„Beating the Heat“ – UNO veröffentlicht Handbuch für coole Städte
Diese Erkenntnis ist für viele Menschen nicht neu: Der Sommer erhitzt die Innenstädte deutlich mehr als ländliche Gebiete. Der wissenschaftliche Beleg dazu wurde Anfang des Jahres auch von Forschenden aus Amerika, Kanada und Singapur erbracht, wir berichteten. Laut der Studie werden die Temperaturanstiege durch den fortschreitenden Klimawandel in den Städten deutlich höher ausfallen. Während die bisherigen Klimaprognosen sich auf die globalen Veränderungen bezogen, zeigen nun adaptierte Klimamodelle, dass in den Städten, bedingt durch die vielen Beton- und Asphaltflächen und höhere Emissionen, die Temperaturen bei hohen Emissionen bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 4,4 Grad Celsius im Schnitt gestiegen sein könnten.
Somit ist die Anpassung der Städte an den Klimawandel essentiell. Dieser Tatsache sind sich viele Städte bereits bewusst. Bei Umsetzungsschwierigkeiten können diese aber nun auf ein aktuell veröffentlichtes Nachschlagwerk des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) zurückgreifen. In dem Buch namens „Beating the Heat: A Sustainable Cooling Handbook for Cities“ finden sich auf rund 200 Seiten in zwölf Kapiteln Möglichkeiten städtische Hitzeoasen zu kühlen.
Wiens erster „Cooling Park“ wird Umgebung um bis zu 6 Grad abkühlen
Das Handbuch soll Städten weltweit Anleitungen bieten, wie diese sich in klimaresiliente urbane Räume verwandeln können. Diese beinhalten „mehrglasige Strategien“, so die Angaben von Unep, welche auf drei Schritte aufbauen: Reduzierung der Wärme auf städtischer Ebene, Verringerung des Kühlbedarfs in Gebäuden und effiziente Deckung des Kühlbedarfs in Gebäuden. Neben den baulichen Vorraussetzungen widmet das Handbuch auch der Finanzierung der Klimawandelanpassungen von Städten ein eigenes Kapitel.
Grünkorridore, hitzeabweisende Infrastruktur und Fernkältesysteme sind nur einige Beispiele, welche in dem Handbuch präsentiert werden. 80 unterstützenden Fallstudien und Beispiele sind in dem Leitfaden ebenfalls enthalten, welche die Wirksamkeit der beschriebenen Strategien darstellen sollen, so Autor:innen. Diese Beispiele sind dabei aus dem Leben gegriffen und beziehen sich Städte, welche die Maßnahmen bereits erfolgreich in die Praxis implementiert haben.
Isar-Plan als Vorreiterprojekt
Aus fast der ganzen Welt sind Vorreiterprojekte aus Städten in dem Handbuch näher beschrieben. Aus der D-A-CH-Region hat es nur ein Projekt als Best Case in den Leitfaden geschafft, nämlich der „Isar-Plan“ aus Deutschland, genauer gesagt: Bayern. In München wurde im Zuge des 11 Jahre dauernden Projektes ein Teilstück der Isar, welches in der Mitte des 19. Jahrhunderts in ein rund acht Kilometer langes kanalartiges Flussbet, inklusive gemauerte Flussufer, umgebaut wurde, wieder in eine vielfältige Flusslandschaft verwandelt. Das 2011 fertiggestellte Projekt kostete die Stadt München und den Freistaat Bayern gemeinsam etwa 35 Millionen Euro, so die Angaben dazu. Als einige Vorteile der Transformation des Flußteils nennen die Autor:innen die „erhebliche Verbesserung des Hochwasserabflusses, eine beträchtliche Verbesserung der Wasserqualität, die das Baden in der Isar ermöglicht, die Wiederherstellung und Verbesserung der biologischen Vielfalt sowie eine stark verbesserte Erholungsqualität für die Münchner Bürger:innen.“
Städte werden immer größer
Aus Europa wird auch die Umwandlung von Paris und die „Superblocks“ aus Barcelona unteranderem als Leuchtturmprojekte beschrieben. Aus Afrika wird kein Fallbeispiel genannt. Und das obwohl die Länder des globalen Süden bereits heute schon deutlich mehr die Folgen der Klimakrise spüren. Dabei liegen drei von aktuell insgesamt 34 Megastädten, also Städten mit mehr als 10 Millionen Einwohner:innen, in Afrika. Die Anzahl dieser Megastädte wird voraussichtlich in den nächsten Jahren noch steigen. So leben laut Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) zufolge bis zum Jahr 2030 etwa 60 Prozent der Weltbevölkerung in Städten. Die Anzahl der Megastätte wird im selben Jahr laut der UN voraussichtlich bei 43 liegen, wobei Delhi, die Hauptstadt Indiens, mit dann knapp 39 Millionen Einwohner:innen die größte Stadt der Welt sein könnte.
Somit ist die Anpassung der Städte an die Klimakrise ganz elementar. Und muss bereits jetzt beginnen.