Bee-O-Meter: Der erste smarte Bienenstock Österreichs überwacht die Umwelt
Wer sich auf das Dach des see:PORTS im kärntnerischen Pörtschach begibt, kann Bienen beim Arbeiten zusehen. Dort steht nämlich ein Bienenstock – aber nicht irgendeiner: Das Bienen-Zuhause ist mit dem „Bee-O-Meter“ ausgestattet, was den Stock zum wohl ersten smarten Bienenstock Österreichs macht.
ZTE und Drei hätten nach einer Möglichkeit gesucht, 5G im Rahmen eines sinnvollen Projekts zu präsentieren, erklärt Christian Inzko, CEO von IoT40 Systems, gegenüber Tech&Nature. Als viertes Unternehmen ist SURAAA (Smart Urban Region Austria Alps Adriatic) an Bord.
„Drei und ZTE wollten ein 5G-Projekt machen, das über das Streamen von Filmen hinausgeht“, sagt Christian Inzko. Beim gemeinsamen Brainstorming sei dann ein Imker von ZTE auf die Idee gekommen, Bienen in Echtzeit zu zählen – immerhin sei das auch ein toller Indikator für etwaige Veränderungen in der Luftqualität. Gemeinsam hätten die vier Unternehmen das Projekt dann „kurzfristig im Sommer hochgezogen“.
Geregelter Bienen-Flughafen
„Die Herausforderung war, herauszufinden, wie wir diese chaotischen Bewegungen erfassen“, beschreibt Inzko die anfänglichen Hürden. Letztlich zeigte sich, dass die Bienen mit System fliegen. „Wir haben also eine gedachte Linie eingezogen, ähnlich einem Lichtschranken“, fährt der Geschäftsführer von IoT40 Systems fort. Passieren die Bienen diese Linie von oben nach unten, kehren sie zurück, passieren sie ihn von unten nach oben, heißt das für das System „Abflug“. Eine Kamera filmt sämtliche An- und Abflüge, während eine KI die Zuteilung erledigt: „Unsere Kamera erkennt, ob es sich um eine Arbeiterbiene, eine Drohne oder die Königin handelt“.
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Bienen als Indikator für Luftqualität
Gleichzeitig wird so auch die Umwelt überwacht. Inzko: „Sämtliche Daten werden automatisch in einem Dashboard ausgewertet. Am Ende des Tages muss die Kurve der einfliegenden und ausfliegenden Bienen wieder halbwegs zusammenkommen, andernfalls stimmt etwas nicht“. Das heißt, wenn es signifikante Ausrisse gibt – also deutlich weniger Bienen heimkommen, als gestartet sind – ist davon auszugehen, dass die Bienen tot sind. „Bienen reagieren sehr sensibel auf Pestizide und Änderungen in der Luft“, weiß Christian Inzko. Tritt dieser Fall ein, müsse ein Gebiet zwischen drei und fünf Kilometer rund um den Bienenstock auf Verunreinigungen untersucht werden.
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Bee-O-Meter: Unternehmens-Patenschaften gewünscht
Zielgruppe sind neben den Kommunen auch größere Unternehmen. Imker seien indes problematischer als Zielgruppe, immerhin kostet ein Bee-O-Meter rund 800 Euro. „Ich muss aber nicht jeden Stock separat ausstatten, statistisch betrachtet reicht ein Bee-O-Meter – auch wenn ich 20 Bienenstöcke habe“, relativiert Inzko den Anschaffungspreis. Dennoch wünscht er sich, dass in diesem Jahr große Unternehmen eine Patenschaft übernehmen. Das heißt, die Firma kauft einen Bee-O-Meter und spendet diesen an einen Imker beziehungsweise Bienenstock.
Inzko: „Der Nachhaltigkeitsaspekt ist damit absolut gegeben, die Imker sind dankbar und die Unternehmen können mit ihrer Patenschaft werben“. Kommunen wiederum könnten „die Reinheit ihrer Region“ feststellen, die Erstellung dieses ökologischen Fußabdruck sei „mit keinem Sensor der Welt vergleichbar“.
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Stellt sich noch die Frage, ob der Bienenstock bestimmte Maße aufweisen musst – oder passt der Bee-O-Meter überall? „In Österreich gibt es einen Norm-Bienenstock, auf den unser Tracker passt. In der Schweiz haben wir gesehen, dass es auch andere Größen gibt. Problem ist das aber keines, der Bee-O-Meter ist leicht anpassbar“. Unternehmen könnten also bedenkenlos Patenschaften übernehmen, Bienen tracken – und dabei die Umwelt überwachen.