Analyse

Bitcoin bei 27.500 Dollar: Die große Flucht vor Fiat

Bitcoin Chart. © Pexels
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Man fragt sich ja, wie lange das noch gutgehen kann. Aber alle, die Bitcoin ihr Eigen nehmen, nehmen das Weihnachtsgeschenk gerne an und freuen sich über unwahrscheinliche Zuwächse. Bitcoin liegt am Sonntag Morgen bei mehr als 27.500 Dollar, und nun scheint alles möglich. Die 30.000 Dollar sind in Griffweite, Analysten rechnen bereits vor, wie und wann die 40.000 und 50.000 Dollar erreicht werden können.

Die Marktkapitalisierung aller an Exchanges gehandelten Krypto-Assets hat das zweite Mal bisher die Marke von 700 Milliarden Dollar überschritten. Damals, Ende 2017, Anfang 2018, waren Altcoins viel besser unterwegs und brachten den gesamten Market Cap auf 830 Milliarden. Doch diesmal dominiert Bitcoin mehr als 70 Prozent des Marktes, während die einstige Nummer 3 am Markt, XRP, nach einer SEC-Klage diese Woche 50 Prozent ihres Werts eingebüßt hat.

Doch wer pumpt diesmal den Preis? Ende 2020 sind es nicht die privaten Glücksritter, die ihr Erspartes in das digitale Gold investieren, sondern institutionelle Investoren. Bei Preisen jenseits der 20.000 Dollar ist es für Privatanleger keine attraktive Sache mehr, doch immer mehr Unternehmen und Großinvestoren sehen BTC nun mittlerweile als stabile langfristige Wertanlage neben Gold und Aktien.

„Dieser Run ist anders“

„Dieser Run ist ganz anders als der von 2017. Der Kurs wurde damals hauptsächlich von Kleinanlegern in die Höhe getrieben. Diesmal sind aber auch Milliardäre, die auf Bitcoin setzen und Investmentfonds, mit denen Anteile im Wert von hunderten von Millionen erworben werden, mit im Spiel. Die großen Player, die damals Bitcoin noch stark kritisiert und sich davon distanziert haben, sind bei diesem Run dabei. Das verdeutlicht nur noch einmal mehr, welche Rolle dieses Asset im Universum des Investments eingenommen hat“, so etwa Eric Demuth, Mitgründer und CEO von Bitpanda, in einem Statement zum neuerlichen Bitcoin-Boom.

Was Bitpanda in Europa beobachtet, sieht man im großen Maßstab in den USA. Dort wurden über den marktführenden Broker Coinbase diese Woche BTC im Wert von mehr als 500 Millionen Dollar auf einen Schlag gekauft – das ist mehr als Miner verkaufen. Nur Großinvestoren haben solche Power am Markt.

Mittlerweile sind es renommierte Investment-Fonds und Versicherungen, die groß ins Krypto-Asset einsteigen. Hier einige Beispiele:

  • MicroStrategy: Das Software-Unternehmen von Michael Saylor hält mittlerweile BTC im Gegenwert von 1,8 Mrd. Dollar
  • Skybridge: 25 Millionen Dollar eines neuen Fonds werden in BTC investiert
  • Massachusetts Mutual Life Insurance: Eine der traditionsreichsten und größten Versicherungen der USA hat 100 Mio. Dollar in Bitcoin investiert
  • Guggenheim Macro Opportunities Fund: Bis zu 10 Prozent des Fonds sollen in BTC investiert werden – das wären etwa 500 Millionen Dollar
  • Grayscale Bitcoin Trust: Bereits 2013 von der Digital Currency Group eingerichtet, hat der Trust dieses Jahr ordentlich zugekauft und hält nun mehr als 570.000 Bitcoins mit einem Gegenwert von mehr als 14 Milliarden Dollar

Der Grundgedanke dieser institutionellen Investoren: Während die Entwertung staatlicher Währungen durch massive Corona-Hilfspakete in Billionen-Höhe schneller voranschreitet, braucht es eine Alternative. Bitcoin erscheint vielen als ein solches wertstabiles Asset. „Bitcoin ist das erste Safe-Haven-Asset, das auf dem ersten digitalen Währungsnetzwerk der Welt läuft. Da Investoren das Vertrauen in Gold und Anleihen als sichere Anlagen verlieren, ist es für alle Firmen sinnvoll, eine Bitcoin-Strategie zu haben“, predigt etwa MicroStrategy-CEO Michael Saylor, der dieses Jahr zum obersten Jünger von BTC aufgestiegen ist und sich bereits anschickt, Elon Musk Investment-Tipps bei Crypto zu geben.

Angst vor der Geldentwertung

Saylor führt immer wieder das Beispiel Argentinien und die dortige massive Geldentwertung ins Feld. Mit Bitcoin könne das nicht passieren, es sei eine Absicherung gegen die Inflation. Saylors – mittlerweile auch stark kritisierte – Position spiegelt das Misstrauen eines Teils der Unternehmerschaft in die staatliche Geldpolitik wieder – nach dem Motto: Wir vertrauen Dollar und Euro nicht mehr und suchen unsere Zuflucht in einem Assets, das kein Staat dieser Welt kontrollieren kann.

Die scheidende US-Regierung von Donald Trump versuchte mit Ende 2020, der Krypto-Industrie noch zwei Prügel zwischen die Beine zu werfen. Die Klage der US-Börsenaufsicht SEC gegen Ripple (Trending Topics berichtete) zeigt auf, wie schnell der Staat einem Krypto-Unternehmen Schwierigkeiten bereiten kann. Noch ist gar kein Urteil gesprochen, alleine die Verkündung der Klageabsicht hat Ripple, Herausgeber von XRP, ins Wanken geraten. Auch Coinbase muss sich mit neuen Auflagen für die Identifizierung von Transaktionen herumschlagen – und auch hier wird eine letzte Böswilligkeit von Trump vermutet. Währenddessen feilen EU und andere Länder an eigenen Stablecoins und strengen Auflagen für den Handel mit Kryptowährungen.

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Bedeutet unterm Strich: Je höher Bitcoin steigt und je mehr in das für den Staat nicht greifbare Asset investiert wird, desto eher befindet sich Bitcoin auf Konfrontationskurs mit dem Gesetzgeber. Und bei all dem Hype darf man auch nicht vergessen, wie klein der Krypto-Markt ist. 700 Milliarden Dollar Market Cap – das ist sehr klein gegenüber dem Goldmarkt, der etwa 9 Billionen Dollar groß ist.

Laut JP Morgan gebe es derzeit eine Nachfrage im umfang von 600 Milliarden Dollar für Bitcoin seitens institutioneller Investoren. Bitcoin ist gerade mal 500 Milliarden Dollar schwer. Es ist nicht zu übersehen, dass hier die Angst vor einer Inflation in Folge der Corona-Krise das große Kapital in einen winzigen Markt treibt – und die Hoffnung, dass Bitcoin weiter schnell wächst.

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