„Benutzen es nicht“: Bitpanda distanziert sich von kontroversem Geschäftsmodell PFOF
Großbritannien, Kanada und Australien haben es bereits verboten, und auch in den USA und der EU sieht es gar nicht gut für das Geschäftsmodell PFOF aus. Es steht für „Payment For Order Flow“ und bedeutet, dass Online-Broker die Aktienkäufe ihrer Kund:innen an Großhandelsplätze weitergeben und dafür eine Provision kassieren. Gesetzgeber meinen nun, dass solche Geschäfte nicht im Interesse der Kund:innen sind – und PFOF deswegen verboten gehört.
Doch weiterhin setzen Neobroker und Trading-Apps wie Robinhood, Trade Republic, Scalable Capital E*Trade und neuerdings sogar die Neobank Revolut in den USA auf das kontroverse Geschäftsmodell. Noch ist das möglich, allerdings ziehen die Regulierungsbehörden die Schlinge enger.
„Die Entgegennahme von PFOF von Dritten durch eine Firma, die Kundenaufträge ausführt, führt zu einem klaren Interessenkonflikt zwischen dem Unternehmen und seinen Kunden, da es für das Unternehmen einen Anreiz darstellt, den Dritten zu wählen, der die höchste Zahlung bietet, anstatt das bestmögliche Ergebnis für seine Kunden zu erzielen“, heißt es seitens European Securities and Markets Authority, kurz ESMA. Wie berichtet soll im Zuge der Reform der Europäischen Finanzmarktverordnung (Mifir) PFOF verboten werden.
PFOF: EU will kontroverses Geschäftsmodell vieler Neobroker verbieten
„PFOF-Verbot wäre für uns ein Non-Event“
Während also viele Neobroker und Neobanken noch immer auf FPOF setzen, hat der österreichische Neobroker Bitpanda nie auf PFOF gesetzt. Zur Erinnerung: Bitpanda startete im April 2021 mit der Möglichkeit für seine Kund:innen, in Aktien und ETFs zu investieren, und hat das Angebot seither auf mehr als 1.000 Assets ausgebaut (mehr dazu hier).
„Wir leiten das [die Orders der Kund:innen, Anm.] nicht weiter und verkaufen den Traffic nicht. Bevor die Order ausgeführt ist, weiß der Kunde, welchen Preis er bekommt, während man bei Robinhood die Order abschickt und nicht weiß, mit welcher Counterparty sie erledigt wird und welchen Preis man bekommt“, sagt Paul Klanschek, Mitgründer von Bitpanda, im aktuellen Interview gegenüber Trending Topics. „Wenn Payment For Order Flow in der EU abgeschafft werden würde, wäre das für uns ein Non-Event, weil wir es nicht benutzen. Für viele wäre das aber für ihr Geschäftsmodell desaströs.“
Die Branche, so Klanschek, würde sich aber bereits auf ein mögliches Verbot von PFOF einstellen. „Die Services stellen sich schon darauf ein, dass der Kickback von High-Frequency-Tradern wegfallen wird“, so Klanschek. Es werde wohl in die Richtung gehen, dass Neobroker und Trading-Apps die Monetarisierung über zusätzliche Services für Nutzer:innen angehen – etwa Investment-Services oder Vermögensverwaltung. Coinbase experimentiert etwa mit einem neuen Geschäftsmodell, das monatliche Abogebühren für Premium-Services vorsieht (mehr dazu hier).
PFOF ist nicht nur schlecht
Was man in der Diskussion zu PFOF aber auch wahrnehmen sollte: Das Geschäftsmodell ist nicht grundlegend nachteilig für die Kund:innen jener Neobroker, die es einsetzen. Trade Republic aus Deutschland etwa legte kürzlich eine Studie vor, um PFOF zu verteidigen. Eine Auswertung von zwei Millionen Transaktionen zeige, dass „Kunden bei einer Vielzahl von Transaktionen zu besseren Kursen als auf dem Referenzmarkt“ bekommen würden.
„Man muss das differenzierter sehen“, sagt auch Klanschek. PFOF sei in manchen Fällen möglicherweise besser für den Kunden, weil es kostenlose Services ermögliche. Das sei besser, als wenn man dutzende Euro pro Aktienkauf bezahle, wie es bei manchen Banken noch üblich sei.
Trade Republic wehrt sich gegen Kritik an seinem Geschäftsmodell PFOF