Bitcoin unter 19.000$: Aus Krypto-Winter kann russischer Winter werden
Das Narrativ von Bitcoin als Inflationsschutz hält shcon länger nicht, was es mal versprochen hat. Denn parallel zu den steigenden Inflationsraten sind Krypto-Assets (nach einem verhältnismäßig guten Sommer) im Preis weiter verfallen. In der Nacht auf Mittwoch ist BTC unter die Marke von 19.000 Dollar bzw. Euro gefallen – und damit beim niedrigsten Preis seit zwei Monaten angelangt.
Der neuerliche Kursrutsch betrifft auch viele andere Krypto-Assets. Ethereum als zweit wichtigste Krypto-Assets hat in Erwartung von „The Merge“ im Sommer überdurchschnittlich performt, verliert aber ebenfalls und steht nun bei nur mehr knapp über 1.500 Dollar. Ein Minus von knapp zehn Prozent in den vergangenen 24 Stunden fassen auch die Proof-of-Stake-Netzwerk-Token DOT (Polkadot), Cardano (ADA) oder Polygon (MATIC) aus. Mehr als zehn Prozent im Minus stehen Ethereum Classic (ETC), Uniswap (UNI) und Litecoin (LTC).
Sturzflug ähnlich wie bei Aktien
Insgesamt hat der gesamte Krypto-Markt im vergangenen Monat etwa 200 Millionen Dollar an Marktkapitalisierung eingebüßt und steuert damit auf das Jahrestief vom Juni zu, das den Market Cap auf nur etwa 830 Milliarden Dollar drückte. Bitcoin als Marktführer liegt nunmehr 72 Prozent unter dem Allzeithoch des Vorjahres.
Was ist also passiert? Wieder zeigt sich, dass Krypto-Assets den makroökonomischen Effekten nicht entkommen kann. Gab es auch an den Aktienmärkten Erleichterung im Sommer, so stellt sich die Wirtschaft nun auf einen harten Winter ein, der vom russischen Energiekrieg gegen Europa geprägt sein wird. Drehten wichtige Leitindizes wie Dow Jones, S&P500 oder Nasdaq 100 im vergangenen Monat stark ins Minus, sind auch Bitcoin und Ethereum nicht davon ausgenommen – sie fielen sogar teilweise deutlicher. Hier die Charts des letzten Monats im Vergleich:
- Ethereum = Blau
- Bitcoin = Orange
- S&P500 = Türkis
- DAX = Grün
- Nasdaq 100 = Gelb
- Dow Jones = Violett
Aktien- und Energiemarkt prägen die Kurse
Diese Woche hat sich die Lage an den Kapitalmärkten zusätzlich verschlechtert. Denn die Ankündigung Putins, Gas über Nord Stream 1 nach Europa erst wieder zu liefern, wenn die Sanktionen des Westens aufgehoben werden, trübte die Stimmung zusätzlich ein. Zuletzt kletterte der Gaspreis wieder stark noch oben, und der ist bekanntlich ein Treiber für den Strompreis:
Generell wird das Energiethema immer zentraler für die Krypto-Industrie. Voraussichtlich am 15. September wird Ethereum das energieintensive Mining hinter sich lassen und zu Proof of Stake wechseln – der Strombedarf für das Netzwerk wird dann um drastische 99 Prozent sinken. Währenddessen sind Bitcoin-Miner weiterhin den teuren Strompreisen ausgesetzt, was profitables BTC-Mining deutlich erschwert.
Dementsprechend wird die Geldpolitik der USA auf der einen Seite mit ihren Zinserhöhungen und die Energiepolitik Russlands mit Gasstopps auf der anderen Seite voraussichtlich das restliche Jahr für Krypto-Assets prägen.
Russland dreht Nord Stream 1 komplett ab, Gaspreise schnellen nach oben