Neobroker

Bitpanda: Vom Bitcoin-Händler zu Europas Antwort auf Robinhood

Die Bitpanda-App am iPhone. © Trending Topics
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Es waren bisher Runtastic mit einem Exit von 220 Millionen Euro auf der einen und Tourradar mit einer Series C-Finanzierungsrunde von 43 Millionen Euro auf der anderen Seite, die die Charts der österreichischen Startup-Szene toppten. Nun werden sie von einer Wiener Firma in die Schranken gewiesen: Bitpanda, der Krypto-Händler mit angeschlossener Exchange und Edelmetallangeboten, hat sich vor die beiden anderen bisherigen Champions gesetzt.

Mit einer Series A-Finanzierungsrunde von 52 Millionen Dollar (44,6 Millionen Euro) und einer geschätzten Bewertung zwischen 300 und 500 Millionen Euro ist Bitpanda, das 2014 in Wien gegründet wurde, nun das neue Aushängeschild des österreichischen Startup-Sektors. Über die weiteren Ziele gibt es keine Zweifel. „Erklärtes Ziel ist es, die europaweit führende Investment- und Trading-Plattform zu werden“, so CEO Eric Demuth. Und wem das noch ein wenig zu abstrakt ist: Bitpanda will zum Robinhood Europas werden.

Ein neues Tor zum Aktienmarkt

Robinhood, das ist die populäre und auch etwas umstrittene Trading-App der beiden Gründer Baiju Bhatt und Vladimir Tenev, die im Krisenjahr 2020 satte 1,2 Milliarden Dollar Risikokapital bei einer Bewertung von 11,7 Milliarden Dollar erhalten hat. Das Gute für Bitpanda: Diese Masse an Geld soll vorerst im Heimatmarkt USA das Wachstum finanzieren, eine Expansion nach Europa (genauer gesagt Großbritannien) wurde vorerst abgeblasen. Damit ist der Weg für europäische Robinhood-Alternativen frei.

Während sich Bitpanda aus der Krypto-Branche heraus in Richtung Neobroker bewegt, bei dem es nicht nur Bitcoin, Ethereum, DeFi-Token bzw. Gold und Silber zu kaufen gibt, sondern auch Aktien oder ETFs, hat Robinhood den anderen Weg genommen. 2013 starteten Bhatt und Tenev als günstige Trading-Plattform für junge Leute, später wurden dann auch Angebote zu Kryptowährungen oder Edelmetallen dazu genommen.

Eric Demuth und Paul Klanschek von Bitpanda. © Bitpanda
Eric Demuth und Paul Klanschek von Bitpanda. © Bitpanda

Bedeutet also diesseits wie jenseits des Atlantiks: Neobroker wollen ihren Nutzern via Apps die komplette Bandbreite zu Investmentprodukten bieten. Das ist sicher praktisch: Wieso sollte man seine verschiedenen Assets über Wallets und Deopts verteilen, wenn man sie auch schön übersichtlich in einer App versammeln kann? Und dank Tokenisierung ist es mittlerweile durchaus denkbar, dass man über Neobroker-Apps auch in Immobilien oder Intellectual Property (z.B. Musikstücke) investieren könnte.

Peter Thiels Wetten in Europa

Mit Valar Ventures und Speedinvest haben sich die Bitpanda-Gründer Eric Demuth, Paul Klanschek und Christian Trummer zwei große Namen als Investoren an Bord geholt. Hinter Valar Ventures steckt niemand Geringerer als Superstar-Investor Peter Thiel, der dereinst PayPal mitgründete, 2004 ein Angel-Investment von 500.000 Dollar in Facebook tätigte, kürzlich die kontroverse Big-Data-Firma Palantir an die Börse brachte und bekennender Trump-Unterstützer ist. Wohin die Reise mit Bitpanda geht, macht Andrew McCormack klar, der mit Thiel seit den guten alten PayPal-Tagen zusammen arbeitet. „Gemeinsam werden wir dafür sorgen, dass alle Menschen fairen Zugang zu den Finanzmärkten erhalten und in
ihre finanzielle Zukunft investieren, während wir Europas nächstes FinTech-Unicorn aufbauen.“

Das Ziel, ein Einhorn mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar zu werden, hat Bitpanda-CEO Demuth bereits 2019 ausgegeben (Trending Topics berichtete) und ist auf gutem weg dahin. Die 44,6 Millionen Euro sind für die Series A, der Cap Table von Bitpanda lässt noch weitere starke Finanzierungsrunden in den nächsten Jahren zu. Ab 2021 soll man bei Bitpanda mehr als „nur“ Krypto-Assets kaufen können. Die derzeit 1,3 Millionen Nutzer könnten dann auch ihre Tesla-, Apple- oder Amazon-Aktien neben ihre BTC-bestände reihen. Zum Vergleich: Robinhood hat mehr als 13 Millionen Nutzer.

Star-Investor Peter Thiel. © JD Lasica (CC BY 2.0)
Star-Investor Peter Thiel. © JD Lasica (CC BY 2.0)

Bitpanda ist aber nicht Thiels einzige Wette in Europa auf einen führenden Neobroker. Via Founders Fund hat sich Thiel dieses Jahr auch an Trade Republic der drei Berliner Gründer Christian Hecker, Thomas Pischke und Marco Cancellieri beteiligt – gemeinsam mit Accel Partners wurden satte 62 Millionen Euro (Series B) in den Neobroker aus Deutschland gepumpt. Bei Trade Republic gibt es 7.800 Aktien und ETFs zu kaufen, Partner sind BlackRock, HSBC und solarisBank. Zu erwarten ist, dass auch Bitpanda solche Partner andocken muss, um ein umfassendes Broker-Angebot in die App zu bringen.

Financial Literacy als große Herausforderung

Eine weitere große Herausforderung: Financial Literacy. Wenn man junge und unerfahrene Menschen einfach via Trading-App in den globalen Finanzmarkt einsteigen lässt, muss es auch entsprechende Erläuterungen und Hinweise geben, die den Nutzer verstehen lassen, was er da mit seinem Geld tut. Für Robinhood ist das bereits problematisch geworden, als ein junger Nutzer sich das Leben nahm, weil er sich mit 730.000 Dollar im Minus wähnte. Robinhood hat auch den Ruf einer Zocker-App und bereits angekündigt, viel Geld in die umfangreiche Information der Nutzer zu stecken (Trending Topics berichtete).

Etwas offen ist auch, ob die Corona-Krise auch in Europa für einen Boom der Neobroker sorgen wird. Gerade Österreicher und Deutsche gelten eher als Aktienmuffel. „Die durch die Pandemie hervorgerufene Volatilität der Märkte hat sicherlich das Thema Aktien für viele in den Vordergrund gerückt, aber ich denke, es ist noch zu früh, um zu sagen, ob sich das Anlegerverhalten auch langfristig verändern wird“, sagte etwa Dennis Austinat, DACH-Chef vom Neobroker eToro, vor kurzem im Interview mit Trending Topics.

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