Gastbeitrag

Bitcoin-Mining: Proof of Work in EU und USA weiterhin umstritten

ASICs-Mining-Rigs von HydroMiner. © Jakob Steinschaden
ASICs-Mining-Rigs von HydroMiner. © Jakob Steinschaden
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Leena ElDeeb ist Research Associate bei 21.co, einem Krypto-Asset-Manager aus der Schweiz. In diesem Gastbeitrag befasst sie sich mit dem The Merge von Ethereum, Proof of Work und weiteren Entwicklungen bei NFTs und DeFi.

Der Markt für Krypto-Assets entwickelte sich schon im Vorfeld des heute planmässig stattgefundenen Merge besser. Sie können den aktuellen Status hier verfolgen und mehr über die Auswirkungen in unserem ausführlichen Leitfaden lesen.

On-chain-Indikatoren

Abbildung 1: Mining Difficulty bei Bitcoin

2.PNG

Quelle: Glassnode

Seit dem 29. August ist der Schwierigkeitsgrad beim Bitcoin-Mining, in der Fachsprache „Difficulty“ genannt, um fast 10 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Anstieg, den das Netzwerk seit Mai 2022 erlebt hat. Obgleich dieser Indikator nicht direkt proportional zu den Erträgen des Kryptoassets steht, demonstriert– eine steigende „Difficulty“ , dass das Bitcoin-Netzwerk mehr Miner anzieht und dadurch in punkto Rechenleistung stärker und sicherer wird.

Wird Proof-of-Work in der EU verboten?

Die Arbeitslosenquote in den USA ist im August auf 3,7 Prozent gestiegen, was nach den ungewöhnlichen makroökonomischen Faktoren wie den Auswirkungen von COVID-19 und dem Einmarsch Russlands in der Ukraine auf eine Normalisierung am US-Arbeitsmarkt hindeutet.

Darüber hinaus erklärte sich China bereit, den russischen Gaskonzern Gazprom für Erdgastransaktionen künftig in Rubel und Yuan zu bezahlen. Die Gespräche über das Proof-of-Work-Mining verlaufen recht hitzig, da Europa so viel russisches Öl wie möglich kauft, um sich vor dem im Dezember in Kraft tretenden Import-Verbot einzudecken:

EU

Französische Gesetzgeber gehen gegen das Proof-of-Work-Mining mit dem Argument der Energieverschwendung vor. Am Montag fand offenbar diesbezüglich in Brüssel ein EU-Treffen statt. Obwohl nicht viel über das Ergebnis dieses Treffens berichtet wurde, so könnte dem POW-Narrativ eine schwere Zeit bevorstehen – vor allem wenn sich das Proof-of-Stake-Mining in der Praxis beweist.

USA

Auf der Grundlage der Executive Order von Präsident Joe Biden hat das Weiße Haus einen Bericht über Krypto-Mining veröffentlicht. Demzufolge sind der von Behörden wie der Umweltschutzbehörde und dem Energieministerium festgelegte Energieverbrauch und die Umweltstandards offenzulegen. Der Bericht hätte umfassender sein können, wenn er die Verbesserungen bei der Mining-Hardware erwähnt hätte, die die Energieeffizienz steigern und den Verbrauch, den Lärm und die Wasserverschwendung verringern könnten. Darüber hinaus versäumte der Bericht, zwischen dem Proof-of-Work-Mining von Bitcoin und dem von Ethereum zu unterscheiden. Letzteres läuft auf einem ASIC-resistenten Netzwerk, wodurch es etwa 200 Prozent weniger Energie verbraucht. (ASIC bezeichnet Hardware, die eigens für Krypto-Mining geschaffen wurde, was Monopolstellungen im Mining begünstigt)

Iran

In der Zwischenzeit lizenziert der Iran Krypto-Miner innerhalb seiner Gerichtsbarkeit unter einem neuen regulatorischen Rahmen. Mit dieser Lizenz erlaubt das Land Minern, ihre geschürfte Kryptowährung zur Bezahlung von Importen einzusetzen. Das Regelwerk sieht zudem vor, die Krypto-Mining-Industrie mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Aufgrund von Sanktionen in Verbindung mit politischer Zurückhaltung beim Krypto-Mining macht der Iran laut Cambridge Center for Alternative Finance nur 0,12 Prozent der weltweiten Hash-Rate aus. Es ist jedoch erwähnenswert, dass der Iran der weltweit drittgrößte Produzent von Erdgas ist. Das Land deckt einen Großteil seiner eigenen Energieversorgung und erwirtschaftet zusätzlichen Überschuss, der potenziell eine größere Hash-Rate versorgen könnte.

