Bitcoin-Crash treibt El Salvador in schwerste Finanzkrise seit Jahrzehnten
Der schwere Krypto-Crash zeigt weiterhin seine Auswirkungen. Lag der Bitcoin-Wert im April noch zeitweise bei mehr als 42.000 Euro, liegt jetzt noch immer unter 30.000 Euro. Für Investor:innen ist diese Entwicklung hart – und zu diesen gehört bekanntermaßen auch der Staat El Salvador. Als die Regierung unter Präsident Nayib Bukele 2021 BTC zum gesetzlichen Zahlungsmittel machte, ging sie eine gewagte Wette ein – die sie jetzt verloren haben könnte. Denn das Land steckt nun laut der salvadorianischen Wirtschaftswissenschaftlerin Tatiana Marroquín in der „tiefsten Finanzkrise, die El Salvador in den letzten Jahrzehnten erlebt hat.“
Kritik an „willkürlicher Entscheidung“
Marroquín kritisiert die Bitcoin-Wette der Regierung und die „willkürlichen Entscheidungen“ von Nayib Bukele in wirtschaftlichen und politischen Angelegenheiten, berichtet Heise. Die Staatsfinanzen von El Salvador leiden unter dem schweren Abstieg der vergangenen Wochen, den neben dem Ukraine-Krieg unter anderem auch die US-Zinswende ausgelöst hat. Allerdings reichen Wertverluste aus dem BTC-Crash alleine „nicht aus, um das Land in den Bankrott zu treiben“, so Marroquín gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur EFE.
„Dieser harte Schlag, den das Narrativ der Kryptowährungen auf internationaler Ebene in Bezug auf El Salvador erlitten hat, entlarvt mit Nachdruck die schlechte Entscheidung, die die Regierung mit der Einführung von Bitcoin getroffen hat, indem sie so viel Geld für die Implementierung ausgab und dabei öffentliche Gelder investierte“, so das Urteil der Expertin.
Verlust von 37 Millionen Dollar aus BTC-Käufen
Von Anfang an war die Entscheidung der Regierung sehr kontrovers. Im eigenen Land gab es immer wieder Proteste gegen das Bitcoin-Gesetz. Dennoch hat die Regierung mit Nachdruck auf die Kryptowährung gesetzt und jede Menge Geld für sie ausgegeben, um eine „Währungsreserve“ zu schaffen. Der Wert der 2.301 Bitcoin, die das Land seit vergangenem Jahr für 103 Millionen Dollar gekauft hat, ist nun um satte 37 Millionen Dollar gesunken.
Eigentlich hatte sich die Regierung viel von BTC als gesetzliche Währung versprochen. Die digitalen Assets sollten mehr Wohlstand schaffen und Investor:innen aus dem Ausland anlocken. Nun scheint die Realität aber deutlich anders auszusehen. Laut Marroquín „ist der Präsident unfähig zu akzeptieren, dass er einen Fehler gemacht hat, was ein weiteres Zeichen dafür ist, wie unflexibel und unreflektiert die Regierung ist.“ Sie wirft Bukele vor, „mehr an das Bitcoin-Narrativ als an das Wohl El Salvadors“ zu denken.
El Salvador kann Schulden wohl nicht zurückzahlen
Die finanziellen Entwicklungen in dem zentralamerikanischen Land ist mittlerweile tatsächlich sehr schlecht. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist die Staatsverschuldung El Salvadors aufgrund der derzeitigen Regierungspolitik auf dem Weg zur „Untragbarkeit“. Die Rating-Agentur Moody’s warnte kürzlich vor der Möglichkeit eines Zahlungsausfalls bei den Schulden El Salvadors, die das Land in den Jahren 2023 und 2025 zurückzahlen muss. Moody’s sieht keinen „glaubwürdigen Plan“ zur Bewältigung dieser Schulden.