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Bitcoin: Man braucht keine „Shitcoins“, um DeFi, Stablecoins und NFTs zu bauen

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DeFi, NFTs, Web3. Das sind nur einige der Begriffe, die man in erster Linie mit Ethereum und immer mehr anderen Blockchain-Netzwerken wie Polkadot, Solana oder Avalanche verbindet, die in den neuen Markt drängen. Investor:innen haben sich 2021 und 2022 auf Projekte und Startups gestürzt, die daran arbeiten, und mit Milliarden überschüttet – immer auf der Jagd nach Tokens, die man in möglichst großen Mengen möglichst früh und günstig kaufen will.

Doch spätestens seit dem Kollaps von LUNA, UST und dem Zusammenbruch der Terra-Blockchain ist das Vertrauen vieler Entwickler:innen geschwunden – und immer mehr Startups weisen darauf hin, dass das Bitcoin-Netzwerk selbst als Layer 1 dazu taugt, Decentralized Finance und Co. aufzubauen. Die technische Grundlage dafür wurde im November 2021 gelegt. Das Taproot-Upgrade hat technische Kapazitäten und Features auf die Bitcoin-Blockchain gebracht, die Smart Contracts ermöglichen (Trending Topics berichtete).

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Auch das größte Blockchain-Netzwerk der Welt auch DeFi oder NFTs kann – nur stehen die vielen Projekte eben nicht so im Rampenlicht der Investor:innen-Welt. Doch auf Layer 2 und Layer 3-Ebene tut sich bei Bitcoin mittlerweile einiges. Weil die BTC-Community, was technische Upgrades angeht, sehr konservativ ist, schreiten die Entwicklungen langsamer voran als bei Proof-of-Stake-Netzwerken. Doch nach Meinung vieler baut man bei Bitcoin auf dem stabilsten dezentralen Netzwerk der Welt auf, während es bei anderen Blockchains immer wieder zu Ausfällen oder Hacks kommt (mehr dazu hier).

Grundsätzlich kann man zwischen Layer 1 (=Bitcoin), Layer 2 (= Lightning Network usw.) und Layer 3 (z.B. das Impervious Network) unterscheiden. Wir geben hier einen Überblick über die wichtigsten Projekte, die auf Bitcoin aufbauen.

1. Lightning Network

Der Klassiker. Als Layer-2-Lösung ist das Lightning Network dafür verantwortlich, dass man Bitcoin-Überweisungen schneller, günstiger und einfacher machen kann. Wie es sich gehört, wird das Lightning Network einigermaßen dezentral voran getrieben.  Am meisten verbreitet sind jedenfalls die LN-Node-Implementierungen von C-Lightning (Blockstream) und LND (Lightning Labs). Schnell und günstig ist LN deswegen, weil nicht jede Transaktion sofort auf die Blockchain geschrieben wird, sondern weil auf der Bitcoin-Blockchain wird nur beim Öffnen eines neuen Kanals und beim Schließen eine Transaktion geschrieben wird. Im Vergleich zu anderen Layer-1-Blockchain ist LN sehr schnell:

2. Liquid Network

Das Liquid Network beschreibt sich als Layer-2-Lösung, „die die schnelle, vertrauliche Abwicklung und Ausgabe von digitalen Vermögenswerten wie Stablecoins, Sicherheits-Token und anderen Finanzinstrumenten auf der Bitcoin-Timechain ermöglicht.“ Es wurde 2020 von den Blockstream-Entwicklern Jonas Nick, Andrew Poelstra und Gregory Sanders vorgeschlagen. Auch der Sidechain läuft in erster Linie so genanntes „Liquid Bitcoin“, die an den BTC-Kurs gekoppelt sind. Davon sind aktuell allerdings nur etwa 3.500 L-BTC in Zirkulation – sie werden dafür gentutz, um Transaktionen auf der Sidechain zu bezahlen. L-BTC wird derzeit nur von einer Handvoll Exchanges gehandelt, darunter etwa Bisq (siehe unten), BtcTurk oder Bitfinex.

3. Taro Protocol

Lightning Labs, eines der wichtigsten Entwickler:innen-Teams des Lightning Networks, hat mit dem Taro Protocol seinen Ansatz gestartet, um die Welt weiter zu „Bitcoin-isieren“. Das Protokoll soll zum einen Stablecoins auf der Bitcoin-Blockchain ermöglichen und in einem zweiten Schritt dafür sorgen, dass man mit diesen Stablecoins via Lightning Network schnell und günstig bezahlen kann.

4. Sovryn

Trading, Lending, Borrowing, Yield Farming, Margin Trading, Staking – all die Schlagwörter, die man aus dem DeFi-Bereich (v.a. auf Ethereum) schon kennt, sollen mit Hilfe von Sovryn auch im Bitcoin-Universum stattfinden können. Sovryn liegt derzeit in einer Alpha-Version vor und ist dementsprechend nur für echte Expert:innen zu empfehlen, die wissen, was sie tun. Um Traden zu können, muss man sich generell RBTC (RSK Smart Bitcoin) besorgen.

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5. Raretoshi

Raretoshi baut als Layer-3-Lösung auf dem Liquid Network auf und will einen ganz großen Trend, den man von anderen Blockchains bereits kennt, ins Bitcoin-Ökosystem bringen: Non-Fungible Tokens (NFT). Während heute die meisten NFTs als ERC-721-Token auf der Ethereum-Blockchain laufen bzw. auf anderen Blockchains wie Solana oder Flow ihr Eigenleben entwickelt haben, will Raretoshi als NFT-Marktplatz auf diese verzichten.

