Bird: Das E-Scooter-Startup holt 275 Millionen Dollar Investment
Während sich in Wien nach wie vor viele Bürger über die E-Scooter auf den Straßen ärgern, ist derweil Freude in Santa Monica angesagt. Denn das E-Scooter-Startup Bird hat verkündet, dass es von Investoren eine Finanzierungsrunde von 275 Millionen Dollar bekommen hat. Angeführt wird die Series D von CDPQ und Sequoia Capital. Die Investoren bewerten die Firma, die 2017 gegründet wurde, nunmehr mit 2,5 Milliarden Dollar.
Unit Economics als oberste Priorität
„Vor fast einem Jahr haben wir erkannt, dass sich die Welt verändert. Vorbei sind die Zeiten, in denen das Umsatzwachstum der führende KPI für aufstrebende Unternehmen war. Positive Unit Economics ist das neue Ziel“, sagt Travis VanderZanden, Gründer und CEO von Bird. „Infolgedessen haben wir uns vom Wachstum zur Unit Economy als oberste Priorität für das Unternehmen entwickelt. Mit der besten Wirtschaftlichkeit der Branche sehen neue Bird-Investoren wie CDPQ, dass wir den Weg für ein langfristig nachhaltiges und gesundes Unternehmen ebnen.“
Bei den Unit Economics geht es darum, ab welchem Zeitpunkt ein E-Scooter Geld abwirft. Dafür ist essenziell, dass die Gefährte möglichst lange halten, um sie nicht schnell wieder ersetzen zu müssen. Deswegen investiert Bird viel Geld in die Entwicklung eigener Roller. In der Vergangenheit hatten Anbieter von E-Scooter immer wieder Probleme mit der Qualität der Roller. Lime etwa musste nach einer Unfall-Serie E-Scooter aus der Schweiz abziehen.
Fragliche Nachhaltigkeit
„Bird passt direkt in unsere Strategie, in innovative und disruptive Technologiesektoren wie nachhaltige Mobilität zu investieren“, sagte Jeffrey Smith vom neuen Lead-Investor CDPQ. Bei CDPQ handelt es sich um „Caisse de dépôt et placement du Québec“ aus Kanada – einer der größten Rentenversicherer und als institutioneller Investor unterwegs.
Wie nachhaltig Scooter sind, ist aber fraglich. Oft wird behauptet, damit den Autoverkehr in der Stadt verringern zu können. Doch Studien zeigen, dass eher als Alternative zu Fahrrad oder Öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt werden. Und das hat folgenden Effekt: Da die Roller einerseits mit Batterien ausgestattet sind und abends oft mit Lastenwägen von Freelancern eingesammelt werden, um sie wieder aufzuladen, ist der CO2-Fußabdruck von E-Rollern doch sehr deutlich.
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Heiß umkämpfter Markt
Der E-Scooter-Markt ist derweil heiß umkämpft. In Wien alleine gibt es acht Anbieter, in viele andern US- und europäischen Städten gibt es für Bird als Vorreiter der Branche ebenfalls viel Konkurrenz. Größter Rivale ist Lime aus dem Silicon Valley, bei dem etwa Google und Andreessen Horowitz investiert sind. Lime hat bisher satte 765 Millionen Dollar Investment bekommen. Mit den frischen 275 Millionen Dollar kommt Bird nunmehr insgesamt auf rund 700 Millionen Dollar, die in das etwas mehr als zwei Jahre alte Startup gebuttert wurden.
Das Geld wird Bird auch brauchen. Derzeit ist der Anbieter in 140 Städten weltweit und muss in vielen davon mit sehr ähnlichen Angeboten um die Kundschaft ringen. Branchen-Insider sagen bereits eine Marktkonsolidierung voraus und meinen, dass nur langfristig nur ein oder zwei Provider durchsetzen werden. Bird selbst trägt zu dieser Marktbereinigung bei – und hat im Sommer den kleineren Rivalen Scoot um weniger als 25 Millionen Dollar aufgekauft.