Interview

Basenbox: „Zukunft der Lebensmittelindustrie wird hoffentlich von einem regionaleren Angebot bestimmt“

Die Gründer von Basenbox. © Basenbox
Die Gründer von Basenbox. © Basenbox
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Die Base ist das Gegenstück zur Säure, das weiß man aus dem Chemieunterricht. Was Basen allerdings mit Lebensmitteln zu tun haben, das wissen die meisten Konsumenten aber nicht. Dabei sind sämtliches Gemüse, aber auch Sprossen, Pilze, Nüsse, Samen und sogar Zitronen basisch und stehen für eine gesunde Ernährung ohne viel Fleisch, Käse, Milch und Fertigprodukte.

Das Wiener Food-Startup Basenbox hat es sich zur Aufgabe gemacht, Konsumenten basische Ernährung näherzubringen – und zwar mit Hilfe von Frühstücken, Suppen und Eintöpfen. Die basischen Bio-Menüs können entweder online bestellt oder in Spar-Supermärkten gekauft werden.

Gegründet wurde Basenbox 2016 von Philippa Hoyos, Albrecht Eltz und Lukas Lovrek. Seither ist das Team zu einem der bekanntesten Food-Startups Österreichs aufgestiegen.

Trending Topics: Basenbox ist mittlerweile eines der bekanntesten österreichischen Food-Startups – und das mit einem ziemlichen Nischenthema: basische Ernährung. Woran macht ihr die bisherigen Erfolge fest?

Albrecht Eltz: Wir haben uns von Anfang an vorgenommen, aus dem Nischenthema „basisch“ ein Größeres zu machen, weil wir alle zu 100 Prozent überzeugt sind. Klar, das sagt jeder Unternehmer, aber wir spüren von Tag 1 an, dass wir hier etwas Sinnvolles machen, das tatsächliche Probleme von Menschen löst. Und das motiviert extrem. Motivation ist bis zu einem gewissen Grad ein Erfolgsgarant. Dazu kommt, dass wir vier Gründer uns gegenseitig total ergänzen. Unsere Motivation, ein super Team und eine gute Portion Glück hat die Basenbox zu dem gemacht, was sie ist.

Viele Menschen wissen gar nicht, was basische Nahrungsmittel im Unterschied zu sauren bedeuten. Wie klärt man Konsumenten auf? Vor allem am Point of Sale geht es oft um Sekunden.

Die Kommunikation ist nach wie vor eine große Herausforderung, denn die Auswirkung unserer Ernährung auf den Säure-Basenhaushalt des Körpers ist natürlich ein komplexes Thema. Im Supermarkt kann man das kaum vermitteln.

Am POS bringen wir viele Menschen zum ersten Mal mit „basisch“ in Berührung, quasi am „top of the funnel“ und hier geht es primär darum zu vermitteln, dass „basisch“ für Wohlbefinden, Lebensfreude, Abwechslung und Qualität steht.

Für die, die mehr wissen wollen, gibt es auf der Innenseite der Etiketten einen Link, über den man ein 5 Tage „do it yourself“ Basenhandbuch herunterladen kann, wodurch sich einem die Welt des basischen Lifestyles eröffnet.

© Basenbox
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Schließt basische Ernährung Fleisch von vornherein aus, oder wollt ihr ohnehin nur Vegetarier ansprechen?

Tierische Produkte sind niemals basisch, aber das heißt überhaupt nicht, dass die Basenbox nur etwas für Vegetarierinnen oder Veganer ist. Ganz im Gegenteil. Jeder weiß heutzutage, dass ein Überkonsum von Fleisch, Wurst, Käse etc. einem gesundheitlich nicht gut tut. Vielen fehlt aber die Motivation, das Know-How oder auch die Perspektive, etwas an der eigenen Ernährung zu ändern. Genau da kommen wir ins Spiel – wir bieten jedem einen einfachen Zugang zu einer gesunden ausgewogenen Ernährungsweise, die dabei noch dazu Spaß macht und toll schmeckt.

Wir wollen uns auch überhaupt nicht als Hardliner positionieren – wir selber essen auch gerne mal Fleisch. Es kommt nur, wie bei allem im Leben, auf die richtige Dosis an.

Mir ist negativ aufgefallen, dass Basenbox-Produkte im Supermarkt im Wegwerf-Plastikbecher verkauft werden. Habt ihr den Plan, da mal auf Glas bzw. ein Mehrweg-System zu setzen?

