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Bitpanda-CEO: „Der FTX-Kollaps wird für eine lange Zeit weh tun“

Bitpanda-Mitgründer und CEO Eric Demuth. © Bitpanda
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Der FTX-Kollaps schickt Schockwellen durch die gesamte Krypto-Industrie. Während Binance und eine Reihe anderer Krypto-Börsen durch Transparenzinitiativen versuchen zu zeigen, dass die Krypto-Assets ihrer Nutzer:innen sicher und nicht in irgendeinem Finanzloch verschwinden, wird immer klarer, was der Crash für die Krypto-Industrie bedeuten kann. Nach dem Terra/LUNA-Kollaps ist der FTX-Crash nun bereits der zweite grobe Vorfall dieses Jahr, den man als „Lehman Brothers“-Moment der Branche bezeichnen kann, die ja eigentlich die Finanzindustrie neu erfinden möchte.

Auch beim Wiener Krypto-Unicorn Bitpanda zeigt sich nun erstmals öffentlich Frust. „Der FTX-Kollaps wird weh tun – sehr weh. Er wird Investor:innen schaden. Er wird legitimen Krypto-Unternehmen schaden. Es wird jetzt weh tun, und es wird für eine lange Zeit weh tun. Ich hoffe, dies ist ein Weckruf für unsere Branche“, schreibt Eric Demuth, Mitgründer und CEO von Bitpanda, in einem Linkedin-Post. Und rechnet, ohne ihn beim Namen zu nennen, auch gleich mit Sam Bankman-Fried (SBF), dem FTX-Gründer, ab. „Ich hoffe, dass wir uns an diesen Moment erinnern und beschließen können, dass wir mit Leuten fertig sind, die vorgeben, legitime Sprecher unserer Branche zu sein. Keine unregulierten Wildwest-Unternehmen mehr, die auf Steroiden aufgebaut sind und versuchen, sich künstlich aufzublähen, indem sie mit eurem Geld spielen.“

SBF: „I fucked up“

Den Schaden, den FTX angerichtet hat, lässt sich derzeit kaum beziffern. Gegenüber Investor:innen nannte SBF die Zahl von satten acht Milliarden Dollar, die derzeit fehlen würden, um die angeschlagene Krypto-Börse weiter betreiben zu können (mehr dazu hier) und um nicht in Konkurs gehen zu müssen. Derweil werden immer mehr Details öffentlich – etwa, dass FTX Krypto-Assets von Kund:innen dazu genutzt haben könnte, um die Verluste der Trading-Firma Alameda Research, die ebenfalls SBF gründete, auszugleichen. Der Marktführer Binance, der FTX ursprünglich durch Kauf retten wollte, hat von der Übernahme mittlerweile abgesehen – wegen der „jüngsten Berichte über missbräuchlich verwendete Kundengelder und angeblichen Ermittlungen der US-Behörden“.

SBF hat sich währenddessen auf Twitter öffentlich entschuldigt. „I fucked up“, so SBF in einem Tweet. Er hätte die Gewinnspannen der Nutzer:innen unterschätzt und auch nie damit gerechnet, dass plötzlich am Wochenende so viele Krypto-Assets aus der Exchange (ca. 5 Milliarden an einem Tag) abziehen würden. Seine Firma Alameda Research würde mit dem Krypto-Handel nun aufhören (alles andere wäre verwunderlich), und er sei weiter in Gesprächen mit potenziellen Investor:innen über die Rettung von FTX. Jedes  Geld, das eingenommen werden würde, würde zuerst an die Kund:innen gehen. Das US-Geschäft sei von den Problemen nicht betroffen. In Richtung Binance-Chef Changpeng CZ Zhao schreibt SBF: „Well played; you won.“ CZ hatte den Crash beschleunigt, weil er öffentlich verkündete, die fragwürdigen FTX-Token zu verkaufen – und damit deren Wert in Frage stellte.

 

Fast 70 Milliarden Dollar an Krypto-Assets liegen auf Binance-Wallets

„Wir werden das durchstehen“

Nun droht Krypto-Unternehmen durch die Bank ein neuerlicher Vertrauensverlust. Denn es ist nicht nur FTX und seine Kund:innen betroffen, sondern der Kollaps zieht immer weitere Kreise. So befindet sich etwa auch die Solana-Blockchain (SOL) im Absturz – sie ist eng mit FTX und SBF verknüpft, weil es Investments und gemeinsame Projekte gibt. Generell hat der Krypto-Markt etwa 150 Milliarden Dollar an Wert verloren, seitdem sich das FTX-Fiasko voll entfaltet hat. Bitcoin etwa ist auf einen Preis von etwa 17.000 Euro gefallen – der tiefste Wert seit Dezember 2020.

„Stop trusting bullshit, stop trusting bling, and stop following the hype“, appelliert Demuth an Krypto-Anleger:innen. Man solle nicht irgendeinem Unternehmen auf den Bahamas (der Firmensitz von FTX) anvertrauen, sondern sich an regulierte Firmen etwa in der EU wenden. Regulierung wird gemeinhin als Nachteil im internationalen Wettbewerb angesehen, weil Lizenzen und Co teuer und langwierig sind. „Wir sind dazu gesetzlich verpflichtet, weil wir uns für den Erwerb von Lizenzen entschieden haben, die uns von mehreren Finanzmarktbehörden überwachen lassen. Diese Entscheidungen haben unsere Geschäftstätigkeit verteuert, aber wir haben sie aus demselben Grund getroffen, aus dem wir alle unsere geschäftlichen Entscheidungen treffen“, so Demuth. Bei Bitpanda seien die Assets der Nutzer:innen gut aufgehoben. „Die Nutzergelder sind sicher und wir bleiben online. Wir werden das durchstehen.“

Derzeit bemühen sich mehrere Krypto-Unternehmen, dass verbliebene Vertrauen von Usern zu behalten. Binance, KuCoin oder Crypto.com haben angekündigt, so genanntes „Proof of Funds“ anzubieten – also die Möglichkeit für Dritte von außen jederzeit einzusehen, ob die Krypto-Assets der User wirklich gespeichert und damit jederzeit zugänglich gemacht wurden. In der EU steht ab 2024 eine neue Regulierung namens MiCA (Markets in Crypto Assets) an – diese soll dafür sorgen, dass die Wild-West-Zeiten der Krypto-Industrie zu Ende sind. Der Fall FTX hat neuerlich gezeigt, wie dringend notwendig das ist.

FTX-Fiasko: Bitpanda und Co. versichern Usern, dass Krypto-Assets wirklich da sind

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