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Bard: Google stellt überraschend ChatGPT-Rivalen vor

Google-CEO Sundar Pichai. © Google / Maurizio Pesce (CC BY 2.0)
Google-CEO Sundar Pichai. © Google / Maurizio Pesce (CC BY 2.0)
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Vergangene Woche hat Clemens Wasner, Mitgründer und Chef des österreichischen AI-Unternehmens Enlite AI festgestellt, dass Google kein Unternehmen mit einer langen Historie an erfolgreichen Produkt-Launches vorweisen kann (mehr dazu hier). So auch Anfang 2023: Da wird überhastet zu einer Konferenz am Mittwoch, dem 8. Februar, in Paris eingeladen, bei der man präsentieren will, wie man die Internet-Suche mit Hilfe von KI verbessern kann. Es gibt sogar Presse-Viewings in Google-Büros weltweit.

Und dann haut niemand anderes als Google-CEO Sundar Pichai selbst am Montag Abend, keine zwei ganze Tage vor der Konferenz, einen Blogpost hinaus, in dem mit „Bard“ die konkrete Antwort zu ChatGPT, dem KI-Herausforderer von OpenAI, angekündigt wird. „Bard“ baut auf LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) auf uns soll so etwas wie ein KI-Assistent innerhalb der Google-Suche sein. In ersten Screenshots ist zu sehen, dass „Bard“ oberhalb der bekannten Suchergebnisse mit den blauen Links Antwort-Texte hinschreiben kann.

Chatbot über den alten Such-Links

Das soll dann etwa so aussehen. Tippt man die Frage “is the piano or guitar easier to learn, and how much practice does each need?” in den Suchschlitz, dann antwortet Bard so:

„Some say the piano is easier to learn, as the finger and hand movements are more natural. and learning and memorizing notes can be easier. Others say that it’s easier to learn chords on the guitar and you could pick up a strumming pattern in a couple of hours. Music teachers often recommend that beginners practice for at least 1 hour per day. To get to an intermediate level, it typically takes 3-6 months of regular practice for guitar, and 6-18 months for piano.“

Diese Antwort nimmt ziemlich viel Platz oben ein, und das zeigt auch schon, wie gefährlich die angelegenheit für Google ist. Anstatt die gewinnbringenden gesponserten Links (z.B. zu einer Musikschule in dem Fall) zu listen, ist nun mehr als der halbe Smartphone-Screen mit der Antwort von Bard belegt – und hat vielleicht sogar den Effekt, dass der User genug Info hat und gar nicht mehr weiterscrollt, um irgendeinen Link zu klicken.

Wenn das nun Millionen, sogar Milliarden Menschen benutzen, dann könnte das immense Folgen für das Geschäftsmodell von Google und in Folge hunderten Millionen Webseiten, die von Google-Traffic abhängig sind, haben. Das wird noch spannend.

Zuerst werden einige ausgewählte User Bard verwenden dürfen, bevor eine breitere Öffentlichkeit das Vergnügen hat. „Wir werden es zunächst mit unserer leichtgewichtigen Modellversion von LaMDA veröffentlichen. Dieses viel kleinere Modell benötigt deutlich weniger Rechenleistung, so dass wir es für mehr Nutzer skalieren können, was mehr Feedback ermöglicht“, heißt es seitens Google-CEO Pichai. „Bard versucht, die Breite des weltweiten Wissens mit der Leistung, Intelligenz und Kreativität unserer großen Sprachmodelle zu kombinieren. Es greift auf Informationen aus dem Internet zurück, um frische, hochwertige Antworten zu liefern.“

Neue Tools für Entwickler:innen

Während Bard für Endkonsument:innen gedacht ist, denkt Google auch ans Business. Deswegen wird es in den nächsten Wochen bereits neue Tools für Entwickler:innen, Kreative und Unternehmen geben. Diese sollen eine neue API für generative Sprachen ausprobieren können, die von LaMDA unterstützt wird. Dazu hat die Google-Cloud-Abteilung auch gleich Partnerschaften mit den AI-Unternehmen Cohere, C3.ai und Anthropic geschlossen.

Hier ist dann auch das Geschäftsmodell von Googles-AI-Produkten zu finden. Während man Gefahr läuft, künftig weniger Geld mit Suchmaschinenwerbung verdienen zu können, gibt es bei Unternehmen stark steigendes Interesse an generativer AI, um diese mannigfaltig einzusetzen. Wie bei OpenAI könnte es sein, dass Pay-per-Use-Modelle eingeführt werden – wenn man etwa für die Berechnung eines Bildes oder eines Textes bezahlt.

Mit Bard, LaMDA, Imagen, PaLM, und MusicLM sowie den Partnerschaften mit Cohere, C3.ai und Anthropic fährt Google eine starke Phalanx an Services auf, mit denen man ChatGPT-Macher OpenAI und dem Großinvestor Microsoft etwas entgegensetzen kann. Offen bleibt, ob das alles nur ein kurzer Hype ist, oder ob nun Endnutzer:innen wie auch Unternehmen großflächig auf den Trend aufspringen.

Was jedenfalls feststeht: ChatGPT erfreut sich unheimlich großer Beliebtheit, es ist das am schnellsten wachsende Produkt aller Zeiten. Google hat dazu sicher detaillierte Daten – und dementsprechend interessant ist die sehr schnelle, überhastete Reaktion des führenden Internet-Konzerns auf die neue Herausforderung.

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