Satoshis Erben: Die Geschichte und die Zukunft von Bitcoin Cash
Die Entstehung von Bitcoin Cash ist ein Krimi: Um 16:24 Uhr am 1. August 2017 schuf der chinesische Mining-Pool ViaBTC auf dem Block 478559 der Bitcoin-Blockchain ein 1,9 MB großen Block, der mit dem Protokoll von Bitcoin nicht mehr kompatibel war. Eine Revolution. Denn die maximale Größe von 1 MB wurde erstmals überschritten, Bitcoin Cash war geboren. Bitcoin Cash will nichts anderes sein, als eine Währung. Es gibt keine konkrete Anwendung. Man will nur schneller und besser werden als der große Bruder.
Das legendäre Whitepaper von Satoshi Nakamoto sah die maximale Referenzgröße vor, um die Blockchain vor Angriffen zu schützen. Bei der Entstehung war Bitcoin nur einer kleinen Community bekannt und die Rate von drei Transaktionen pro Sekunde reichte der Untergrundwährung völlig aus. Mit steigender Popularität kamen die Probleme: Bitcoin stieß an seine technischen Grenzen.
Zu Stoßzeiten dauerten Überweisungen mehrere Tage. Die Kosten für die Transaktionen stiegen massiv an. Technisch wäre die Umsetzung leicht zu bewerkstelligen gewesen, allerdings kam es zu heftigen Auseinandersetzungen über die politische Tragweite der Erweiterung. Die Spannungen zwischen den Traditionalisten, die an Nakamotos Regelwerk festhielten und denen, die Bitcoin einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen wollten, wuchsen.
Zankapfel „Segregated Witness“
In Fachforen wurden verschiedene Lösungsansätze diskutiert. Volumina sollten durch „Segregated Witness“ oder das „Lightning Network“ (Litecoin hat es erfolgreich getestet) auf andere Blockchains verlegt werden. Revolten wie Bitcoin XT, Bitcoin Unlimited und Bitcoin Classic scheiterten an zu geringem Zuspruch der Miner, die die Abspaltungsversuche nicht unterstützten und so die Übernahme des Netzwerks verhinderten.
Das New Yorker Agreement
Das Core-Team setzte die „Segregated Witness“ durch, die die Blockgröße auf maximal 4 MB ansteigen lassen sollte. Viele Entwickler interpretierten den Schritt als pure Augenwischerei und als eine Verschleppung der Probleme. Das New Yorker Abkommen aus dem Mai 2017 läutete die endgültige Abspaltung ein. Repräsentanten des Bitcoin Core-Teams schlugen die Einladung aus und erschienen nicht zu dem Treffen. Die Investoren, Entwickler und Miner, die sich am 24. Mai verschworen, wollten die Währung der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Sie entschieden sich für einen eigenen Weg, blockierten „Segregated Witness“ und begannen an der Abspaltung zu arbeiten. In den folgenden Monaten wurden die Programmierer immer wieder von Hackern aus dem Umfeld des Bitcoin Core-Team angegriffen. Sie versuchten mit aller Macht die Abkehr von Nakamotos Protokoll zu verhindern. Es gelang nicht, Am 1. August entstand die neue Währung.
Beeindruckende Akzeptanz nach der Spaltung
Jihan Wu, der Gründer von Bitmain Technologies sagte in einem Interview mit der chinesischen Tauschbörse Huobi, dass ihn die ersten Wochen nach der Abspaltung tief beeindruckten: „Der BCH-Preis sprang wie wild. Erst verdreifachte er sich in wenigen Tagen, dann stürzte er radikal ab. Die ganze Community musste sich erst daran gewöhnen, dass es jetzt zwei Bitcoin gab, und sie akzeptierten es.“
Mining: BCH profitabler als BTC
Viele Analysten und Beobachter der Kryptowährungen waren sich sicher, dass Bitcoin Cash nach der Abspaltung radikal an Wert verlieren würde. Doch BCH stabilisierte sich schnell als drittgrößter Player im Markt. Aktuell hält die Marktkapitalisierung bei 7,7 Mrd. Dollar und der Preis pendelt sich um die 450 Dollar ein. Für Miner entwickelt sich BCH zu einem profitablen Geschäft.
Für jeden Bitcoin wird aktuell Strom im Wert von etwa 1.000 Dollar benötigt. BCH ist Experten zufolge deutlich günstiger herzustellen. Acht große Mining-Pools (u.a.BTC.top, Viabtc, Pool.Bitcoin.com, F2Pool, Antpool, and BTC.com) kümmern sich ausschließlich um die BCH-Blocks. Seit der Spaltung Anfang August wurden 8.000 Blocks auf der Bitcoin-Blockchain entwickelt. BCH hat einen Vorsprung von 1.200 Blocks und ist damit länger als die Bitcoin-Chain.
Ambitionierte Ziele
Rund um das Entwickler-Team „Bitcoin ABC“ entstehen derzeit viele Ideen, wie sich BCH in Zukunft entwickeln soll. Die ambitionierte Roadmap der fünf Teams, die sich aktuell mit BCH befassen, will die Sicherheit und Präzision der Blockchain weiter steigern. Unter anderem soll der Algorithmus für das Schürfen angepasst werden. Bitcoin ABC-Entwickler Amaury Sechét erklärte in einem Posting, dass die Teams „keine Angst vor weiteren Abspaltungen hätten“, um die Skalierbarkeit der Kryptowährung weiter zu steigern. Nakamoto hätte diese Hard Forks früh erwähnt und sie würden in seinem Geiste handeln.