Ehemaliger SpaceX-Ingenieur arbeitet an tragbarem Atomreaktor
Die Suche nach dem besten Ersatz für bisherige Energiequellen gleicht ein wenig der Suche nach dem Heiligen Gral. Oder vielleicht auch der Suche nach einer überirdischen Lösung. Insbesondere letzteres trifft ein wenig auf die Arbeit des Gründers des kalifornischen Unternehmens Radiant Nuclear zu. Dieses wurde von Doug Bernauer gegründet. Dieser hat, bevor es ihn in die Selbstständigkeit zog, bei SpaceX Energiequellen für eine mögliche Marskolonie erforscht. Die Energiequelle, an welchem das Unternehmen Radiant Nuclear aber nun arbeitet, soll ganz irdische Problemen lösen.
Ersatz für Dieselgeneratoren
Radiant Nuclear arbeitet an einem Prototypen eines tragbaren, nuklearen Mikroreaktors. Dieser soll dann in der finalen Form eine „saubere Energiealternative zu fossilen Brennstoffen für militärische und kommerzielle Anwendungen“ sein, so das Unternehmen in einer Aussendung. Dabei sollen die Mikroreaktoren auch einen Ersatz für Dieselgeneratoren darstellen. Mit einer Leitung von über 1 MW könnte ein solcher 1.000 Haushalte über acht Jahre mit Strom versorgen, so das amerikanische Unternehmen, und mehrere der Mikroreaktoren zusammengeschlossen eine ganz Stadt oder Militärstützpunkte.
Als Brennstoff will das Unternehmen einen Partikelbrennstoff verwenden, welcher nicht schmelzen würde und für vier Jahre Einsatz reichen würde, so Radiant. Als Kühlmittel soll Helium verwendet werden. Außerdem plant das Entwicklungsteam den Mikroreaktor so zu konstruieren, dass er per Land,- Luft- und Wasserweg transportiert werden könnte. So soll dieser primär in abgelegene Gemeinden und Katastrophengebieten eingesetzt werden.
Entwicklung eines Prototyps
Bisher ist das aber alles Zukunftsmusik. Im Moment befindet sich das Unternehmen noch in der Prototypen-Phase. Wann mit einer ersten Version dieses tragbaren nuklearen Mikroreaktors zu rechnen ist, bleibt somit offen.
Das Hauptargument der Entwickler des Mikroreaktors ist vor allen Dinge die so „emissionsfreie“ Art der Energiegewinnung, als klimafreundliche Option gegenüber Dieselgeneratoren. Offen bleibt dabei allerdings wo und wie sie den Partikelbrennstoff gewinnen. Außerdem stellt sich die Frage, wie bei allen Arten der Atomenergie, wie dieser nach Gebrauch gelagert werden soll. Trotzdem scheint die Arbeit von Radiant Nuclear auf Interesse zu stoßen. So konnten diese sich letztes Jahr bereits in einer Finanzierungsrunde 1,2 Millionen US-Dollar von Angel-Investoren sichern.
Tatsächlich ist das Unternehmen nicht das einzige, welches an mobilen Reaktoren arbeitet. So arbeitet das dänische Unternehmen Seaborg Technologies ebenfalls an einem ähnlichem Projekt.
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Wachsendes Interesse an Atomkraft
Auch Mini-Atomkraftwerke, zu englisch Small Modular Reactors (SMR), rücken immer mehr in das Bewusstsein der Menschen. Wie im Sommer 2021 bekannt wurde, soll im amerikanischen Bundesstaat Wyoming ein Mini-Natrium-gekühltes Atomkraftwerk gebaut werden, wir berichteten. Federführend sind dabei das von Microsoft-Gründer Bill Gates vor 15 Jahren gegründete Unternehmen Terrapower gemeinsam mit dem Energieversorger PacifiCorp in Wyoming.
Wie die französische Nachrichtenagentur afp in der letzten Woche berichtete, möchte der französische Präsident Emmanuel Macron, der sich bereits im Wahlkampf zur Präsidentschaftswahl nächstes Jahr befindet, den Fokus sowohl auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien legen, als auch auf den der sogenannten Mini-Atomkraftwerke.
Die Tatsache, dass bei der Energiegenerierung durch Atomkraft keine CO2-Emissionen entstehen, wird von vielen Atom-Befürworter:innen als Argument für die Mini-AKWs und allgemein die Atomkraft als Lösung in der Energiewende oft genutzt.
Der Nachteil: Die bisher ungeklärte Frage der Endlagerung des radioaktiven Abfalls bleibt auch hier.