Bitpanda Global Exchange: So funktioniert die neue österreichische Krypto-Börse
Warum bloß Kryptowährungen als Broker verkaufen und kaufen, wenn man auch eine Börse starten kann? „Wir wollten immer schon eine Exchange bauen, aber unsere Sorge war lange, dass wir nicht genug Nutzer haben“, sagt Paul Klanschek, einer der Gründer der österreichischen Krypto-Firma Bitpanda. Doch nach Jahren der Überlegungen und rund 18 Monaten Vorbereitungszeit ist es heute so weit: Bitpanda startet mit rund einer Million Nutzer im Rücken eine eigene Krypto-Börse.
Die Bitpanda Global Exchange (Bitpanda GE) richtet sich ab heute (Mittwoch) an all jene, die nicht nur ab und an Bitcoin kaufen, sondern regelmäßig mit Kryptowährungen handeln wollen. Dass heißt aber nicht, dass nur die Profis (Day-Trader, Arbitrage-Bots, Broker oder institutionelle Investoren) auf der Krypto-Börse tätig sein, werden. Denn nach dem Verkauf von Gutschein-Token namens BEST (Trending Topics berichtete) gibt es laut Klanschek zehntausende Nutzer, die bei Bitpanda GE Fiatwährungen gegen Krypto oder Krypto gegen Krypto (z.B. Bitcoin gegen Ethereum) handeln wollen.
Mit den BEST-Token werden sie im Sinne der Kundenbindung mit vergünstigten Handelsgebühren gelockt, und zwar mit Rabatten von bis zu 25 Prozent.
+++ Bitpanda: Verkauf von BEST-Token spült 44 Millionen Euro in die Kassen +++
Ähnliche Gebühren wie bei Binance
Zu den Gebühren – da will sich Bitpanda sehr kompetitiv zeigen. „Wir sind die billigste Fiat-to-Krypto-Börse“, sagt Klanschek. Für Trades bezahlt man prinzipiell 0,1 Prozent, bei großen Beträgen können es durch eine Staffelung der Gebühren auch bis zu nur 0,05 Prozent sein. Bei den Crypto-to-Crypto-Trades (also etwa BTC gegen ETH) hat sich Bitpanda an den Gebühren der führenden Exchanges wie Binance orientiert und bietet eine sehr ähnliche Preisstaffelung.
Zum Start wird es folgende Trading-Paare geben:
- BTC/EUR
- BTC/USDT
- ETH/EUR
- XRP/EUR
- MIOTA/EUR
- ETH/BTC
- XRP/BTC
- MIOTA/BTC
- PAN/BTC
- BEST/BTC
- BEST/EUR
- BEST/USDT
Das ist im Vergleich zu Binance, OKEx oder Huobi Global eher wenig. Binance etwa bietet mehr als 500 solcher so genannte Markets an, doch viele davon werden wenig bis gar nicht genutzt. „Wir wollen nur mit Paaren, die ein großes potenzielles Volumen haben, starten. Je nach Nachfrage werden wird das definitiv ausbauen“, sagt Klanschek. Wichtig ist der eine Unterschied zu Binance und anderen: Europäische Nutzer können Euro einzahlen und dann traden und müssen vorher nicht schon Kryptowährungen besitzen.
Fokus auf Europa
Generell geht es Bitpanda darum, vor allem in Europa bei Nutzern zu punkten. „Es gibt zu wenig Auswahl in Europa“, sagt Klanschek. Muss man auch, denn in den beiden größten Märkten – den USA und China – ist die Exchange nicht verfügbar. „Personen, die eine US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen oder sich in den Vereinigten Staaten befinden, dürfen aus regulatorischen Gründen kein Bitpanda Kunde werden“, heißt es in den AGB. Und in China ist der Handel mit Kryptowährungen ohnehin geächtet – der Grund, warum Binance aus dem Land auswanderte und versuchte, anderswo (Japan, Hongkong, Malta?) Fuß zu fassen.
Mit dem Bitpanda Global Exchange springen die Wiener jedenfalls in ein Becken, das sehr voll scheint – CoinMarketCap listet mehr als 250 solcher Exchanges. Doch nur etwa 90 davon kommen auf ein tägliches Trading-Volumen von mehr als 10 Millionen Dollar, nur etwa 50 kommen auf mehr als 100 Millionen Dollar.
Der Knackpunkt Volumen
Am ersten Tag, glaubt Klanschek, könnte das Handelsvolumen bereits auf einen zweistelligen Millionenbereich, also mehr als zehn Millionen Euro, springen. Und das Volumen (und nicht etwa die Nutzeranzahl) das ist auch die entscheidende Messgröße, da ein Exchange immer einen Prozentsatz von den gehandelten Beträgen erhält. Eine grobe Rechnung: Werden Kryptowährungen und Fiat im Wert von 10 Millionen Euro pro Tag getradet, wäre das ein Umsatz von bis zu 10.000 Euro.
„Langfristig hat die Exchange ein größeres Umsatzpotenzial als der Broker“, sagt Klanschek. Wenn viele große institutionelle Investoren und Trader aufspringen, dann können täglich große Summen zusammenkommen. Das Trading-Volumen soll man bis Ende August auch bei CoinMarketCap einsehen können.
Gerade in Phasen, in denen die Kurse von Bitcoin und Co stark schwanken (ob nach oben oder nach unten), dann explodieren die Handelsvolumina von Exchanges. Dementsprechend wichtig ist es auch für Bitpanda, den kontroversen Stablecoin Tether (USDT) anzubieten. Dieser ist immer dann von Interesse, wenn es bei fallenden Bitcoin-Preisen darum geht, sich schnell in ein nicht volatiles Asset zu flüchten.
„Wollen Leute langfristig überzeugen“
Bitpanda hat jedenfalls ein rundes Package an den Start gebracht. 15 Entwickler arbeiten mittlerweile an dem Projekt, das vor 18 Monaten gestartet wurde, und externe Firmen haben Penetration-Tests durchgeführt, um die Sicherheit zu prüfen. Es gibt nun zehntausende Personen, die BEST-Token (die erwähnten Gutscheine für günstigere Trades) haben, es gibt die wichtigsten Trading-Paare (BTC/EUR, BTC/USDT, ETH/EUR, XRP/EUR, MIOTA/EUR, ETH/BTC) und den Vorteil, sich für die Exchange nicht extra registrieren zu müssen. Wer schon Krypto-Assets in seinen Bitpanda-Wallets hat, kann sie mit wenigen Klicks an die Exchange schicken.
„Es wird noch ein bisschen dauern, bis wir mit Binance konkurrieren können“, sagt Klanschek. „Aber wir können langfristig die Leute sicher überzeugen, dass sie zu uns kommen.“
Hard Facts zur Bitpanda Global Exchange:
- Minimum-Order: 10 Euro
- Trading-Gebühren: 0.1%, gehen bis 0.05% runter
- Euro-Einzahlungen: Für verifizierte Nutzer in den meisten europäischen Ländern möglich
- Crypto-to-Crypto-Trading: in 54 Ländern, nicht in USA und China
- USD, CHF oder GBP einzahlen: Nicht direkt, sondern zuerst die gewünschten Krypto-Assets bei Bitpanda kaufen und dann an die wallet in der Exchange senden
- Rabatte mit BEST-Token: ab dem Q4 2019