Artem: Schweizer CBAM-Software erhält 1,5 Mio. Euro Seed-Finanzierung
In Zukunft wird es nicht mehr egal sein, wer welche Produkte aus welchen Ländern importiert. Auf der Agenda der EU steht, den globalen Übergang zu einer Netto-Null-Produktion zu beschleunigen. Eine dazu passende Lösung bietet das Schweizer B2B-Startup Artem an: Die entwickelte Compliance-Software mit einem integrierten Hardware-Messgerät soll Unternehmen in der EU und in Drittländern dabei helfen, die CBAM-Konformität zu gewährleisten. 1,5 Mio. Euro gab es dafür in einer Seed-Finanzierungsrunde.
CO2-Ausstoß in den internationalen Handel integrieren
Die vier Buchstaben CBAM stehen für Carbon Border Adjustment Mechanism. Es handelt sich um eine EU-Verordnung, die darauf abzielt, CO2-Emissionen zu reduzieren und die EU auf ihrem Weg zur Netto-Null-Emission bis 2050 zu unterstützen. Der Mechanismus soll Unternehmen dazu anregen, ihre Produktionsmethoden zu decarbonisieren und eine faire Wettbewerbsumgebung zu schaffen. Das Spannende: CBAM soll auch CO2-Emissionen aus Drittländern berücksichtigen. Bis dato konnten Unternehmen, die Produkte aus Ländern mit weniger strengen Klimaschutzvorgaben importieren, ohne eine direkte CO2-Abgabe zahlen zu müssen.
Zur Erklärung: Ab dem 1. Quartal 2026 müssen Importeure von Zement, Stahl, Aluminium, Düngemitteln, Strom und Wasserstoff gemäß der CBAM-Verordnung nicht nur ihre CO2-Emissionen melden, sondern auch CBAM-Zertifikate erwerben.
Für Produzenten sollen sich dadurch laut dem Schweizer Startup Artem erhebliche Herausforderungen ergeben – vor allem, wenn es um die Überwachung, Berichterstattung und Überprüfung der Lieferkette geht.
Ein Tool zur Berichterstattung für EU-Importeure
Die Plattform von Artem zielt auf die Verfolgung der Treibhausgasemissionen entlang grenzüberschreitender Lieferketten ab. Dafür sollen reale Emissionsdaten von Lieferanten auf der ganzen Welt in einer Datenbank gesammelt und überprüft werden. Anwender:innen sollen präzise Emissionsdaten von Nicht-EU-Herstellern nachverfolgen können, um darauf basierend eine “nahtlose” Berichterstattung zu erstellen.
Die Zielgruppe seien Produzenten, Exporteure und Importeure, besonders all jene, die grenzüberschreitend agieren und künftig aufgrund der neuen Vorgaben strenger auf ihre Handelsprozesse achten sollten. Denn: Bei Nichteinhaltung der neuen CBAM-Vorschriften werden Geldstrafen fällig. Gegründet wurde das Startup 2024 von Nanxi Ding und ihren beiden Gründungspartnern Leo Rees-Murphy und Ofir Weinstock. Ding leitete das Automobilherstellungsunternehmens ihrer Familie und kam dabei die Idee, eine CBAM-Compliance-Infrastruktur zu entwickeln.
1,5 Mio. Euro für Weiterentwicklung der Plattform
Die Seed-Runde wurde von Vireo Ventures angeführt, einem Risikokapitalfonds, der im Rahmen der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) der EU als besonders nachhaltig eingestuft wurde. Mit den eingesammelten 1,5 Mio. Euro soll die entwickelte Software- und Hardware-Plattform vorangetrieben werden.
Aktuell soll die Lösung von Artem hochpräzise Emissionsmesssysteme einsetzen, um Echtzeit-Daten direkt aus der Produktion zu erfassen und automatisch zu melden. Auch sei es möglich, die finanziellen Auswirkungen von CO2-Steuern und Emissionshandelssystemen zu berechnen, um diese zum Beispiel auf Produktpreise zu übertragen.
Wachsender Markt für Emissionsüberwachung
Der globale Markt für Emissionsüberwachungssysteme wurde im Jahr 2024 von Precedence Research auf 4,97 Milliarden US-Dollar geschätzt. Bis 2034 soll er um 9,8 Prozent auf 12,62 Milliarden US-Dollar ansteigen. MarketsandMarkets, ein Marktforschungsunternehmen, das sich auf die Analyse wachstumsstarker Industrien spezialisiert hat, schätzt das Marktwachstum bereits bis 2028 auf 9,3 Prozent – der Marktwert soll bis dahin 5 Milliarden US-Dollar erreichen.
“Insbesondere die Regionen EU und Asien-Pazifik treiben die Nachfrage voran – angetrieben von strengerer Regulierung und dem verstärkten Fokus auf Nachhaltigkeit“, so Artem in einer Presseaussendung.
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