Aus der Traum: Sono Motors stellt Solarauto Sion ein
Es hat sich schon länger abgezeichnet, dass das mit Solarenergie betriebene Auto des Münchener Startups Sono Motors keine rosige Zukunft haben wird. In einer Crowdfunding-Kampagne wollte das Jungunternehmen das Fahrzeug retten, doch das Erreichen des endgültigen Ziels von 100 Millionen Euro wirkte schon im Jänner sehr unwahrscheinlich. Nun ist es offiziell vorbei: Sono Motors konzentriert sich nach eigenen Angaben ab jetzt ausschließlich auf das Solargeschäft für B2B-Kunden und hat das Sion-Programm eingestellt. Obendrein gibt es auch noch eine saftige Kündigungswelle beim gescheiterten Solarauto-Hersteller.
Sion hat mehr als 400 Mio. Euro verschlungen
Von nun an liegt der Fokus von Sono Motors vor allem auf der Nachrüstung und Integration der Solartechnologie in Fahrzeugen von Drittanbietern. Die Solarlösungen des Unternehmens, bestehend aus Hardware, wie Leistungselektronik, und Software, werden bereits heute von 23 Geschäftspartnern in Europa, Asien und den USA eingesetzt. Die Jungfirma verspricht, dass Flottenbetreiber von der Integration der Solartechnologie profitieren können, indem sie Kraftstoff, Kosten und CO2 einsparen.
Für die Einstellung des Sion-Programms macht das Unternehmen vor allem die schlechten Bedingungen auf dem Kapitalmarkt verantwortlich. Rund 90 Prozent des Finanzierungsbedarfs für das Jahr 2023 stammten aus der Entwicklung des Solarautos. Bisher hat die Entwicklung des Sion mehr als 400 Millionen Euro verschlungen – der Großteil stammt von Privatinvestor:innen. Schon mehrmals hat das Unternehmen Crowdinvesting-Kampagnen durchgeführt, jedoch im Endeffekt ohne Erfolg.
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Sono Motors flüchtet ins B2B-Geschäft
„Auch wenn wir mit dem Sion-Programm unser ursprüngliches Herzensprojekt einstellen mussten, bietet uns die Verlagerung unseres gesamten Fokus auf B2B-Solarlösungen die Möglichkeit, weiterhin innovative Produkte in der Solarindustrie zu entwickeln. Trotz der mehr als 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen für den Sion waren wir gezwungen, auf die anhaltende Instabilität der Finanzmärkte zu reagieren und unser Geschäft zu verschlanken. Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen“, sagt Laurin Hahn, Mitgründer und CEO von Sono Motors. Das Unternehmen entlässt darüber hinaus auch noch 300 Mitarbeitende.
In Zukunft will sich Sono Motors speziell auf Busse und Autos von anderen Herstellern konzentrieren. Das Unternehmen will seine Technologie weiter skalieren. Im zweiten Quartal 2023 soll die nächste Generation des „Solar Bus Kit“ – einer massentauglichen Nachrüstlösung für Busse – beginnen. Beim Geschäft von Sono Motors sollen die patentierten Technologien des Sion weiterhin zum Einsatz kommen. Außerdem will das Startup sein Sion-Programm verkaufen.
Konzept Solarauto ist vorerst begraben
Für Sion-Reservierungen, die vor der #savesion-Kampagne angezahlt wurden, hat das Unternehmen nach eigenen Angaben einen Rückzahlungsplan. Dieser sieht die Rückzahlung in mehreren Raten zuzüglich eines Bonus über die nächsten zwei Jahre vor, beginnend mit der ersten Rate im Mai 2023. Die Beträge sämtlicher Zahlungszusagen, die seit 8. Dezember 2022 im Rahmen der #savesion-Kampagne getätigt wurden, wird Sono Motors allerdings nicht einbeziehen. Diese Entscheidung ist nicht unproblematisch, immerhin haben Kund:innen in der gescheiterten Kampagne 45 Millionen Euro in die Rettung des Sion gesteckt.
Der unrühmliche Untergang des Sion ist exemplarisch für den vorerst geplatzten Traum vom Solarauto. Ein starker Hype bestand bis vor Kurzem auch noch rund um Lightyear aus den Niederlanden. Dessen Modell „Lightyear 0“ war das erste marktfähige Solarauto überhaupt. Doch nachdem die Firma auf ein anderes Modell umsteigen wollte, kam im Jänner abrupt die Insolvenzmeldung. Vor allem die hohen Kosten von Solarautos und der noch nicht weit genug entwickelten Solarzellen haben viele abgeschreckt. Letztendlich hat sich gezeigt, dass die Welt noch nicht bereit ist für ein mit Sonnenenergie betriebenes Fahrzeug.