Banking as a Service: Jetzt kommt die zweite Welle der Neobanken
N26, Revolut und Monzo – diese Brands kennst du sicher. Aber kennst du auch Tomorrow, Stash, Vivid oder Papara? Nachdem sich Challenger-Banken in Europa und den USA einigermaßen etabliert haben (von China gar nicht zu reden), ist der Trend aber noch lange nicht vorbei. Denn heute ist es für Gründer so einfach wie nie zuvor, ihre eigenen Bank-Dienste online zu bringen. APIs, Open Banking und Fintechs, die sich als „Banking as a Service“-Player in Europa etablieren, sind die Treiber der Entwicklung.
Der niederländischen Fintech Consulting Group (kurz Fincog) zufolge gibt es mittlerweile weltweit mehr als 250 Neobanken. Wirklich einer breiten Masse bekannt sind vor allem jene Unternehmen, die sich dank Unicorn-Bewertung und damit einhergehenden massiven Marketing-Budgets eine gewisse Popularität aufbauen konnten – allen voran Eben Revolut oder N26. Laut Fincog haben diese Neobanken weltweit rund 350 Millionen Nutzer angesammelt, viele davon übrigens in stark wachsenden Märkten wie China, Indien oder der Brasilien, wo ihre Smartphone-Apps vielen Menschen erstmals überhaupt Zugang zur modernen Finanzwelt bieten.
Fokus auf Nischen
Während aber N26 oder Revolut den Massenmarkt bedienen, kommt laut Fincog nun eine zweite Welle der Neobanken daher. Und diese würden es sich in Nischen gemütlich machen. „Eine neue Welle von Neo-Banken, die sich auf ausgewählte Nischen konzentrieren, wächst schnell und profitabler“, heißt es in einer Analyse der Niederländer. Als Beispiele nennen sie etwa Stash aus den USA (Bank-Accounts mit angeschlossener Investment-Möglichkeit), Rebanking aus Argentinien (Fokus auf Unternehmer und Selbstständige) oder Papara (Fokus auf KMU im Retail-Bereich).
Sie bauen auf anderen Fintechs auf, die mittels „Banking as a Service“ (BaaS) und offener PAIs die digitale Infrastruktur bereitstellen, damit man schnell Bankkonten mit IBANs, Bankkarten oder Kredite an die Kundschaft vergeben kann. Gerade in Europa konnten sich in den letzten Jahren etwa folgende BaaS-Player etablieren, die wiederum selbst als Fundament für andere Fintech-Startups dienen:
BaaS-Provider | Fintechs als Kunden (z.B.) | Investments to date | Gründung | Standort |
solarisBank | ca. 155 Mio. Dollar | 2016 | Berlin | |
Railsbank (inkl. Wirecard Card Solutions) | ca. 14 Mio. Dollar | 2016 | London | |
ClearBank | ca. 77 Mio. Dollar | 2017 | London | |
Bankable | n.a. | 2010 | London | |
Treezor | ca. 3 Mio. Dollar | 2015 | Paris |
Die Stoßrichtung kann unterschiedlich sein. Während Tomorrow aus Hamburg umweltbewusste Menschen mit „Green Banking“ ansprechen wollen, wendet sich Tide an Freelancer und kleine Firmen. Gemeinsam ist ihnen laut Fincog aber immer, dass sie entweder in eine zuvor nur schwach bediente Nische gehen und gleichzeitig günstiger sind als andere Angebote.
Der Wirecard-Effekt
Der Niedergang von Wirecard mit dem ganzen Skandal rundherum hat ebenfalls deutliche Auswirkungen auf die BaaS-Branche. So hat sich wie berichtet Railsbank aus Großbritannien die Wirecard-Tochter WCS (Wirecard Card Solutions) geschnappt. Denn diese hat über die letzten Jahre viele Fintech-Kunden gewonnen, für die Bankkarten ausgegeben wurden.
Und: Das Kerngeschäft der Wirecard AG wird auch noch verkauft werden. Und da gilt die Berliner solarisBank nach wie vor als einer der möglichen Käufer. Gebote konnten bis vergangenen Freitag abgegeben werden, bereits diese Woche könnte dann schon feststehen, wer der neue Eigentümer der Wirecard sein wird.