Mögliche Risiken des Merge

Abbildung 2: Der Fahrplan der Ethereum Blockchain bis zum Merge

3.PNG

Quelle: @trent_vanepps (Twitter)

Ethereum hat mit dem Übergang zu Proof of Stake (PoS) und dem damit ausgelösten Wandel zu einer nachhaltigen Blockchain Krypto-Geschichte geschrieben. In einem ersten Schritt hatten die ETH-Entwickler den 3. finalen Testnet-Merge der Shadow-Fork ohne Probleme durchgeführt und damit den Weg für den Wechsel zum Proof-of-Stake geebnet. Nach mehreren vorbereitenden Updates – unter anderem dem Bellatrix-Update, dem Paris-Upgrade, die beide der Fusionierung von Ethereum-Mainnet und Beacon-Chain dienten, wurde mit der offiziell letzten Stufe, die heute Morgen stattfand, der Übergang von Ethereum zu einem Proof of Stake-Konsensus markiert.

Die Aufregung um das große Upgrade des Netzwerks wurde sofort spürbar. Das verdeutlichte insbesondere Binance: Die Kryptobörse bot  gar ganze sechs Prozent Rendite für ETH-Staking im Retailbereich an. Die kryptofreundliche Schweizer SEBA-Bank hingegen startete ihren Staking-Service für ihre institutionellen Kunden. Zugleich besteht ein potenzielles Risiko des Ereignisses darin, dass Preis-Oracles (automatisierte Lieferanten externer, also außerhalb der Chain generierter Daten) während des Übergangs Daten aus der falschen Blockchain beziehen können, was Liquidationen im gesamten DeFi-Bereich zur Folge hätte. Der Krypto-Finanzdienstleister Hodlnaut hat dieses Risiko erkannt und erwägt den Verkauf seiner aktuellen hinterlegten Positionen, um den Abwärtssog auf seine bereits angeschlagenen Vermögenswerte zu begrenzen.

Die Ethereum-Konkurrenz schläft nicht

Der Zusammenschluss hindert andere L1-Netzwerkentwicklungen nicht daran, mit voller Geschwindigkeit voranzuschreiten.

Erstens kündigte Binance (Token BNB) an, die ZK-Rollups-Architektur bis Anfang 2023 in die eigene Blockchain einzuführen werden und zudem zu planen, im November ein zugehöriges Testnetz einzuführen. Das Upgrade soll die Gasgebühren senken und die Kapazität des Netzwerks bei der Verarbeitung von 5-10K Txs/Sek. erhöhen.

Das Near-Protokoll kündigte an, Mitte bis Ende September die zweite Stufe von NightShade, einem PoS-Mechanismus für gute Skalierbarkeit einzuführen. Einführung von 200 bis 300 reinen Chunk-Produzenten in das Netzwerk soll Chunks (kleine Teile eines Blocks, die durch Sharding erzeugt werden) zusammenfügen. Dies wird zu einer weiteren Dezentralisierung des Netzwerks führen.

Zu guter Letzt hat Algorand sein neuestes Upgrade durchgeführt, bei dem nun State-Proofs gehostet werden. Diese Proofs sind entscheidend für die Verbesserung der Cross-Chain-Kommunikation und des Netzwerks von 1,5 K auf bis zu 6 K Tx/Sek.

Schließlich erfuhr Luna classic einen satten Preisanstieg von 150 Prozent, nachdem die 1,5-prozentige Nachlass auf jede On-Chain-Transaktion eingeführt wurde. Die Entscheidung des angeschlagenen Blockchain-Projekts zielt darauf ab, das stark aufgeblähte zirkulierende Angebot zu reduzieren, das durch den Zusammenbruch der UST-Stablecoin von Terra im Mai entstanden ist.

DeFi – Das dezentrale Finanzwesen des Web3

Abbildung 3: Die Wochenperformance der Top 10 DeFi Assets  

4.PNG

Quelle: Coingecko

 

Stablecoins

Binance hat in letzter Zeit energische Schritte zur Konsolidierung seiner Aktivitäten unternommen. Die jüngste Entscheidung der Kryptobörse beinhaltet die automatische Umwandlung  der Guthaben von drei großen Stablecoins (USDC, USDP, TUSD) in ihre eigene Stablecoin BUSD, während Abhebungen in der gewünschten, stabilen Währung möglich sind. Dieser Schritt, der eine höhere Liquidität fördern und durch eine schnellere Anpassung der Aufträge weniger Schwankungen verursachen soll, könnte dazu beigetragen haben, dass die Marktkapitalisierung von BUSD kürzlich die Marke von 20 Milliarden Dollar überschritten hat. In ähnlicher Weise wird USDT nun nativ auf dem Near-Protokoll unterstützt. Schließlich schlug Coinbase vor, dass MakerDAO seine ungenutzten USDC in seinem erstklassigen Tresor deponiert, der eine jährliche Rendite von 1,5 Prozent abwirft, um zusätzliche Einnahmen von 24 Millionen US-Dollar für das Protokoll zu generieren.

