Bio, Plastik, Regional: Christbäume im CO2-Vergleich
Mit glitzernden Kugeln, Sternen und Lametta geschmückt, mit hellen LED-Lichtern verziert: Der Weihnachtsbaum gehört für die Menschen, die Weihnachten feiern, einfach zum Fest dazu. Mit dem Auto zum lokalen Verkauf fahren, eine schönen Baum heraussuchen – nicht zu groß, nicht zu klein – und diesen dann stolz nachhause fahren und im Wohnzimmer aufstellen. Den Christbaumschmuck vom Dachboden oder aus dem Keller holen, zum Klang der Weihnachtslieder und dem Geruch von Mandarinen und Früchtetee in der Nase den Christbaum schmücken. Am Abend dann um den prächtigen Baum versammeln und in freudiger Erwartung Geschenke öffnen.
Lange bleibt der Christbaum danach nicht stehen, meistens nur ein paar Tage oder Wochen. Die wenigsten Menschen denken daher beim Kauf daran, wie gut ihr Weihnachtsbaum für die Umwelt und das Klima ist. Doch oft ist es gar nicht so einfach zu sagen, wie viel Grün im grünen Weihnachtsbaum steckt. Durch lange Transportwege, Pestizideinsatz auf den Plantagen oder umweltschädlichem Kunststoff ist die Umweltbelastung von Weihnachtsbäumen höchst unterschiedlich. Doch schon lange gibt es Alternativen zur klassischen Nordmanntanne, die umweltschonender und nachhaltiger sind. Tech & Nature hat sie sich angeschaut. Hier gibt es die nachhaltigsten Weihnachtsbäume im Check.
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Regional ist nicht zwingend umweltfreundlich
Besonders verbreitet im heimischen Wohnzimmer ist die Nordmanntanne. Sie gehört zu den beliebtesten Weihnachtsbäumen, die viele beim Verkaufsstand ums Eck mitnehmen. Doch viele Käufer:innen wissen nicht, dass die Nordmanntanne hierzulande gar nicht so heimisch ist. So stammt die Baumart laut dem Deutschlandfunk ursprünglich aus Georgien und dem Kaukasus. Dort werden die Tannensamen in luftigen Höhen von Hand gepflückt und anschließend bearbeitet, ausgesiebt und gewaschen.
Die Arbeit der Pflücker:innen in Georgien ist oft gefährlich. Daher gibt es etwa Zertifikate wie „Fair Trees“, die sich für gute Arbeitsbedingungen der Arbeiter:innen, einen angemessenen Lohn und sichere Kletterausrüstung einsetzen und ebenfalls Samen aus ökologischem Anbau anbieten. Weihnachtsbäume, die eines dieser Zertifikate tragen, werden in ganz Europa verkauft.
Von Georgien aus werden die Samen zu Plantagen in Dänemark, Ungarn, Österreich, Deutschland, Polen oder Tschechien geliefert. Sie sind also schon weit gereist, bevor sie oftmals in angelegten Weihnachtsbaum-Monokulturen eingepflanzt, aufgezogen und verkauft werden.
Aus solchen Anlagen stammen laut dem Naturschutzbund Nabu 90 Prozent der rund 30 Millionen in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume. So kommen sie zwar aus der Region, doch umweltfreundlich sind dadurch noch nicht unbedingt. Denn auf den Plantagen kommen oft Pestizide und Dünger zum Einsatz, die schlecht für Baum und Böden sind. Der Naturschutzbund empfiehlt daher, heimische Baumarten wie Fichte, Kiefer oder Tannen zu kaufen, die auf sogenannten Sonderflächen (unter Strom- oder auf Leitungstrassen) wachsen, da diese Flächen Teil der regionalen Forstbetriebe sind.
Plastik langfristig besser?
