Interview

Bitcoiner: „Ich halte nichts von Glücksspiel, und von Coinbase halte ich sogar noch weniger“

Bitcoin, eingraviert in Metall. © BTC Keychain (CC BY 2.0)
Bitcoin, eingraviert in Metall. © BTC Keychain (CC BY 2.0)
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Er schreibt Essays, betreibt einen Podcast, fotografiert und veröffentlicht Essays. Im Netz nennt er sich einfach nur Gigi und ist bei Krypto-Interessierten als der Autor der beiden Bücher „21 Ways“ und „21 Lessons“ bekannt geworden. In Telegram-Gruppen und seinem Podcast wird das Thema BTC in all seinen Facetten diskutiert. Man kann getrost sagen: Gigi ist ein Bitcoin-Maximalist, für den es neben der Kryptowährung keine andere gibt. „Ich glaube, dass Freiheit und eine Abkehr von zentraler Kontrolle das A und O sind, um den Einzelnen zu befähigen und eine lebenswerte Zukunft aufzubauen“, schreibt er über sich.

Im Interview, das er unter seinem Pseudonym gibt, gibt Gigi Einblicke in die Gedankenwelt eines Bitcoiners, und erläutert auch, warum er von Altcoins und insbesondere von Coinbase, das er mit einem Casino vergleicht, nichts hält.

Du bist mir als Bitcoin-Maximalist vorgestellt worden. Wie definierst du das?

Gigi: Um den Kongressabgeordneten Warren Davidson zu zitieren: „Es gibt Bitcoin, und es gibt Shitcoins.“ Ein Bitcoin-Maximalist ist meiner Meinung nach jemand, der erkannt hat dass sowohl aus monetärer und historischer Sicht, als auch aus der Sicht der Netzwerkeffekte Bitcoin das einzige ist was zählt.

Ist Bitcoin „nur“ eine Technologie für dich, oder setzt sie voraus, dass man an den Wert von BTC auch glaubt?

Ist Feuer „nur“ eine Technologie? Ist das Internet „nur“ eine Technologie? Ist das Auto „nur“ eine Technologie, oder kann man den Verbrennungsmotor auch als etwas verstehen, was nicht nur die Gesellschaft, sondern auch Städte, Länder, ja die ganze Welt verändert hat? Sogar unser Klima und unsere Atmosphäre? Klar, Bitcoin ist „nur“ eine Technologie. Ein Stecken und ein scharfer Stein sind auch nur Technologie, und ein Haus und ein Gefrierschrank sind auch nur Technologie.

Die Klassifikation als Technologie ist für mich relativ uninteressant. Interessant ist was, Bitcoin alles verändern kann und wird. Und ja, das hat natürlich auch mit dem Wert zu tun, dem die Menschen diesem Ding zuschreiben, was immer – für jedes Gut – eine subjektive Zuschreibung ist.

Du bezeichnest Bitcoin auch als „friedliche Form des Protests“. Wo liegt für dich der eigentliche Wert von Bitcoin?

Der eigentliche Wert von Bitcoin liegt in der Unaufhaltsamkeit von Bitcoin.

Du sagst in deinem Buch „21 Lektionen: Meine Reise in den Bitcoin Kaninchenbau“ grundlegende gesellschaftliche Veränderungen durch Bitcoin voraus. Welche sind das?

Man kann diese Veränderungen nur erahnen, nicht voraussagen. Ich nehme an, dass viele Leute wussten, dass der Buchdruck so einiges verändern wird, oder eben auch das Internet. Viele dieser Vermutungen waren richtig, andere waren etwas daneben. Wer mit der „Sovereign Individual“-These vertraut ist, der kann die Veränderungen, welche Bitcoin mit sich bringen wird, grob skizzieren.

Wie interpretierst du die „Sovereign Individual“-These für dein eigenes Leben und dessen Veränderungen durch Bitcoin?

Ich kann nur jedem empfehlen, das Buch zu lesen. Nur zum Beispiel, und in aller Kürze: Ich bin ohne weiteres bereit mit meiner Familie das Land zu verlassen und dort hin zu ziehen wo es uns als Bitcoinern am besten geht.

Bitcoin wird heute hauptsächlich als spekulatives Asset verwendet. Ist die ursprüngliche Idee nicht abhanden gekommen?

Das würde ich so nicht unterschreiben.