Bestrebungen zur Erzielung von Konvergenz – der Start von Fraxlend

Das wichtigste, jüngste Ereignis innerhalb der DeFi-Branche stellt jedoch die Einführung der Geldmarktplattform von Frax dar. Das Protokoll mit dem Namen Fraxlend ist eine genehmigungsfreie Kreditvergabe- und Kreditaufnahme-DApp, die die Verwendung jedes Tokens ermöglicht, das von den Preis-Oracles von Chainlink unterstützt wird. Der Vorstoß des ursprünglichen algorithmischen Stablecoin-Emittenten in den Geldmarktbereich repräsentiert einen breiteren Trend unter den größten Player der Branche, alle ihre jeweiligen wirtschaftlichen Aktivitäten in einem einzigen Ökosystem zu konsolidieren, um den größten Wert zu erzielen. So wird beispielsweise der zusätzliche Cashflow, der durch das Verleihen der stabilen FRAX-Währung an andere DeFi-Projekte in Verbindung mit dem FraxSwap des Protokolls generiert wird, dazu verwendet, mehr Anteile an FXS-Tokens zurückzukaufen. Ein Schritt, der die Strategie der dezentralen Kreditplattform MakerDao widerspiegelt, seinen MKR-Token durch seine Stabilitätsgebühren zu verbrennen. Frax ist nicht der erste, der eine solche Maßnahme ergreift. Auch der führende Geldmarkt Aave ist bereits mit der Einführung von GHO in den Stablecoin-Bereich eintaucht. In der Zwischenzeit hat die bahnbrechende DEX (dezentrale Börse) für Stables (CRV) bekannt gegeben, einen eigenen Stablecoin wahrscheinlich noch vor Ende September herauszubringen. Dieser Ansatz ist für DeFi-Projekte von entscheidender Bedeutung, um nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln, die weniger von der Emission neuer Token abhängen und demzufolge in der Lage sind, lange Drawdowns auf dem Fundament einer stetig wachsenden Finanzbasis besser zu überstehen.

Non-fungible-Token (NFTs) und das Metaverse

Abbildung 4: NFT-Handelsvolumen pro Chain

5.PNG

Quellen: Cryptoslam, TheBlock

Sandbox und Ronin Network mit neuen Partnerschaften

Sandbox schrieb Schlagzeilen, als das Gaming-Projekt das erste Unternehmen aus Singapur in sein Metaverse brachte. Die DBS, die größte Bank Singapurs, wird ein Grundstück im Metaverse erwerben, um neue Dienstleistungen für ihre Kunden zu entwickeln. Renault Südkorea kündigte ebenfalls eine Partnerschaft mit Sandbox an, um seinen Nutzern ein innovatives Automobilerlebnis in der virtuellen Welt zu bieten. Ford Motors wagt sich mit 19 Markenanmeldungen ebenfalls in das Metaversum; die Ankündigung erfolgte einen Monat nach massiven Personalkürzungen, die die Unternehmensausgaben reduzieren sollen.

Ronin Network gab bekannt, dass seine Muttergesellschaft SkyMavis eine Partnerschaft mit Google Cloud eingegangen ist. Google Cloud wird damit ein Validator der mit Ethereum verknüpften Ronin-Sidechain, auf der das NFT-Gamingprojekt Axie Infinity läuft. Nach dem Verlust von 625 Millionen Dollar auf der Ronin Bridge durch einen Exploit im März soll diese Partnerschaft die Sicherheit erhöhen und die verwalteten Vermögenswerte durch die Überwachung der Betriebszeiten des Validators schützen.

Advertisement
Advertisement

Specials from our Partners

Top Posts from our Network

Powered by This price ticker contains affiliate links to Bitpanda.

Deep Dives

© Wiener Börse

IPO Spotlight

powered by Wiener Börse

Austrian Startup Investment Tracker

Die Finanzierungsrunden 2024

#glaubandich-Challenge 2024

Der größte Startup-Wettbewerb Österreichs mit Top VC-Unterstützung

Trending Topics Tech Talk

Der Podcast mit smarten Köpfen für smarte Köpfe

2 Minuten 2 Millionen | Staffel 11

Die Startups - die Investoren - die Deals - die Hintergründe

The Top 101

Die besten Startups & Scale-ups Österreichs im großen Voting

BOLD Community

Podcast-Gespräche mit den BOLD Minds

IPO Success Stories

Der Weg an die Wiener Börse

Continue Reading