Binance kämpft mit FUD und Abhebungen von Milliarden Dollar
Die einen sehen ihm eine baldige Anklage wegen Geldwäsche und Verstößen gegen US-Sanktionen durch die US-Staatsanwaltschaft ins Haus flattern, er selbst nennt es der Einfachheit FUD. Es seien wieder mal „Fear, Uncertainty & Doubt“, die da gesät werden würden, um die Krypto-Industrie zu destabilisieren. „Business as usual“, twittert Binance-Chef Changpeng „CZ“ Zhao zu seinen Followern. Alles normal, es gebe halt solche Tage, wo Nutzer:innen Milliarden an Dollar aus der weltgrößten Exchange abziehen. Er sei sowieso seit 5 Jahren gewohnt, das FUD über Binance und seine Person gestreut werde.
Moment, Milliarden? Ja genau. 3 Milliarden Dollar an Krypto-Assets sollen aus der Krypto-Börse Binance am Dienstag abgezogen worden sein, berichtet der Analyse-Dienst Nansen. CZ bestätigt das nicht direkt, er spricht von 1,14 Milliarden Dollar, die Nutzer:innen aus der Exchange heraus an andere Wallets gesendet haben. Gemeinhin gilt das als schlechtes Zeichen, weil es darauf hindeutet, dass Kund:innen vermehrt ihre Gelder in Sicherheit bringen wollen. In der schlimmsten Ausprägung nennt sich das „Bank Run“.
Abgezogen werden vor allem ETh und ERC-20-Token. Auch der Stablecoin USDC ist ein solcher ERC-20-Token, und den konnte man im Laufe des Tages zeitweise nicht bei Binance abheben. Schuld seine eUS-Bank im Hintergrund gewesen, die in den Wechsel zwischen den Stablecoins PAX/BUSD und USDC involviert ist. Mittlerweile gehen die USDC-Auszahlungen wieder.
Auslöser der abgezogenen Kundengelder in Milliardenhöhe ist ein Bericht von Reuters, dem zufolge das US-Justizministerium gerade eine Klage gegen Binance erwägt. Binance wird, wie berichtet, von Ermittlern verdächtigt, Bösewichten zwischen 2017 und 2021 ermöglicht zu haben, Krypto-Assets im Gegenwert von 2,35 Milliarden Dollar zu waschen. Das könnte nun in einer Anklage der US-Justiz gipfeln, die aktuell auch schwer mit dem FTX-Bankrott und dem Gründer Sam Bankman-Fried beschäftigt ist.
Binance: Geldwäsche-Verdacht in Milliardenhöhe – Exchange kontert
CZ betont gelassen
CZ, mittlerweile zur Stimme der Krypto-Industrie gewachsen, versucht zu beruhigen. „Wir haben das schon einmal erlebt. An manchen Tagen haben wir Nettoabhebungen, an manchen Tagen haben wir Nettoeinzahlungen. Für uns läuft alles wie gewohnt“, schreibt er. Es sei sowieso eine gute Idee, jede CEX (zentralisierte Exchange, Anm.) einem Stresstest zu unterziehen. Bis dato schafft Binance den Stresstest, es ist noch zu keine Beschwerden gekommen, dass Nutzer:innen ihr Geld nicht bekommen würden.
Binance, als Marktführer systemkritisch, ist um Transparenz bemüht. Da wurden bereits die so genannten „Proof of Reserves“ offengelegt, die heute, Dienstag, anzeigen, dass die Exchange Krypto-Assets im Gegenwert von 50 Milliarden Dollar liquide haben sollte – was sind da schon mal knapp 2 Milliarden, die heute abgehoben wurden?
Doch gegen Binance gibt es seit Jahren Vorbehalte – unter anderem deswegen, weil eigentlich niemand weiß, wo die Firma ihr Headquarter hat. Anstatt die oft gestellte Frage zu beantworten, sagt CZ dann meist, man sei keine chinesische Firma, nur weil er wie ein Chinese aussehe. Wahrscheinlicher ist, dass Binance einfach über die Jahre zu einer Remote-First-Company gewachsen ist, die nun durch Regulierungsbehörden dazu gedrängt wird, sich einem Standort zu verpflichten. Möglich, dass es Paris oder Dubai wird.
Jetzt schauen alle auf Binance: Wie stabil ist die führende Krypto-Börse?