„Raretoshi ist die erste NFT-Plattform, die das Bitcoin Liquid Network anstelle von Ethereum oder Counterparty nutzt“, heißt es seitens der Betreiber:innen. Um die NFTs dort handeln zu können, muss man sich BTC  via Lightning Network an seine Raretoshi-Wallet senden, dort werden sie dann in L-BTC umgewandelt. Die bekannten großen NFT-Kollektionen wie Borad Ape Yacht Club finden sich allerdings in dem Marktplatz nicht.

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6. Stacks

Stacks will auf Bitcoin das ermöglichen, was man von anderen Blockchains wie Ethereum oder Solana bereits kennt: dezentrale Apps, kurz dApps. „Stacks erweitert Bitcoin, um Anwendungen zu ermöglichen, die offen, erlaubnisfrei und dezentralisiert sind. Dezentrale Apps sind Computerprogramme, die auf der Stacks-Blockchain anstelle eines zentralen Servers laufen und so neue Arten von Apps ermöglichen, die es vorher nicht geben konnte“, heißt es seitens der Macher.

Stacks kann dabei bereits einen kleinen „dApp Store“ vorweisen, wo sich einige Wallets, Staking Pools oder NFT-Marktplätze finden. Entwickler:innen müssen sich jedenfalls STX-Token zulegen, um Transaktionen zu begleichen. Ein eigener Accelerator und ein Programm für Grants soll das Ökosystem in Gang bringen.

7. RSK Labs

RSK versteht sich als erstes Smart-Contracts-Netzwerk, das auf Bitcoin aufbaut, das Mainnet wurde 2018 gestartet. Mit Hilfe der Smart Contracts soll man von dezentralisierten Exchanges über Tokenisierung bis hin zu M2M-Payements verschiedenste Lösungen bauen können. Damit unterscheidet sich RSK inhaltlich nicht von Ethereum und anderen Smart-Contracts-Netzwerken. Entwickler:innen wird aber zum einen die Sicherheit durch das Bitcoin-Netzwerk schmackhaft gemacht, und andererseits will RSK mit 40 bis 50 Mal günstigeren Transaktionsgebühren und zehn Mal schnelleren Transaktionen als bei Ethereum punkten. Im Netzwerk werden so genannte SmartBitcoins (RBTC) eingesetzt, die 1:1 an den Bitcoin-Preis gebunden sind.

8. Mintlayer

Wie auch andere Projekte versteht sich Mintlayer ebenfalls als ein Weg, um DeFi auf das Bitcoin-Netzwerk zu bringen. Das Ziel ist, die Probleme von Ethereum (hohe Gas Fees, usw.) zu lösen und Decentralized Finance das Rückgrat von Bitcoin mit hoher Dezentralisierung zu bieten. Allerdings ist bei Mintlayer wiederum anzumerken, dass es nach dem Schema vieler DeFi-Startups funktioniert. So wurde der MLT-Token kreiert, der unter anderem auch an Investor:innen verkauft wurde.

9. RGB Protocol

Das RGB Protokoll wird von der LNP/BP Standards Association vorangetrieben – wobei LNP und BP für Lightning Network und Bitcoin-Protokoll stehen. Es soll ein Smart-Contracts-Netzwerk entstehen, dass eben auf Bitcoin und Lightning aufbaut und damit etwa dApps auf Layer 2 und Layer 3 ermöglicht. Neben RGB entwickelt die Association noch weitere Anwendungen, darunter etwa „Storm“ (trustless storage & messaging protocol on top of Bitcoin) oder Prometheus („trustless decentralized computing on top of Bitcoin“).

10. Bisq

Bisq versteht sich als P2P-Trading-Network, in dem man in erster Linie Bitcoin gegen Fiatwährungen tauschen kann. Man verzichte auf eine App oder Webseite, sondern die Nutzer:innen installieren sich auf ihrem lokalen Rechner die Bisq-Software. Das erinnert an die guten alten Napster-Zeiten, als sich Millionen Nutzer:innen P2P zum Musik-Download via lokaler Software vernetzten. Eine Authentifizierung des Users wird nicht verlangt. Die Trading-Gebühren liegen bei 01% für die makers and 0,7% für die Takers. Wer den optionalen BSQ Token verwenden will, bekommt 50% Rabatt auf diese Handelsgebühren, ansonsten bezahlt man in BTC.

Die Entwicklung von Bisq wird (natürlich) auch dezentral organisiert – über eine DAO. „Aus diesem Grund ist Bisq kein Unternehmen oder eine juristische Person, sondern als DAO organisiert. Die DAO kümmert sich um die Finanzierung der Software und die Festlegung von Strategien, damit das Bisq-Netzwerk gedeihen kann, und schützt es gleichzeitig vor Angriffen auf die Infrastruktur, die seine Führung und seinen Betrieb ermöglicht“, heißt es.

11. Impervious

Impervious baut als Layer 3 auf der Layer-2-Lösung des Lightning Network auf und will digitale Vermittler ausschalten. So wie BTC ohne Intermediäre Peer-to-Peer ausgetauscht werden können, soll per API ermöglicht werden, direkte P2P-Datenübertragungen zu machen. Das sei ein „Allheilmittel für den Schutz der Privatsphäre der Verbraucher, die Datensicherheit, den Widerstand gegen Zensur und die Bekämpfung der Überwachung“ heißt es seitens des Teams rund um CEO Chase Perkins.

Zum direkten Austausch der Daten soll es Decentralized Identifiers (DIDs) geben, die Personen und Organisationen, aber auch Datenmodellen und anderen „abstrakten Entitäten“ zugeordnet werden. Man wolle Content Creators ermöglichen, ihre Inhalte direkt zu ihrem Publikum zu streamen. Auch ein Payment-Kanal soll integriert sein, um die Content-Macher:innen entlohnen zu können – mit BTC, versteht sich.

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