Aviloo: „Niemand kann dir sagen, wie gut die Batterie eines Elektroautos ist“
Wer ein gebrauchtes Auto kaufen will, lässt es vor Vertragsabschluss in der Regel überprüfen. Das gilt insbesondere für Elektroautos, immerhin hält die darin verbaute Batterie nicht ewig. Die Schwierigkeit: Bislang gibt es keinen unabhängigen, neutralen Test. Mit Aviloo kümmert sich ein Startup aus Niederösterreich nun mithilfe von Machine Learning-Algorithmen um das Testen und Bewerten der Energiespender im Auto.
Im vergangenen Jahr waren weltweit rund 5,6 Millionen Elektroautos zugelassen, auf Österreich entfielen davon etwa 26.700. Die Tendenz ist weiterhin steigend, Experten rechnen mit einer Verdopplung des Absatzes im kommenden Jahr. Die steigende Anzahl an Neukäufen schafft auch einen florierenden Markt für Gebrauchtwägen. Einziger Haken: Vor allem die Batterie sollte bei gebrauchten Elektroautos unbedingt überprüft werden. Das war bislang nicht so einfach möglich, dabei stellt die Batterie einen erheblichen Teil des Fahrzeugwertes dar. „Der Wert der Batterie macht ungefähr 50 Prozent des Gesamtwerts des Autos aus“, weiß Wolfgang Berger, wie teuer die Komponente ist. Eine Tauschbatterie kostet zwischen 10.000 Euro und 12.000 Euro.
Eine Fahrt, ein Test
Sein Zugang ist also ein anderer: Wolfgang Berger und sein Partner Nicolaus Mayerhofer wollen es ermöglichen, die Batterie mit nur einer einzelnen Probefahrt komplett durchzutesten. Entwickelt haben die beiden also ein Testverfahren für Li-Batterien in Elektrofahrzeugen. Der Clou: Das Verfahren erfordert lediglich eine kurze Testfahrt, für die Berechnungen werden ML-Daten herangezogen. „Wir zeichnen große Datenmengen der Batterie auf, beispielsweise Spannung und Temperatur. Diese riesigen Datenmengen werden per Mobilfunk an unser Backend übertragen und in die Cloud übertragen. Letztlich erlauben uns dann Machine Learning-Algorithmen Rückschluss auf den „State of Health“, also den Gesundheitszustand der Batterie.“
Schlechte eigene Erfahrungen
Entstanden ist die Idee ein wenig aus der Not heraus: „Mein erstes Elektroauto haben ich vor rund drei Jahren aus steuerlichen Gründen angeschafft – und bin dann recht schnell zum E-Auto-Fahrer konvertiert. Also habe ich beschlossen, einen zweiten Wagen für meine Frau anzuschaffen, allerdings gebraucht zu kaufen“, erklärt Wolfgang Berger, wie er auf die Thematik aufmerksam wurde. Das Problem laut Berger: „Niemand kann dir sagen, wie gut die Batterie ist“. Er habe Händler gefragt, der das allerdings nicht gewusst hätte, und auch der ÖAMTC habe nicht helfen können.
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Ein klassischer Reichweitentest war für Wolfgang Berger auch keine Option, spielen dabei doch einige Variablen eine Rolle und lassen damit wieder kein eindeutiges und vor allem vergleichbares Ergebnis zu. „Ein unabhängiger, neutraler Test war bislang nicht möglich“, schließt Aviloo laut Berger eine Lücke.
Der Kunde muss jetzt nur zu einem Aviloo-Partner fahren, bekommt dort ein kleines Hardware-Kästchen für die OBD-Schnittstelle des Wagens, macht eine Testfahrt und erhält am Ende sein Zertifikat mit seinem Aviloo-Rating. Dieses Aviloo-Rating soll unabhängige und herstellerübergreifend vergleichbare Bewertungen der Batterie ermöglichen. Neun Autos sind derzeit mit dem System kompatibel, darunter der eGolf von VW, der BMW i3 und Modelle von Renault, Nissan, Hyundai und Kia. Pro Test fallen 95 Euro für den Fahrzeughalter an.
Partnersuche läuft
Derzeit gibt es einen Standort in Wiener Neudorf, weitere Standorte sollen aber folgen, wie Wolfgang Berger erklärt: „Im Q1 2020 möchten wir die ersten Kundentests mit Kundenfahrzeugen gemeinsam mit dem ÖAMTC durchführen. Das Geschäftsmodell sehe außerdem weitere Koop-Partner vor, beispielsweise den ADAC, die Autohändler oder Werkstätten. „Wir sind der Meinung, dass gebrauchte Elektroautos mit geprüfter Batterie von Aviloo für einen höheren wert verkaufbar sind – immerhin definiert der Batteriezustand den Wert des Autos“. Gut möglich also, dass das Aviloo-Rating in Zukunft den Kauf- beziehungsweise Verkaufspreis von Elektroautos entscheidend mitbestimmt.