Ja, das ist uns tatsächlich auch ein Dorn im Auge und wir hatten anfangs gehofft, eine bessere Lösung als Plastik zu finden. Wir haben natürlich unter anderem über Glas nachgedacht, doch hat sich rausgestellt, dass Glas ökologisch in unserem Fall viel schlechter abschneiden würde, als die von uns eingesetzten, recycelbaren Plastikbecher. Wir sind aber in regelmäßigen Austausch mit unserem Abfüller bezüglich Plastikalternativen und hoffen, bald eine Alternative zu finden.

Ihr habt bis dato 60.000 Basenboxen ausgeliefert. Was ist denn euer beliebtestes Produkt?

Hierzu muss man erklären, dass es bei den verkauften Basenboxen um unser Basenkur-Programm in Wien geht, während dem täglich Frühstück, Mittagessen und Abendessen zugestellt werden. Hier ist eines unser beliebtesten Bio-Gerichte die Tomaten-Amaranth-Suppe, die es schon zu unseren Anfangstagen 2016 gab. Sie war auch das erste Produkt, dass wir für den Supermarkt entwickelt haben und zählt auch hier zu den Beliebtesten. Nach erstem Kundenfeedback könnte sie aber von unserem Bio-Bohneneintopf überholt werden, unserem neuesten Produkt, das wir gerade bei Spar gelistet haben.

Ihr habt mittlerweile 13 Menschen im Team. Was würdet ihr sagen – was ist das Spezielle an eurer Firma, durch das ihr euch von anderen unterscheidet?

Wir führen sie möglichst „basisch“ – das heißt in unserem Verständnis, locker ungezwungen und mit viel Spaß. Wer uns kennt, weiß, bei uns wird viel gelacht und auch geblödelt. Dazu kommt, dass das Gründerteam aus Geschwistern, Cousins und besten Freunden besteht und wir uns alle schon ewig kennen. Das sorgt für eine gewisse Grundstimmung.

© Basenbox
© Basenbox

Ihr Bezieht eure Zutaten vom Adamah Biohof und von einem Großhändler. Derzeit gibt es eine große Diskussion darüber, dass man am besten lokale Produkte konsumieren soll, um die Lebensmittelindustrie in der Krise zu stützen. Aber lokal ist nicht gleich Bio ist nicht gleich nachhaltig. Wie seht ihr die Zukunft der Lebensmittelindustrie und eure Rolle darin?

Genau, unser Bio-Obst und Bio-Gemüse kommt von Adamah aus dem Marchfeld und unsere Bio-Trockenzutaten, sprich Samen, Körner oder Hülsenfrüchte, kommen vom Bio-Großhändler. Wir achten prinzipiell darauf, möglichst regional und auch saisonal zu kaufen, wobei man auch hier Abstriche machen muss. So verzichten wir im Winter z.B. ungern auf Zitronen, da sie tolle gesundheitliche und geschmackliche Eigenschaften mit sich bringt und – man kann es kaum glauben – höchst basisch ist.

Die Zukunft der Lebensmittelindustrie wird hoffentlich von einem wachsenden Wunsch nach Transparenz und einem regionaleren Angebot bestimmt. Vor allem auch von einer größeren Anzahl von Anbietern. Die Tatsache, dass ein paar wenige „Global Player“ die Macht über die weltweite Lebensmittelindustrie haben, ist pervers und hat aus unserer Sicht dramatische Auswirkungen auf unser Konsumverhalten.

Es sollte die Rolle jedes verantwortungsvollen Lebensmittelproduzenten sein, über die Effekte der Lebensmittel aufzuklären und wir versuchen, diese Rolle bestmöglich zu erfüllen.

Bei Lebensmittel geht es aus ökologischer Sicht auch um Logistik, Transport und Produktion. Wie nachhaltig und umweltfreundlich seid ihr da?

Wir haben einen hohen Anspruch an die Qualität unserer Produkte und garantieren, dass alle Zutaten zu 100 Prozent aus biologischer Landwirtschaft stammen. Ebenso ist uns Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit sehr wichtig, wobei wir hier zugegeben durch den Schritt in den Lebensmitteleinzelhandel Abstriche machen mussten, in Form von nationalen Transportwegen und Plastikverpackungen. Auf der anderen Seite bedeutet der Griff zur Basensuppe oder dem Baseneintopf oft auch den Verzicht auf Fleisch und andere tierische Produkte, deren Massenproduktion bekanntlich verheerende ökologische Effekte hat.

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