Austrian Startup Monitor 2019: Die wichtigsten Zahlen der Startup-Studie
AustrianStartups lud heute gemeinsam mit dem WU Gründungszentrum und AIT in das Wirtschaftsministerium. Präsentiert wurde im Rahmen des Startup-Frühstücks der Austrian Startup Monitor 2019. Dafür wurden mehr als 700 Gründerinnen und Gründer zu verschiedenen Themen befragt. Der Bericht bringt einige interessante Zahlen zutage.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. Die war zwar etwas kurz angebunden (ein weiterer Termin stand an), fand aber noch Zeit, die letzten Monate zu reflektieren und einen Ausblick in die nähere Zukunft zu bieten. Gelobt wurde abermals das Regierungsprogramm, das „Beste beider Welten“, weshalb es auch gut sei, wieder zurück zu sein.
Zu tun gibt jedenfalls genug: Ein „Digital-Fonds“ soll geschaffen werden, eine neue Rechtsform für Unternehmen soll entstehen und generell will man „Rahmenbedingungen schaffen, dass es leichter ist, zu gründen“. Auch das Steuerpaket war Thema, wenngleich recht unkonkret. Einzige Ausnahme: die Mitarbeiterbeteiligung. Bis zu fünf Prozent der Gewinne sollen künftig komplett steuerbefreit an die Mitarbeiter weitergegeben werden.
Austrian Startup Monitor: Die Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen aktuelle Entwicklungen zu Gründungsteams, Geschäftsmodellen, Internationalisierungsstrategien und zur Finanzierung von Startups. Klar im Fokus ist derzeit das Thema Nachhaltigkeit. 46 Prozent der Startups widmen sich sozialen und ökologischen Zielen, das sind 62 Prozent mehr als noch im letzten Jahr. Insgesamt umfasst der österreichische Startup-Sektor mittlerweile rund 17.500 Beschäftigte und ist damit laut den Studienmacher auch als Job-Motor nicht zu unterschätzen. Dazu planen die Startups, im nächsten Jahr mehr als 7.000 zusätzliche neue Jobs zu schaffen.
+++Regierungsprogramm: Die wichtigsten Pläne für den Startup-Sektor+++
Lange Zeit sei der die Branche extrem männlich dominiert gewesen. „Es ist wirklich cool, dass sich das geändert hat“, hieß es bei der Präsentation seitens der Studienmacher. Der Anteil weiblicher Gründerinnen ist seit dem Vorjahr von 12 auf 18 Prozent gestiegen. Mittlerweile hat jedes dritte Startup zumindest eine Frau im Gründungsteam. Und: Die durchschnittliche Anzahl an MitarbeiterInnen hat zugenommen, von im Schnitt 8,2 auf 9,4 MitarbeiterInnen.
GründerInnen und Bundesländer
Wien liegt mit 49 Prozent aller Startup-Gründungen klar vor Oberösterreich und der Steiermark mit je zwölf Prozent. Einen Anteil von unter fünf Prozent haben Kärnten, Salzburg, das Burgenland und Vorarlberg. Gegründet wird in so gut wie jedem Alter: „Der jüngste Gründer in unserem Sample ist 15 Jahre alt, der älteste 68 Jahre“, hieß es bei der Präsentation des Austrian Startup Monitor. Das Durchschnittsalter der GründerInnen beträgt 37 Jahre. Vier von zehn Startup-GründerInnen haben bereits vor der aktuellen Gründung unternehmerische Erfahrung als Gründer gesammelt.
Branchen
IT und Softwareentwicklung sind für Startups abermals die wichtigsten Branchen, wenngleich der Anteil von 35 % im Jahr 2018 auf aktuell 31 % etwas gesunken ist. Leichte Zuwächse gebe es in den Bereichen Konsumgüter (10 %) sowie Finanzwesen beziehungsweise Finanztechnologie (6 %). Für sämtliche Branchen wichtig ist das (europäische) Ausland: Mehr als 90 % der österreichischen Startups erzielen bereits Umsätze im Ausland oder planen, in naher Zukunft auf internationalen Märkten aktiv zu werden. Jedes fünfte Startup erwirtschaftet bereits Gewinne. Hervorgehoben wurde außerdem Asien als „Markt der Zukunft“, der Anteil an Startups, die in Asien Geschäfte machen, sei „verschwindend gering“.
Politik
„Als Bundesregierung haben wir das Ziel, Startups und junge Unternehmen bestmöglich zu unterstützen. Dabei stehen nicht immer nur finanzielle Maßnahmen im Vordergrund, sondern auch Mut für neue Initiativen sowie der Abbau von bürokratischen Hürden und die Digitalisierung der Prozesse. […] Sie schaffen nachhaltig neue Arbeitsplätze und Aufgabe meines Ministeriums wird es weiterhin sein, innovativen Ideen und mutigen Gründerinnen und Gründern jenen Raum zu geben, den sie zur Verwirklichung ihrer Vision brauchen“, sagte Ministerin Schramböck.
+++Kritik an neuer Regierung: Informatikausbildung wird vernachlässigt+++
Das Vertrauen scheint sich die Regierung aber erst erarbeiten zu müssen. Nur jedes sechste Startup ist der Meinung, dass die österreichische Bundesregierung ein ernsthaftes Interesse hat, Startups zu unterstützen. Im Vorjahr war es jedes achte Unternehmen. Startups erwarten sich von der österreichischen Politik am dringendsten eine Senkung der Lohnnebenkosten (44 %), mehr Anreize für Risikokapital (41 %) und eine höhere Flexibilität und Transparenz im Förderwesen (30 %). Von Seiten der Präsentatoren hieß es, die Senkung der Lohnnebenkosten sei auf jeden Fall „ein guter Hebel“ und eine „arbeitsmarktpolitisch sinnvolle Maßnahme“. Einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung dieser Schritte gibt es allerdings noch nicht.
AI als Trend der Zukunft
Dafür wagen die befragten Gründerinnen und Gründer einen Ausblick. Dem Thema „Künstliche Intelligenz“ wird bei weitem die größte Bedeutung beigemessen. Rund zwei Drittel der Befragten (67 %) betrachten Artificial Intelligence als einen der fünf wichtigsten Zukunftstrends. Danach folgen die Themen Big Data (37 %), grüne Technologien mit 32 %, personalisierte Gesundheit (29%) und das Internet der Dinge mit 28 %.
Methodik und Hintergründe
Über 700 Startup-Gründerinnen und -Gründer wurden im abgelaufenen Jahr zu Status, Perspektiven und Umfeld befragt, während insgesamt mehr als 2.200 Startup-Gründungen seit 2008 in die Studie eingeflossen sind. Finanziert wurde die Studie dieses Jahr neben dem Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, der Wirtschaftskammer Österreich und dem Rat für Forschung und Technologieentwicklung auch durch einige zentrale Institutionen aus den Bundesländern: die Wirtschaftsagentur Wien, die tecnet equity NÖ Technologiebeteiligungs-Invest GmbH, das Gründerservice der Wirtschaftskammer Oberösterreich, der Science Park Graz und die Standortagentur Tirol.