Baidu CEO: Allgemeine künstliche Intelligenz wird erst in 10 Jahren marktreif sein
Baidu zählt zu den führenden Entwicklern von großen Sprachmodellen (LLM) in China. Mitbegründer Robin Lis Vision für die Zukunft von KI lautet: Allgemeine künstliche Intelligenz (AGI) könnte in Zukunft einige der dringendsten Probleme der Menschheit zu lösen. Trotz des rasanten Fortschritts rund um künstliche Intelligenz sieht der Baidu CEO den AGI-Durchbruch noch mindestens zehn Jahre entfernt, wie er in einem Fireside-Chat im Rahmen der „VivaTech 2024”, einer der größten Startup und Tech Events Europas, in Paris verrät.
Schnellere Innovation und Entwicklung von KI-native Anwendungen
Robin Li äußert in einer 30-minütigen Diskussion mit Maurice Levy, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Publicis Groupe, einem Medienkonzern aus Frankreich, seine Sorge, dass die derzeitigen Fortschritte im Bereich KI zu langsam voranschreiten. Für den Baidu CEO sind schnellere Entwicklungen sogar eine Notwendigkeit, um „künftigen Anforderungen gerecht zu werden und dringende gesellschaftliche Probleme zu lösen”. Außerdem wird AGI laut ihm eines Tages in der Lage sein, die Produktivität von einer Milliarde Menschen nachzuahmen und könnte damit dem derzeitigen Bevölkerungsrückgang die Stirn bieten. „Wenn KI so intelligent wird wie der Mensch, lösen wir das menschliche Problem… Generative AGI kann die Produktivität von einer Milliarde Menschen haben. Ich weiß nicht, wer zuerst dort ankommen wird, aber das Leben aller wird sich verbessern“, so Li.
KI-Beitrag zur Weltwirtschaft: 15,7 Billionen US-Dollar bis 2030
Laut Li könnte AGI Volkswirtschaften verändern. Er skizziert die in seinen Augen mögliche Produktivitätssteigerung, indem er sich auf Frankreichs Bruttoinlandsprodukt bezieht: „Frankreich hat wahrscheinlich 80 Millionen Einwohner, oder? Und das BIP ergibt sich aus der Produktivität aller Menschen mal der Gesamtbevölkerung. Aber wenn man generative KI oder AGI hat, kann man die Produktivität von acht Milliarden Menschen erreichen. Das ist riesig.“ Eine Studie von PwC geht in eine ähnliche Richtung: Sie beziffert den Beitrag von KI zur Weltwirtschaft bis 2030 mit bis zu 15,7 Billionen US-Dollar. Die Summe entspricht der derzeitigen Wirtschaftsleistung von China und Indien zusammen.
Unterschiedliche Standpunkte zu AGI
Damit setzt er einen starken Kontrast du den Standpunkten von Eric Schmidt, ehemaliger Vorsitzender und CEO von Google und anderen Branchenexpert:innen. Schmidt sagte im Oktober 2023, dass die KI-Entwicklungen „so schnell voranschreiten“ und „die negativen Aspekte ziemlich tiefgreifend sind“ – er bezog sich dabei auf rechtliche, ethische und kulturelle Aspekte, die noch ungelöst sind. Auch Elon Musk unterschrieb Anfang 2023 einen offenen Brief, in dem eine Pause bei den KI-Fortschritten gefordert wurde. Doch der globale KI-Markt expandiert schnell. Laut einer Studie von Grand View Research wird der globale KI-Markt von 2024 bis 2030 jährlich um durchschnittlich 36,6 Prozent wachsen.
„Mindestens zehn Jahre entfernt”
Unter AGI werden hypothetische KI-Systeme verstanden, die die kognitiven Fähigkeiten des Menschen in der Zukunft bei weitem übertreffen sollen. Die Systeme sollen so trainiert werden, dass die flexibel und eigenständig Probleme lösen können und sich an neue Situationen anpassen, ähnlich wie es ein Mensch kann. Viele weisen auf das existenzielle Risiko von AGI für die Menschheit hin, doch Li sieht darin hauptsächlich Vorteile – auch wenn er die Entwicklungen noch mindestens zehn Jahre in der Zukunft verortet und betont: „Wir wissen noch nicht, wie wir dieses Maß an Intelligenz erreichen können.“ Nach Li sollten sich Entwickler:innen jetzt darauf konzentrieren, AGI voranzutreiben, anstatt über die Effizienz von offenen und geschlossenen KI-Anwendungen zu diskutieren.
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