Climate

Birken und Korallen: Wenn Mikroplastik aus Böden und Meeren gefiltert wird

Die Birke nimmt Mikroplastik auf ©Mitrey/ Pixabay
Die Birke nimmt Mikroplastik auf ©Mitrey/ Pixabay
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Je mehr Plastik produziert wird, desto mehr Mikro- und Nanoplastikteilchen entstehen daraus. Diese sind für das menschliche Auge kaum zu sehen. Immerhin sind das Plastikteilchen, die kleiner als 5 Millimeter sind. Die so kaum sichtbaren Partikel stellen aber für die Umwelt eine große Belastung dar.

Seit längerem forschen schon Wissenschaftler:innen bereits, wie sich das Mikroplastik auf die Umwelt und ihre Organismen auswirkt. Aber auch, wie Mikroplastik wieder aus den verschiedenen Ökosystemen entfernt werden könnte. Dabei wurden in jüngeren Studien auch unerwartete Entwicklungen deutlich. So stellte ein Forschungsteam des Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und vom Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ)  in einem Projekts des Berliner Kunststudios Studio Austen fest, dass längerlebige Gehölze Mikroplastik in ihr Gewebe aufnehmen und speichern können. Als Flachwurzler wählte das Team die Hänge-Birke für die Untersuchung aus, da die Mikroplastikverschmutzung direkt unterhalb der Bodenoberfläche nachweislich am höchsten ist.

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Birken entziehen Boden Mikroplastik

Für ihre Untersuchung nutzte das Team eingetopfte Hänge-Birken. In deren Töpfe gaben diese dann markierte Mikroplastikkügelchen (5-50μm) mit fluoreszierendem Farbstoff. Anschließend ließen sie die Bäume fünf Monate wachsen und untersuchten dann Wurzelproben mithilfe von Fluoreszenz- und konfokaler Laser-Scanning-Mikroskopie. Dabei wurden sie fündig. So konnten sie das fluoreszierende Mikroplastik in verschiedenen Abschnitten und Schichten des Wurzelwerks ausmachen, geben die Forschenden an. Insgesamt wurden bei zwischen fünf bis 17 Prozent der Wurzelabschnitte Mikroplastikpartikeln festgestellt.

Auch wenn die Forschenden noch nicht wissen, wie sich das Mikroplastik langfristig auf die Gesundheit der Bäume auswirkt, sehen diese Potenzial zur Bodenreinigung durch die Bäume: „(…)  Diese Pilotstudie deutet darauf hin, dass die Birke ein echtes Potenzial für langfristige Lösungen zur Bodensanierung hat – einschließlich der Verringerung der Menge an Mikroplastik im Boden und möglicherweise im Wasser“, sagt Kat Austen, die Hauptautorin der Studie, die das Studio Austen leitet und am IGB Projektkoordinatorin für das bürgerwissenschaftliche Projekt ACTION ist.

 Korallen filtern Mikroplastik

Bereits heute wird die Baumart gezielt gepflanzt, um anderen Bodenverunreinigungen, wie durch Schwermetall, entgegen zu wirken. Somit wäre Mikroplastik vielleicht nur ein weiterer Schadstoff, den die Birke „aufsaugt“.

Wie sich Mikroplastik auf einige Meereslebewesen auswirkt, zeigte währenddessen bereits eine andere Studie an. Eine Ende Dezember 2021 im Fachmagazin Global Change Biology veröffentlichte Untersuchung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) in Meerwasser-Aquarien hat beispielsweise gezeigt, dass auch maritime Lebewesen Mikroplastik dauerhaft einlagern können. Dabei handelt es sich um Meerestiere, die bereits stark unter der zunehmenden Erderhitzung leiden: Korallen.

“Verschlucken sich”: Mikroplastik wird Bestandteil von Korallen

Laut der Untersuchung nehmen Korallen aktiv Mikroplastik auf und bauen die kleinen Teilchen in ihre Kalkskelett ein. „Korallen sind die ersten Organismen, die als lebende Senke für Mikroplastik im Meer entdeckt wurden“, sagt Jessica Reichert, JLU-Korallenforscherin und Studienleiterin in einer Presseaussendung. Bis zu 20.000 Tonnen Mikroplastik pro Jahr könnten die Meerestiere in den weltweiten Korallenriffen laut den Forschenden binden. Das entspreche etwa einem Prozent des Mikroplastiks im Riffwasser. Offen bleibt bisher, wie sich das Mikroplastik langfristig auf die Korallen auswirkt.

Dass Organismen Mikroplastik aufnehmen, ist dabei nicht unbedingt was neues. Zwei unabhängig von einander durchgeführte Studien zeigten bereits 2020 an, dass beispielsweise auch einige Nutzpflanzen Mikroplastik aufnehmen. So kam ein Forschungsteam 2020 bereits zu dem Ergebnis, dass auch Nutzpflanzen wie Weizen Mikroplastik bereits aus der Erde aufnehmen. Anders als bei der Birke, ist das allerdings eher negativ einzuordnen, immerhin dienen Nutzpflanzen dazu, verzerrt zu werden. Entsprechend braucht es da entsprechende Lösungen. Birkenhaine werden es allein nicht richten können. Aber vielleicht ist es ein Anfang. Mehr Wälder wären zumindest auch ohne das Absorbieren von Plastik ein Gewinn.

 

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