Preiskorrektur bei Bitcoin und Co: Es ist ein Markt, der noch in den Kinderschuhen steckt
Chinas Volksbank verbietet ICOs. Die größte chinesische Tauschbörse Binance verbannte sofort alle anstehenden ICOs, und NEO, Chinas Antwort auf Ethereum, brach am Montag um rund 60 Prozent ein. Blutrote Kurse, blutrote Aussichten. Die Nachrichten verbreiteten sich wie ein Lauffeuer und werden maßgeblich als Erklärung für die aktuelle Preiskorrektur bei den Kryptowährungen herangezogen. Bevor jetzt alle Welt in Untergangsstimmung verfällt, eine kurze Erinnerung: Der Markt steckt in den Kinderschuhen, ist hoch volatil und mittlerweile von psychologischen Faktoren abhängig, die auch die traditionelle Finanzwelt kennt.
Derivate-Handel in einem kleinen Markt
Im Zuge des Hypes der vergangenen Monate hat sich ein Ökosystem rund um die Kryptowährungen aufgebaut. Ende Juli ließ die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) erstmals den Handel mit Derivaten mit Bitcoins zu. Mit einem Derivat können Institutionen darauf spekulieren, ob eine Aktie oder eine Währung in Zukunft steigen oder fallen wird. Termingeschäfte und Optionsmärkte, die Stop-Loss-Wellen (rutscht der Preis unter eine bestimmte Marke, wird automatisch verkauft) auslösen, tragen bei vergleichsweise kleinen Märkten wie eben den Kryptowährungen zu starken Abwärtsbewegungen bei. Zur Erinnerung: Die Gesamtkapitalisierung liegt bei unter 150 Mrd. Dollar, alleine in Alphabet-Aktien steckt mit 660 Mrd. Dollar vier Mal so viel Geld.
Die Psychologie der zitternden Hände
Kurz vor dem Blutbad standen die wichtigsten Werte wie Bitcoin und Etehreum vor psychologisch wichtigen Werten. Bitcoin kratzte an der 5.000-Dollar-Marke, Ethereum an der 400-Dollar-Grenze. Viele Großinvestoren nahmen ihre Gewinne mit und cashten im großen Stil aus. Die zittrigen Hände der Hobby-Investoren folgten dem Trend und trugen zu dem Cut bei. Nach den Panikverkäufen werden Großinvestoren wieder zu den besseren Preisen zukaufen – eine direkte Analogie zu den Aktienmärkten der Welt.
Boden bei -30 Prozent ein „Zeichen der Stärke“
Vergleicht man den aktuellen Kursrutsch mit Erfahrungen aus der Vergangenheit, fällt der Sturz um 20 Prozent eher in die Kategorie Sturm im Wasserglas. In den Frühzeiten sorgte die Volatilität für Einbrüche um 90 Prozent. Im November 2011 ging es von 12 Euro auf 1,88 Euro hinunter. „Wenn der Boden bei einem Minus zwischen 20 und 30 Prozent erreicht ist, werte ich das als ein sehr starkes Signal“, sagt Johannes Grill, Geschäftsführer vom Verein Bitcoin Austria, der die Kryptowährung in Österreich fördern will. „Es ist eine Korrektur nach dem radikalen Anstieg der letzten Monate.“ Der US-Analyst David Prechter geht in seinem Wellen-Szenario von einer Korrektur von rund einem Drittel aus (Trending Topics berichtete).
China will global die Nase vorn haben
Und auch das chinesische Verbot sollte nicht überbewertet werden. Einige Quellen gehen von einem temporären Verbot aus, bis der Markt besser reguliert ist, andere sehen den Versuch, Zeit zu kaufen um die eigene Position zu stärken. China ist mit Abstand der stärkste Markt für digitales Payment. Schon jetzt werden über WePay und Konsorten jährlich Milliarden digital überwiesen. Grundsätzlich ist der Schritt von Chinas Volksbank positiv zu bewerten. Die ICOs verlassen die rechtsfreie Zone. Auch wenn das für einige Portfolios ein schmerzhafter Prozess ist.
Editors Note: Investments in Kryptocoins oder Token sind hoch spekulativ und der Markt ist weitestgehend unreguliert. Jeder, der Aktivitäten in Erwägung zieht, sollte in Betracht ziehen, dass sein komplettes Investment verloren gehen könnte.