einige Highlights wie LG Energy Solution (10,7 Milliarden US-Dollar), Porsche (9,1 Milliarden US-Dollar) und China Mobile (8,2 Milliarden US-Dollar) brachte. 2023 hat man bereits einige spannende IPOs gesehen, unter anderem des deutschen Cloud-Anbieters Ionos (Market Cap: 2 Mrd. Euro), der Wasserstofftochter Nucera von ThyssenKrupp (2,8 Mrd. Euro) des vietnamesischen E-Auto-Herstellers VinFast (42 Mrd. Dollar).
Doch mit der heutigen Ankündigung des britisch-japanischen Chip-Unternehmens Arm, demnächst der der Technologie-Börse Nasdaq zu listen, kommt ein ganz starkes Signal. Arm ist aus der Tech-Welt nicht mehr wegzudenken, immerhin sind ihre Chip-Architekturen die Grundlage für die Prozessoren von Apple, Google, AMD, Intel, NVIDIA, Qualcomm oder Samsung. Durch den AI-Boom hofft Arm, das zuletzt stagnierende Geschäft auf neue Höhen zu befördern, und der japanische Eigentümer Softbank könnte durch den IPO sechs bis sieben Milliarden Dollar einnehmen. Offen ist da aber noch, ob Investoren gewillt sind, wirklich eine Bewertung von 60 bis 70 Mrd. Dollar zu bezahlen.
Arm soll größter IPO des Jahres werden – großer Risikofaktor China
Birkenstock im Schatten von Dr. Martens
Neben Arm, auf dessen IPO viel Aufmerksamkeit liegen wird, gelten eine Reihe von Unternehmen als Börsenkandidaten bzw. sind sichere Börsenneulinge. An vorderster Front zu nennen ist die deutsche Traditionsmarke Birkenstock. Die wurde 1774 gegründet, dann 2021 von L Catterton, einer Beteiligungsgesellschaft des französischen Luxusgüterkonzern LVMH um etwa 4 Mrd. Euro gekauft – und soll nun im September an die Börse, und zwar nicht in Frankfurt, sondern in New York. Denkbar ist, dass eine Bewertung von bis zu zehn Milliarden Dollar aufgerufen werden könnte – allerdings mit dem Fragzeichen, ob das Investoren nicht zu teuer ist. Die Vergangenheit zeigt etwa, dass die britische Traditionsmarke Dr. Martens nach dem IPO schnell und deutlich an Wert verlor.
In Deutschland gelten laut Handelsblatt auch noch der Panzergetriebehersteller Renk, der Tankkarten-Anbieter DKV sowie Schott Pharma als potenzielle Börsenkandidaten. Aucu bei Flixbus oder Techem gibt es Gerüchte über geplante IPOs. Hingegen hat man etwa von den Fintechs Solaris und N26 hinsichtlich IPO-Plänen schon länger nichts mehr gehört. Auch Stripe, Chime und Klarna galten und gelten als Börsenkandidaten, Bewegung in die Richtung gibt es offiziell aber noch keine.
Dafür gibt es starke Indizien dafür, dass etwa Databricks den IPO sucht – immerhin stärkte sich der Enterprise-Software-Anbieter durch die Übernahme des Generative AI-Startups MosaicML um satte 1,3 Mrd. Dollar. Das könnte die Story für die Börse spannender machen, um noch vom AI-Hype etwas abzubekommen. Bei Konsumenten bekannten Marken wie Shein oder Liquid Death gab oder gibt es ebenfalls IPO-Pläne.
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Bessere Bedingungen locken an die Börse
Relativ fix sollte auch sein, dass ABB E-mobility, ein Schweizer Anbieter von Ladelösungen für Elektrofahrzeuge, den IPO macht – immerhin wurden zu Jahresbeginn 325 Millionen Schweizer Franken von Investoren (u.a. Porsche) aufgenommen, um noch einmal den Wachstumsturbo in Richtung Börse aufzudrehen. „Wir halten an unserer Strategie fest, unser E-Mobility-Geschäft separat an die Börse zu bringen, sofern die Marktbedingungen konstruktiv sind“, sagte ABB-CEO Björn Rosengren damals.
Wie sieht es bei diesen Marktbedingungen aus? Der Unternehmensberater EY erwartet ein besseres Klima im zweiten Halbjahr 2023. „Weltweit ist der Markt für Börsengänge aufgrund der geopolitischen Spannungen und der Zinswende weiterhin geprägt von Vorsicht“, so Stefan Uher, Leiter der Wirtschaftsprüfung bei EY. „Viele Unternehmen verharren in der Warteposition und hoffen auf ein besseres Investorensentiment und eine höhere Marktliquidität.“
Positiv sei, dass die Volatilität gesunken und das Kursniveau an den Weltbörsen relativ hoch sei.“ Der Volatilitätsindex Vix liegt aktuell deutlich unter einem Wert von 20, und damit wieder ungefähr dort, bevor die COVID-Pandemie losging und die Finanzmärkte aus den Fugen hob. Das dürften nun vermehrt Unternehmen als Signal nehmen, um den Gang an die Börse zu wagen.
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