Gründer der Woche: Wie Bernd Greifeneder ein Software-Unicorn in Linz aufbaute
Manchmal sind es Schuhe, manchmal Bärte, manchmal die Socken oder manchmal auch die futuristischen Gefährte, die typisch sind für Persönlichkeiten in der Tech- und Startup-Welt. Bei Bernd Greifeneder ist es das T-Shirt. Anlässlich der jährlichen Firmenkonferenz designt sein Team Leiberl-Unikate für ihn, die er dann bei seiner Keynote auf der Mainstage und weiteren Events im ganzen Jahr stolz am eigenen Leib trägt. Die Designs ändern sich jedes Jahr, aber fix ist eines: Das Dynatrace-Logo ist immer mit drauf.
Bernd Greifeneder, heute CTO eines 13 Milliarden schweren Software-Unternehmens, ist eine der bemerkenswertesten Unternehmerpersönlichkeiten Österreichs. Er ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass es eine 2005 gegründete Linzer Software Start-up 14 Jahre später an der New Yorker Börse notierte und seinen Status als Weltmarktführer im Bereich “Software Intelligence” zementierte.
Die Firmengeschichte ist eine Bewegte: 2009 investierten Bay Partners und Bain Capital Ventures 12,9 Millionen Dollar und sicherten sich zwei Drittel der Anteile des Unternehmens. Dann wurde Dynatrace von Compuware übernommen, und als Thoma Bravo wiederum Compuware schluckte, wurde Dynatrace wieder in eine eigenständige Firma ausgegliedert.
Das Gehirn und Herz in Österreich
Greifeneder ist seinem Baby, das er 2005 gemeinsam mit Sok-Kheng Taing und Hubert Gerstmayr gründete, immer treu geblieben. Und trotz globalem Business hat er auch dafür gesorgt, dass Dynatrace Österreich treu geblieben ist. Trotz NYSE-Börsennotierung und US-Mutter heißt es nach wie vor: „Das Gehirn und das Herz sitzen noch in Österreich.“ Unter Beweis stellt das Unternehmen das einmal mehr: Neuzugang Florian Dorfbauer baut für die Software-Firma derzeit in Wien einen neuen Standort für 120 Entwickler auf (Trending Topics berichtete).
Wie also tickt Greifeneder? Immer Hands-on, ein großer Motivator, einer der immer in die Zukunft blickt und andere inspirieren kann – so wird der 48-Jährige von langjährigen Wegbegleitern beschrieben. Und einer, der stets die Konkurrenz im Auge behalten hat. Die Kenntnis seines Markts und was der Mitbewerb tut, ist ihm immer wichtig gewesen – um dann dementsprechend planen und einen Schritt voraus zu bleiben.
Mehr als 2.200 Mitarbeiter arbeiten bei Österreichs erstem Software-Unicorn mittlerweile, doch der Startup-Spirit soll heute noch durch die Büros wehen. Keine langen Hierarchieketten, kleine, agile Teams und stets eine offene Tür für die Mitarbeiter. „Ich stelle keine Leute ein, denen ich sagen muss, was sie tun sollen. Ich möchte smarte Mitarbeiter, die mir sagen was wir tun sollten“, sagt Greifeneder. Ja, wer smartes Feedback und eigene Ideen einbringen will , der ist richtig bei ihm. Umgekehrt gilt auch: Der Dynatrace-Mastermind ist auch für seine klaren Ansagen bekannt, die keinen Zweifel lassen, wohin die Firma geht.
Der Kaffee-Nerd
Und digital hin oder her: Greifeneder gilt auch als einer, der trotz Remote Work die persönliche Nähe schätzt. Während Corona sicher mit Abstand, aber gemeinsame Mittagessen mit neuen Mitarbeitern oder das gemeinsame Feiern von erreichten Milestones mit der gesamten Belegschaft, darauf legt Greifeneder wert. Und noch eines hat sehr hohen Stellenwert für ihn: guter Kaffee.
Greifeneder hat schon einige Barista-Kurse hinter sich gebracht, um zu wissen, wie man ausgezeichneten Cappuccino zubereitet. Als der Kaffee-Afficionado nach einer Geschäftsreise nach Asien bei einem Unternehmen sah, dass dort ein eigener Barista die Belegschaft verwöhnte, da entschied er: „Wir sind auch groß genug, einen eigenen Barista zu haben.“ Und der werkt nun Seite an Seite mit den Software-Entwicklern im HQ in Linz.