Bitcoin: Warum das Crypto-Gold die 12.000 Dollar knackt
Das Resistance-Level von 11.800 Dollar ist überwunden, und in den frühen Morgenstunden des Montags hat Bitcoin erstmals seit mehr als einem Jahr wieder einen Wert von mehr als 12.000 Dollar erreicht. Noch schwankt der Preis rund um diese Marke, im Laufe des Montags bzw. dann der Woche wird sich zeigen, ob dieses neue Level konstant gehalten werden kann und Trader längerfristig gewillt sind, diesen Preis für BTC zu bezahlen. Zuletzt wurde Bitcoin am 6. August 2019 bei mehr als 12.000 Dollar gehandelt.
Nach einem schweren, Corona geschuldeten Durchhänger im März, als BTC bei weniger als 5.000 Dollar landete, hat sich der Kurs über den Sommer wieder gefangen – mit deutlichem Aufwind. Geht es so weiter, könnte 2020 das beste Jahr für Kryptowährungen seit 2017 werden, als damals die Kurse explodierten und Crypto in den Mainstream gepumpt wurden.
Woher aber kommt die neue Stärke von BTC und den vielen anderen Krypto-Assets, deren Preise im Fahrtwind von Bitcoin ebenfalls boomen? Es sind nicht nur Ethereum, XRP und Litecoin, die in den letzten Monaten ebenfalls Zuwächse gesehen haben, sondern auch Newcomer wie Chainlink (LINK), Crypto.com (CRO) und Binance Coin (BNC) sowie der Stablecoin Tether (USDT), die satten Aufwind bekommen haben.
Alternative zu Gold und Aktien
Vielen, vor allem jungen Anlegern gilt Bitcoin als eine Alternative zu Gold. Gold hat dieses Jahr im Zuge der Corona-Krise sein vorläufiges Allzeithoch erreicht und Marke von 2.000 Dollar pro Unze überschritten. Damit ist der Rekordpreis vom September 2011 überboten worden und zeigt – in der Krise greifen die Anleger, die es sich leisten können, zu Gold als verlässlichen Wertspeicher.
Während in Gold weltweit rund 11 Billionen Dollar stecken, sind es bei Bitcoin nur etwa 220 Milliarden Dollar. Aber Umfragen zeigen, dass es gerade jüngere Anleger sind, die BTC in der Krise als Wertspeicher sehen, mit dem man besser fährt als mit dem teuren Gold oder mit Aktien. Gerade an den traditionellen Börsen geht es derzeit stark hinauf – doch wie lange noch? Immer wieder sieht man, wie Kurse einbrechen können, wenn es seitens Politik Maßnahmen gibt – zuletzt etwa schickte das Trump-Dekret gegen TikTok und WeChat chinesische Aktien ins Minus. Auch droht Geld generell durch die dicken Hilfspakete der Regierungen gegen Corona eine Entwertung. Vielen scheint da Bitcoin etwas sicherer.
Bitcoin Halving und ETH 2.0
2020 ist außerdem ein Jahr mit zwei sehr besonderen Ereignissen für die beiden wichtigsten Crypto-Assets, Bitcoin und Ethereum. Das Bitcoin Halving am 11. Mai hat die Belohnungen für BTC-Miner halbiert, das passiert nur alle vier Jahr (zuvor 2012 und 2016). Viele im Markt gehen davon aus, dass das Halving für eine Preiskorrektur nach oben sorgt, weil die Menge neuer Bitcoins, die in den Markt kommen, künstlich verringert wurde. Kurzfristig hat man den Effekt nicht gesehen, aber nach mehreren Monaten könnte sich das Halving nun mit seinen Auswirkungen zeigen.
Neben BTC ist auch ETH so stark wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Es war zuletzt Anfang August 2018, als Ethereum bei mehr als 400 Dollar gehandelt wurde – geht es so weiter, wird ETH diese Woche diese Marke wieder überschreiten. Dass das Interesse an ETH steigt, dürfte neben einem starken Bitcoin-Kurs vor allem an den diesen Sommer zu erwartenden Neuerungen sein. Mit Ethereum 2.0 (Trending Topics berichtete) kommen zwei große Updates auf die zweit wichtigste Blockchain der Welt.
Zum einen wird ETH von Proof of Work (a.k.a. Minen, PoW) auf Proof of Stake (PoS) umgestellt. Das bedeutet, dass künftig keine großen Rechenanlagen zum Erzeugen neuer ETH-Token mehr notwendig sind, sondern im Prinzip jeder im Netz werk sich beteiligen kann. Mindestanforderung ist, 32 ETH auf einer Wallet dauerhaft zu halten (deswegen „stake“), dann wird man an den Ausschüttungen neuer ETH beteiligt. Dabei wird eine Rendite von vier bis 10 Prozent in Aussicht gestellt. Kein Wunder, dass derzeit viele Ether zugekauft werden.
Der Faktor Tether
Nicht zu vergessen im aktuellen Bullenmarkt ist der Faktor Tether. Der umstrittene Stablecoin, dessen Machern schon mal die „größte Blase in der Geschichte der Menschheit“ vorgeworfen wird, hat 2020 ein schier unglaubliches Wachstum hingelegt. Gab es Anfang des Jahres noch USDT im angeblichen Gegenwert von vier Milliarden Dollar, sind es ein halbes Jahr später bereits mehr als 10 Milliarden Dollar. USDT, so wird von den undurchsichtigen Anbieterfirmen behauptet, soll 1:1 durch US-Dollar gedeckt sein, doch daran gibt es große Zweifel.
An den großen Crypto-Exchanges sieht man auch diesmal, was mit Tether gemacht wird. Denn so ist gar nicht BTC das meist gehandelte Crypto-Asset, sondern USDT. Das bedeutet, dass mit USDT Assets wie BTC, ETH, LINK etc. zugekauft werden, etwa bei Binance oder Huobi Global. Aber auch echte Dollar fließen derzeit stark in den Markt, etwa via Coinbase Pro, dem Platzhirschen in den USA.