Autonomes Fahren: “Selbstfahrende Autos werden unter tags für dich arbeiten“
“Intel hat Mobileye um 15,3 Milliarden gekauft. Opel wurde um 1,3 Milliarden von Peugeot gekauft. Ich glaube, dass sagt alles.” Lior Saton von der israelischen Firma Mobileye, die dieses Jahr vom Chip-Giganten Intel für eine Rekordsumme übernommen wurde, hat keine Zweifel. Es werden die Software-Firmen sein, die die Automobilindustrie dominieren werden und nicht die Hersteller, die jetzt noch am Drücker sitzen. Mobileye ist eben eine dieser Firmen. Sie arbeitet mit BMW und Fiat-Chrysler zusammen, um bis 2021 selbstfahrende Autos auf die Straße zu bringen.
Keine Frage, die Autoindustrie steht vor großen Verschiebungen. Das ist auch Satons Mitdiskutanten, die am Donnerstag Abend in Wien beim Event „Future of Mobility“ die Zukunft des Fahren besprachen, ziemlich klar. Google, Intel, Tesla, Uber und die großen Autokonzerne liefern sich ein Rennen ums autonome Fahren, und daneben gibt es einen intensivierten Kampf um Elektroautos, Batteriefabriken (mehr dazu hier) und Ladeinfrastruktur.
Erst kürzlich hat der Ölriese Shell das niederländische Unternehmen NewMotion geschluckt, das zehntausende Ladestationen für Elektroautos betreibt, die OMV hat sich an der Wiener Firma Smatrics beteiligt (mehr dazu hier). Wer da am Ende als Sieger hervorgeht, spannt die Branche aktuell auf die Folter.
„Gewinner werden IT-Firmen und der Finanzsektor sein“
“Automarken werden nicht verschwinden, aber die Gewinner werden IT-Firmen oder der Finanzsektor sein. Die letzten beiden werden die Autofirmen dominieren”, prognostiziert Walter Kreisel, CEO von Kreisel Systems, die Division bei Kreisel, die sich um stationäre System Lösungen im Bereich Lade- und Speichersysteme kümmert. Seine Firma ist mittlerweile gut im Geschäft, gilt als führend, was Akku-Technologie für Elektroautos angeht. Erst kürzlich hat Kreisel im oberösterreichischen Rainbach ein Entwicklungszentrum für bis zu 200 Mitarbeiter eröffnet, die sich der Technologie, die an Autokonzerne lizensiert wird, widmet.
Elektromobilität und autonomes Fahren gehen Hand in Hand – Teslas Fahrzeuge, die Autopilot-Software an Bord haben, sind derzeit die Speerspitze. BMW etwa will Tesla überholen, gemeinsam mit Mobileye will der deutsche Premium-Hersteller autonomes Fahren auf „Level 4“ ab 2022 Kunden anbieten können. Dann heißt es für den Fahrer „hands off, eyes off, brain off“, er muss nur mehr wie ein Fahrgast im Auto sitzen und etwa im Notfall eingreifen können.
Autonomiestufe | Was macht der Fahrer? |
Level 0 | Fahrer fährt selbst |
Level 1 | Assistenzsystem helfen bei Fahrzeugbedienung (z.B. Tempomat) |
Level 2 | Teilautomatisiertes Fahren (z.B. automatisches Einparken, Spur halten, Stauassistent) |
Level 3 | Hochautomatisiertes Fahren (z.B. auf der Autobahn fahren und Spur wechseln). Fahrer muss in der Lage sein, jederzeit die Kontrolle zu übernehmen |
Level 4 | Vollautomatisiertes Fahren, Auto fährt dauerhaft selbstständig. Schafft das Auto eine Situation nicht, wird Kontrolle an Fahrer übergeben |
Level 5 | kein Fahrer im Auto notwendig |
Auf Level 5 fährt ein Auto dann ohne Mensch an Bord. Das werde vieles ändern, sagt Kreisel. “Selbstfahrende Autos werden unter tags für dich arbeiten.“ Sie würden Einkäufe abholen können, Kinder zur Schule chauffieren, auftanken fahren.
“Selbstfahrendes Auto muss selbstständig laden können”
Selbstfahrende Systeme und Akkus an Bord werden demnach auch die Infrastruktur verändern. Denn wenn unsere Elektroautos einmal autonom durch die Gegend kurven, dann werden sie auch eines machen müssen: “Ein selbstfahrendes Auto muss auch selbstständig laden können”, sagt Hermann Stockinger, Gründer des steirischen Startups easelink (Trending Topics berichtete). Er arbeitet an einer Konduktionsplatte, die ein E-Auto von unten laden kann.
Dabei fährt eine Art Rüssel vom Boden des Wagens aus und berührt die Bodenplatte, damit der Strom fließen kann. Nur mit Lösungen wie diesen ist es denkbar, dass ein selbstfahrendes Auto einfach zum Stromtanken ausrücken kann, ohne einen Menschen oder einen komplizierten Roboterarm zu benötigen, der das Kabel einsteckt.
Welche Technologie sich beim konduktiven Laden durchsetzen wird, ist derzeit aber offen. In Österreich arbeitet mit NRG-X ein weiteres Startup daran, konduktives Laden massentauglich zu machen.