Bitcoin unter 80.000 Dollar: Nach dem Trump Pump kommt der Zoll Dump

Es ist eine ganz miese Woche für alle, die in Kryptowährungen investiert haben: Denn am Freitag morgen ist der Kurs von Bitcoin erstmals seit November 2024 unter die Marke von 80.000 Dollar gefallen. Das bedeutet konkret, dass fast sämtliche Zugewinne, die die führende Kryptowährung der Welt seit der Wiederwahl von Donald Trump am 5. November 2024 machte, weg sind.
Früh am 6. November ist BTC, als schnell klar wurde, dass Donald Trump der neue US-Präsident wird, auf 75.000 Dollar zu klettern, um dann im Dezember auf 100.000 Dollar zu steigen und am Tag der Amtseinführung am 20. Jänner 2025 die 109.000 Dollar Allzeithoch zu erreichen. Seit diesem All-Time-High vor fünf Wochen hat Bitcoin nunmehr 27% an Wert eingebüßt.
Ähnlich sieht es für den restlichen Krypto-Markt aus. Der gesamte Markt hat etwa 30 Prozent an Marktkapitalisierung eingebüßt, er fiel von seinem Hoch im Dezember 2024 bei 3,72 Billionen Dollar auf heute nur mehr 2,64 Billionen Dollar. Die Verluste liegen damit bei schieren 1,1 Billionen Dollar innerhalb von nur drei Monaten. Die Altcoins Ethereum, XRP oder Solana (SOL) stehen stellvertretend für massive Verluste bei vielen Kryptowährungen.
Trump-Memecoin hat bereits 85% an Wert verloren
Besonders hart trifft es auch die Memecoins, die in den vergangenen Monaten einen Hype erfuhren. Bestes Beispiel ist der TRUMP Coin selbst, der kurz vor Trumps Amtsantritt eingeführt und als eine Art digitaler Fan-Artikel verkauft wurde. Der Meme-Token hat seither 85 Prozent an Wert verloren.
Es sind nicht nur die Kryptowährungen, denen es schlecht ergangen ist, sondern auch die Aktienmärkte – wenn sie auch nicht so stark nach oben wie unten ausschlagen wie die Krypto-Assets. Wie man in diesem Chart sieht, haben US-Leitindizes wie der Dow Jones (DJI), der S&P500 (SPX) oder der Nasdaq 100 (NDX) seit der Wiederwahl Trumps deutliche Zugewinne erfahren, zuletzt sind sie wieder deutlich zurückgefallen in Richtung des Niveaus, das sie bei seiner Wiederwahl hatten. Dem „Trump Trade“ ist die Luft ausgegangen:
Institutionelle Investoren ziehen Geld aus Bitcoin
Wie stark das Vertrauen in Bitcoin und weitere Zuwächse vorerst erschüttert ist, zeigen die Bitcoin-Spot-ETFs an der Wall Street. Diese Woche haben Investoren (darunter viele institutionelle) insgesamt bereits 2,5 Milliarden Dollar aus den Bitcoin- und Etherreum-ETFs abgezogen.
Parallel dazu ist die Stimmung am Krypto-Markt in den Keller gefallen. Der „Fear & Greed Index“ steht bei nur mehr 21 Punkten – die mieseste Stimmung seit Sommer 2023. Neben der allgemeinen Marktlage ist der Bybit-Hack vor einer Woche, bei dem nordkoreanische Hacker 1,4 Mrd. Dollar klauten, zusätzlich ein Erschwernis. Denn auch andere Krypto-Börsen könnten ins Visier genommen werden.
Trumps Strafzölle drücken die Investitions-Laune
Der ganz klare Auslöser des Dumps: Die Strafzölle. Donald Trump hat am Donnerstag Abend angekündigt, ab dem 4. März zusätzliche Strafzölle gegen China, Mexiko und Kanada zu verhängen. Für chinesische Waren plant er eine zusätzliche Abgabe von 10 Prozent, die zu den bereits Anfang des Monats eingeführten 10 Prozent hinzukommen würde. Die zuvor angekündigten Zölle gegen Mexiko und Kanada, die ursprünglich verschoben wurden, sollen nun ebenfalls bereits kommende Woche am 4. März in Kraft treten.
Zusätzlich drohte Trump am Mittwoch auch der EU mit Strafzöllen von 25% auf sämtliche Waren (v.a. Autos), die in die USA eingeführt werden. Dazu gibt es aber noch keine konkreteren Informationen.
Trumps Ankündigung löste unmittelbar wirtschaftliche Reaktionen aus (siehe oben), darunter eine Schwächung des chinesischen Renminbi gegenüber dem Dollar. Die chinesische Botschaft in Washington kritisierte die Maßnahmen und erklärte, dass es in einem Handelsstreit „keine Gewinner“ gebe. Kanadas Premierminister Justin Trudeau kündigte an, auf „ungerechtfertigte Zölle“ mit sofortigen Gegenmaßnahmen zu reagieren, darunter Abgaben auf US-Importe im Wert von 30 Milliarden Dollar.
Die neuen Zollankündigungen stellen eine Ausweitung von Trumps aggressiver Handelspolitik dar, die er seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar verfolgt. Auch sein Plan für umfassende „reziproke“ Zölle, die weltweit Länder und Produkte betreffen würden, soll wie geplant am 2. April umgesetzt werden. Experten befürchten, dass diese Maßnahmen zu einem globalen Handelskrieg führen könnten, der erhebliche Schäden für die Weltwirtschaft bedeuten würde.
Die Logik der Zölle
Trump versucht, das Handelsdefizit der USA gegenüber anderen Ländern bzw. Regionen wie die EU durch die Zölle auszugleichen – ob das gelingt ist eine andere Frage, immerhin bezahlen letztendlich die US-Konsumenten dafür. Trumps Theorie ist, dass US-Konsumenten durch erhöhte Preise für internationale Ware dann lieber zu in den USA gefertigten Gütern greifen – und dass sich deswegen verstärkt internationale Unternehmen in den USA ansiedeln.
An den regulären Börsen wie an den Krypto-Börsen kommt diese Taktik gar nicht gut an. Strafzölle der USA bedeuten eine Gefahr, dass die Inflation (=Teuerung) wieder steigt, in Folge wird eine Absenkung des nach wie vor hohen Leitzinses (ca. 4%) in den USA unwahrscheinlicher. Hohe Zinsen drücken die Investment-Laune vor allem bei risikoreicheren Assets wie eben Kryptowährungen oder Tech-Aktien.