Arm: Britische Chip-Firma soll nach geplatzter Nvidia-Übernahme an die Börse
Die Vorzeichen waren da, jetzt ist der Deal tot: Der geplante Verkauf des britisch-japanischen Chip-Unternehmens Arm an den US-Riesen Nvidia ist endgültig vom Tisch. „Veränderte regulatorische Rahmenbedingungen“ als Grund ist ein Euphemismus. Denn sowohl in der EU als auch in den USA Großbritannien haben sich Branchenexpter:innen, Wettbewerbshüter:innen und Politiker:innen quergestellt – aus Angst, Europa würde eine seiner letzten Chip-Firmen an die USA verlieren, und es würde ein zu großer Player am Markt geschaffen. Arm-Mitgründer Hermann Hauser fürchtete gar, dass Großbritannien Großbritannien in „amerikanisches Vasallentum“ geraten würde.
Nun ist die Übernahme in der Größenordnung von 66 Milliarden Dollar (der Preis stieg von anfänglich 40 Mrd. Dollar) vom Tisch – und Arm-Eigentümer Softbank aus Japan muss sich eine neue Strategie überlegen. Softbank als Growth-Investor hat prinzipiell die Strategie, Unternehmen eine Zeit lang weiter aufzubauen, dann aber wieder abzustossen. Da nun Nvidia als eine der wenigen Firmen als Käufer wegen politischem Gegenwind nicht mehr in Frage kommt (und damit wohl auch kein anderer Prozessor-Hersteller), muss nun die Börse her.
“Vasall Amerikas”: Hermann Hauser will Verkauf von ARM verhindern
Softbank hat gemeinsam mit Arm bereits begonnen, Vorbereitungen für den Börsengang zu treffen, der bis spätestens zum 31. März 2023 stattfinden soll. Der erste Schritt: Der bisherige Arm-CEO Simon Segars wird nach 30 Jahren Dienstzeit beim Unternehmen mit sofortiger Wirkung durch Rene Haas ersetzt. Haas hat nun die Aufgabe, eine „neue Wachstumsstrategie“ während der Vorbereitungen für einen Börsengang zu fahren. Sprich: Die Braut soll noch einmal aufgehübscht werden.
Der neue Plan dürfte Arm-Mitgründer Hauser freuen. Schließlich hat er bereits vor einiger Zeit den IPO an der London Stock Exchange als Alternative zum Verkauf an Nvidia vorgeschlagen.
Abschlagszahlung von 1,25 Mrd. Dollar für Softbank
Der Preis, der aktuell am Tisch liegt, sind die 66 Milliarden, die Nvidia an Softbank zahlen wollte. Doch angesichts der weltweiten Chip-Krise und der zentralen Position von Arm bei Mobile-Chips (die Blaupausen des Unternehmens werden von Apple, Samsung uvm. verwendet) könnte der Wert des britischen Unternehmens noch viel größer sein.
„Arm entwickelt sich zu einem Zentrum der Innovation nicht nur in der Mobiltelefon-Revolution, sondern auch in den Bereichen Cloud Computing, Automotive, Internet der Dinge und Metaverse und ist in seine zweite Wachstumsphase eingetreten“, so Masayoshi Son, Gründer und CEO der SoftBank Group Corp. „Wir werden diese Gelegenheit nutzen und mit den Vorbereitungen für den Börsengang von Arm beginnen, um noch weitere Fortschritte zu erzielen.“
Auch wenn der geplatzte Deal für Softbank ein Rückschlag ist, er ist trotzdem Milliarden wert. Genauer gesagt 1,25 Mrd. Dollar. Denn die hat Nvidia bereits angezahlt, und Softbank wird diese behalten. Im Gegenzug wird Nvidia seine 20-Jahres-Lizenz für Arm behalten und damit weiter wie auch andere Tech-Riesen Chips auf Basis der Arm-Architektur produzieren können.