Binance schränkt den anonymen Handel mit Bitcoin ein
Die Furcht vor dem Schlag der Regulierungsbehörden zwingt Binance zum Rückbau. Schon in den vergangenen Wochen musste die global agierende Krypto-Exchange Funktionen zurückfahren – etwa das Angebot für Aktion-Token oder Einzahlungen per SEPA. Nun geht es in einem Kernbereich der nach Handelsvolumen führenden Bitcoin-Börse: Sie schränkt den anonymen bzw. pseudonymen Handel mit BTC drastisch ein.
Konkret geht es darum, wie viel Bitcoin ein User pro Tag von seinem Binance-Account abheben, also an eine andere Wallet senden darf. Das waren bisher 2 BTC pro Tag für jene Nutzer, die sich nur rudimentär von Binance identifizieren ließen und lediglich einen Namen, eine Adresse und ein Geburtsdatum angegeben haben, aber nicht den strengeren KYC-Prozess mit Ausweisverifizierung durchlaufen haben. Theoretisch ist so möglich, dass Nutzer falsche Angaben machen und diese nicht überprüft werden. Die Grenze von 2 BTC (immerhin etwa aktuell 67.000 Euro) wird nun drastisch hinuntergesetzt, und zwar auf 0,06 BTC, also umgerechnet grob 2.000 Euro.
KYC soll gestärkt werden
Die Regeln gelten für neu registrierte Nutzer ab sofort und werden für bestehende Nutzer stufenweise zwischen dem 4. und 23. August eingeführt. Für Nutzer, die eine höhere KYC-Stufe abgeschlossen haben („Intermediate“ und „Advanced“) ändert sich nichts. Diese Nutzer haben sich aber bereits mit Ausweis (Pass, Führerschein) und Gesichtserkennung von Binance identifizieren lassen und wären im Falle des Falles verfolgbar.
Mit dem Schritt macht es Binance für anonym bleiben wollende Nutzer viel unattraktiver, bei der Krypto-Exchange Bitcoin zu handeln. Damit versucht das Unternehmen rund um CEO Changpeng Zhao im vorauseilendem Gehorsam, Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt entgegen zu kommen. Wie mehrmals berichtet wird die Exchange in mehreren Ländern hinsichtlich möglicher illegaler Aktivitäten untersucht. Gut möglich ist, dass in den nächsten Tagen und Wochen weitere Maßnahmen getroffen werden. So ist vorstellbar, dass künftig auch nur mehr höhere KYC-Stufen größere Mengen an Krypto-Assets bei Binance einzahlen könnten.
Die EU-Kommission hat vor kurzem Pläne vorgelegt, die das Anbieten von anonymen Krypto-Wallets kriminalisiert. Die EU möchte in Zukunft mehr Mittel in der Hand haben, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung auch im Krypto-Bereich nachgehen zu können und will dazu auch Exchanges in die Pflicht nehmen. Bis 2024 soll eine neue Geldwäschebekämpfungsbehörde aktiv werden. Deren Aufgabe ist es dann, sicher zu stellen, dass der private Sektor – und damit auch die Anbieter von Krypto-Wallets und Exchanges – die EU-Vorschriften korrekt und einheitlich anwenden.