Bitcoin unter 97.000 Dollar: Zinsaussichten drücken Krypto-Assets und Aktien
Man kann sich aktuell schon fragen: Wer ist in Geldfragen mächtiger – der designierte US-Präsident Donald Trump oder doch Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed)? Aktuell muss man festhalten: Es ist Powell. Denn nach mehreren Wochen der starken Aufwärtsbewegungen an regulären wie auch Krypto-Börsen gab es diese Woche Einbrüche durch die Bank zu verzeichnen – dazu unten mehr.
Der Krypto-Markt, in den vergangenen Tagen und Wochen noch auf Rekordjagd von einem Allzeithoch zum nächsten, ist innerhalb eines Tages um etwa 450 Milliarden Dollar eingebrochen. Bitcoin ist von seinem Allzeithoch bei mehr als 108.000 Dollar hinunter auf weniger als 97.000 Dollar gekracht und hat damit innerhalb von nur drei Tagen etwa 10 Prozent an Wert verloren. Herber traf es andere Krypto-Assets wie Ethereum, Dogecoin oder Avalanche (AVAX), die im Wochenvergleich zwischen 14 und 25 Prozent im Minus liegen und damit teilweise ein Viertel ihres vorherigen Wertes eingebüßt haben.
Fed will 2025 nur 2 Zinssenkungen machen
Denn was ist passiert? Die Federal Reserve hat am Mittwoch ihre dritte Zinssenkung des Jahres bekannt gegeben. Der Leitzins wurde um 25 Basispunkte gesenkt, hinunter auf die Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Das ist aber das weniger Spektakuläre, damit hatten die Märkte gerechnet. Womit sie nicht gerechnet haben: Laut der vierteljährlichen Wirtschaftsprognose der Fed sind für 2025 nur zwei weitere Zinssenkungen anstatt von vier geplant. Das bedeutet, dass der sehr wichtige US-Leitzins im nächsten Jahr nicht so stark sinken wird wie viele hofften – und das hat die bisher sehr optimistische Stimmung an den Börsen stark gedämpft.
Die Logik dahinter: Niedrige Leitzinsen bedeuten billiges Geld (Kredite werden günstiger), und in solchen Phasen wird stark und gerne investiert, unter anderem auch in risikoreichere Assets wie Aktien und Kryptowährungen.
Fed-Chef Jerome Powell zeigte sich während der Pressekonferenz zwar optimistisch über den Zustand der US-Wirtschaft, betonte aber, dass die Dezember-Zinssenkung eine schwierige Entscheidung gewesen sei. Die Maßnahme sei jedoch notwendig gewesen, um die Fed-Ziele der maximalen Beschäftigung und Preisstabilität zu erreichen. Powell riskiert mit Zinssenkungen, die Inflation, die ja durch Zinserhöhungen bekämpft wurde, wieder anzuheizen.
Die Inflation entwickelt sich nach Angaben der Fed langsamer als gewünscht. Der Verbraucherpreisindex stieg im November im Jahresvergleich um 2,7%, was einen leichten Anstieg gegenüber den 2,6% im Oktober darstellt. Powell bekräftigte den vorsichtigen Ansatz der Fed und verglich die aktuelle Situation metaphorisch mit dem Fahren bei Nebel oder dem Betreten eines dunklen Raums – in beiden Fällen sei es ratsam, sich langsam vorwärts zu bewegen.
Trump-Zölle werfen ihre Schatten voraus
Besondere Aufmerksamkeit widmete Powell den potenziellen Auswirkungen der von der künftigen Regierung geplanten Handelspolitik. Die vorgeschlagenen breiten Importzölle gegenüber wichtigen Handelspartnern wie China, Mexiko und Kanada könnten zu höheren Preisen für importierte Waren führen. Powell betonte jedoch, dass es derzeit zu früh sei, konkrete Vorhersagen über die Auswirkungen zu treffen, da die genauen Details der Handelspolitik noch unklar seien.
Jedenfalls: Neben den Kryptowährungen sind auch die Aktienmärkte deutlich ins Minus gefallen. In den Charts über die vergangenen drei Tage sieht man deutlich, wie die US-Leitindizes Dow Jones, Nasdaq 100 und S&P500 deutlich nachgegeben haben. Auch asiatische Börsen traf das Ungemach, sie fielen auf ein Dreimonatstief:
An den Aktienmärkten sollte man sich am heutigen Freitag auf größere Verwerfungen gefasst machen. Trader stellen sich auf hohe Volatilität ein, da am Freitag beim so genannten großen Hexensabbat Optionen im Rekordwert von 6,6 Billionen US-Dollar auslaufen. Das Ereignis fällt sehr zeitnah hinter die Zinsentscheidung der Fed, was nur sehr selten vorkommt. Viermal im Jahr kommt es an den drei weltweit wichtigsten Derivatebörsen zum großen Hexensabbat, gewöhnlich der dritte Freitag des dritten Monats eines Quartals. Das vierteljährliche Ereignis fällt nun mit der Veröffentlichung des Inflationsberichts der Fed zusammen. Man darf gespannt sein.