Baidu: „Ernie“-KI-Modelle fordern DeepSeek und Co mit Open Source heraus

Der chinesische Technologiekonzern Baidu hat zwei neue KI-Modelle unter dem Namen “Ernie” (Enhanced Representation through Knowledge Integration) vorgestellt. Mit dem Basismodell Ernie 4.5 und dem auf logisches Denken spezialisierten Ernie X1 will das Unternehmen im hart umkämpften chinesischen KI-Markt wieder Boden gutmachen.
Ernie X1 soll laut Baidu “die gleiche Leistung” wie das erfolgreiche chinesische KI-Modell DeepSeek bieten, jedoch zu nur “der Hälfte” der Kosten. Das Unternehmen hebt besonders die “stärkeren Verständnis-, Planungs-, Reflexions- und Evolutionsfähigkeiten” des X1-Modells hervor.
Wie sich Baidus Ernie-Modelle in der Praxis schlagen, bleibt abzuwarten. Im wichtigen Ranking der Chatbot Arena ist Ernie noch nicht zu finden, derzeit können dort nur DeepSeek, Zhipu und Alibaba wirklich mit den KI-Modelle der westlichen Unternehmen mithalten.
Ab 30. Juni als Open Source
Dem aktualisierten Basismodell Ernie 4.5 werden “ausgezeichnete multimodale Verständnisfähigkeiten” sowie verbesserte Sprach-, Generierungs-, Logik- und Gedächtnisfunktionen zugeschrieben. Baidu betont zudem den hohen “Emotional Quotient” (EQ) des Modells, der es befähigen soll, Memes und satirische Inhalte zu verstehen – eine Fähigkeit, die Konkurrenzprodukte wie ChatGPT bereits seit längerem beherrschen.
Allerdings bleibt Baidu konkrete technische Spezifikationen schuldig, etwa zur Anzahl der verwendeten Parameter in den Modellen.
Angesichts des intensiven Wettbewerbs in China verfolgt Baidu eine aggressive Preisstrategie. Beide Modelle stehen Privatnutzern kostenlos zur Verfügung. Ab dem 30. Juni 2025 soll die Ernie 4.5-Serie zudem als Open-Source-Lösung bereitgestellt werden, wie das Unternehmen in einem WeChat-Post ankündigte.
Für Unternehmenskunden positioniert Baidu sein X1-Modell preislich attraktiv – es soll nur die Hälfte im Vergleich zu DeepSeek kosten.
Baidus Aufholjagd im chinesischen KI-Markt
Die Markteinführung der neuen Modelle ist Teil einer Aufholstrategie. Baidu war gegenüber Wettbewerbern wie Alibaba, ByteDance und insbesondere dem Überraschungserfolg DeepSeek zurückgefallen. Letzteres hatte Anfang 2025 weltweit für Aufsehen gesorgt, als es ein KI-Modell präsentierte, das mit führenden westlichen Technologien mithalten kann, aber zu deutlich geringeren Entwicklungskosten produziert wurde.
Die Nutzerzahlen sprechen eine deutliche Sprache: Laut Reuters verzeichnet ByteDances Chatbot Doubao mit 78,6 Millionen die meisten monatlich aktiven Nutzer in China, gefolgt von DeepSeek mit 33,7 Millionen, während Baidus Ernie Bot mit 13 Millionen deutlich zurückliegt.
Holpriger Start und Zukunftspläne
Ernie hatte einen schwierigen Start. Bei der ersten Präsentation räumte Baidu-Chef Robin Li ein: “Wir können nicht behaupten, dass es perfekt ist” und erklärte die verfrühte Markteinführung mit Marktdruck. Die Präsentation selbst war nicht live und wurde von einem Menschen übersetzt – was Zweifel an den Fähigkeiten der KI aufkommen ließ.
Für die Zukunft plant Baidu bereits die Einführung eines neuen Modells der nächsten Generation, Ernie 5, in der zweiten Jahreshälfte 2025. Ob Baidu mit seiner neuen Technologie tatsächlich an den Erfolg von DeepSeek anknüpfen kann, bleibt abzuwarten. Auch Fragen zum Datenschutz – ein Punkt, bei dem DeepSeek von deutschen Datenschützern scharf kritisiert wurde – bleiben vorerst unbeantwortet.