Warum nicht? Satoshi Nakamoto hat wohl nicht geplant, dass BTC zum Investment-Vehikel für Milliardäre wird.

Satoshi hat versucht mehrere Probleme auf einmal zu lösen, und hat dies mit Bitcoin auch tatsächlich geschafft. Ich höre aus deiner Frage raus, dass du glaubst, Bitcoin sei nur für den kleinen Mann erfunden worden, also nur für kleine Beträge. Das stimmt so überhaupt nicht. Ja, Satoshi hat auch von „Micropayments“ gesprochen. Und Micropayments sind auch ohne weiteres möglich.

Aber: Er hat auch versucht, das Problem der fehlenden Privatsphäre im Bankensystem zu lösen und, was sich im Nachhinein als am allerwichtigsten herausgestellt hat: Satoshi hat einen neuen „Rohstoff“ erfunden, welcher absolut begrenzt ist und am besten wie ein seltenes Edelmetall zu verstehen ist. Er wollte damit das Problem lösen, dass man einer Zentralbank vertrauen muss, die vorhandene Geldmenge stabil zu halten. Des weiteren ist Bitcoin  „permissionless“ – es ist ein offenes Netzwerk, ein offenes Protokoll. Man muss niemanden um Erlaubnis fragen, um es benutzen zu können. Jeder hat Zugang. Milliardär oder nicht.

Du schreibst auch, dass Bitcoin eines der missverstandensten Phänomene der Welt ist. Wo liegen wir falsch?

Die meisten Menschen verstehen nicht was neu oder wichtig ist an Bitcoin. Zum Beispiel: wie essentiell Proof of Work ist, und was es eigentlich macht, wird von quasi niemandem richtig verstanden.

Wie muss man dann Proof of Work richtig verstehen?

Proof of Work – in Kombination mit dem Difficulty Adjustment – beseitigt das Problem welches Moore’s Law mit sich bringt und dezentralisiert die Zeit.

Staaten wie Indien wollen Krypto-Assets durch Verbote zurückdrängen. Nun meinen viele, dass man Bitcoin aufgrund des dezentralen Charakters nicht verbieten kann. Aber besteht die Gefahr, dass Bitcoin durch Zensur und Verbote unattraktiv bzw. sogar unbekannt bei der breiten Masse wird?

Ganz im Gegenteil. Verbote machen Bitcoin nur attraktiver.

Altcoins boomen derzeit wieder. Wie bewertest du diesen Boom?

Reine Ablenkung.

Tether, XRP – es gibt einige Krypto-Assets, die in der – auch behördlichen – Kritik stehen. Könnten sich diese als gefährlich für die gesamte Krypto-Industrie erweisen?

Shitcoins sind nur für diejenigen gefährlich, welche naiv genug sind, um auf diese Schwindel reinzufallen. Meiner Meinung nach ist Bitcoin als separates Phänomen zu verstehen.

Woher kommt die ablehnende Haltung von Bitcoinern gegenüber Fiatwährungen? Der Euro funktioniert doch trotz allem sehr gut im Alltag.

Fiatwährungen funktionieren bis sie nicht mehr funktionieren. Ob das Hyperinflation oder ein selektives Verweigern von Bank-Services ist, ist egal. Wenn die Fiatwährungen für Dich nicht mehr funktioniert, dann wird dir sehr schnell der Wert von Bitcoin bewusst. Außerdem: wie gut funktioniert das Fiat-Sytem wirklich? Ich war vor kurzem gezwungen ein Geschäftskonto zu eröffnen, und musste zu 3 verschiedenen Banken laufen, und viel Zeit, Geld, und Nerven aufwenden bis ich endlich ein Konto eröffnen durfte. Mit Bitcoin kostet das nichts und es dauert nur ein paar Sekunden.

Der Börsengang von Coinbase wird heiß erwartet. Ist das etwas, was dich anspricht? Oder ist es eher abzulehnen, wenn ein großer Player im Krypto-Geschäft den klassischen Weg der Börse geht, um dort Fiat einzusammeln?

Das spricht mich definitiv nicht an. Coinbase ist ein Casino und sollte auch als solches verstanden werden. Der Börsengang ist einfach nur ein Weg, um die Wallstreet-Milliarden an dieses Casino anzuzapfen. Ich halte nichts von Glücksspiel, und von Coinbase halte ich sogar noch weniger.

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