Pflegeleicht und immer grün – der Plastiktannenbaum. Einige Haushalte haben bereits ihre romantischen Vorstellungen des nach Tannennadeln riechenden Wohnzimmers überworfen und zur Plastik-Alternative gegriffen. Doch schont der Gummibaum wirklich unseren Waldbestand oder trägt er nur zum Plastikmüll-Problem bei? Die Weihnachtsbäume aus Plastik werden aus PVC oder Polyethylen hergestellt, wobei die Herstellung sehr energieaufwendig ist. Die dabei entstehende Umweltbelastung ist laut der Unternehmensberatung ESU-services GmbH (ESU) vergleichbar mit der einer konventionell gezüchteten Plantagen-Tanne, die gedüngt und mit Pestiziden behandelt wurde und nach dem Fest auf dem Müll landet. Zudem braucht es Jahrhunderte, bis das PVC abgebaut ist. Viele werden außerdem in Asien produziert und verbrauchen dementsprechend viel CO2 auf ihrem Weg hier her. Dennoch können künstliche Tannen eine sinnvolle Alternative sein, wenn sie lang genug genutzt werden. Schon ab sechs Jahren Nutzungsdauer schneiden sie in ihrer CO2-Bilanz häufig besser ab, als die beste ökologische Alternative, so die ESU.
Weihnachtsbaum im Topf leihen
Eine Idee weiter gedacht, ist das Leihen von Weihnachtsbäumen. Dort werden die Bäume kurz vor Weihnachten samt Wurzeln in einem Topf vorbei gebracht und nach dem Weihnachtsfest in einem Wald wieder eingepflanzt. Somit ist der Transport der größte CO2 Ausstoß, wobei dafür wiederum das C02, das bei dem Entsorgen eines einjährigen Baumes entstehen würde, wegfällt.
Bisher bieten dieses Konzept in Österreich unter anderem die Unternehmen Greentree, Grünbaum, Gartenbau Kamper und Gartenbau Wilhelm an. Von Greentree werden beispielsweise Bäume in den österreichischen Städten Wien, Graz und Salzburg zur Verfügung gestellt. Aber auch in München können die Bäume inzwischen bestellt werden.
Natürlich setzt diese Option einen grünen Daumen voraus.
Zertifizierter Bio-Weihnachtsbaum
Die beste Öko-Bilanz bei einjähriger Nutzung haben bio-zertifizierte Weihnachtsbäume. Bei ihrem Anbau werden die zur Neupflanzung vorgesehenen Flächen nicht mit Herbiziden kahlgespritzt, sondern mechanisch von störenden Pflanzen befreit. Außerdem halten Schafe die Gräser zwischen den Bäumchen kurz, während ihre Ausscheidungen gleichzeitig für zusätzliche Düngung sorgen, so der Nabu. Bio-Bäume erkennen Verbraucher:innen unter anderem am Siegel der Ökoanbauverbände Bioland, Naturland oder Demeter. Jedoch ist der Anteil von Verkaufsstellen von Biobäumen in Österreich und Deutschland bisher noch in der Minderheit.
Zumindest für Deutschland gibt es hier aber eine Übersicht für die Verkaufsstellen von Bio-Bäumen.
Weihnachten ohne Baum, dafür selbst gemacht
Wie es schon bei Kleidung, Auto & Co. der Fall ist: Am nachhaltigsten ist es, gar keinen Weihnachtsbaum zu kaufen. Für viele Menschen wäre das ein absoluter Traditionsbruch. Ein Weihnachten ohne Baum? Unvorstellbar. Doch sich einen Baum für einen Preis zwischen 21 und 27 Euro pro laufendem Meter, wie es die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald auflistet, leisten zu können, ist nicht allen Menschen möglich. Es gibt jedoch viele Alternativen, wie auch ohne Baum Weihnachtsstimmung aufkommen kann. So lassen sich Weihnachtsbäume etwa als Poster gestalten und an die Wand hängen oder aus Eierkartons basteln. Aus Zeigen und Ästen lässt sich zudem ein eigener Baum zusammenbauen. Und auch der Baumschmuck kommt nicht zu kurz: Dieser lässt sich in Form von selbstgebastelten Sternen, bemalten Anhängern aus Salzteig oder aus getrockneten Fruchtringen umsetzen.