Interview

Bitpanda-Gründer: „Das System, das für Aktien logisch klingt, ist einfach nicht auf Krypto anwendbar“

Eric Demuth und Paul Klanschek von Bitpanda. © Bitpanda
Eric Demuth und Paul Klanschek von Bitpanda. © Bitpanda
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Die geplante Krypto-Steuer ist das heißeste Thema in der österreichischen Krypto-Community. Der Gesetzesentwurf hat zwar auch viel Lob bekommen, doch einige Knackpunkte stehen in der Kritik. Während vor allem Privatanleger die rückwirkende Geltung der neuen Steuer bemängeln (mehr dazu hier), gibt es auch für Firmen, die in Österreich Krypto-Assets handeln, Neuerungen.

Im Interview erläutern die Bitpanda-Gründer Eric Demuth und Paul Klanschek, warum die ab 2023 geplante Kapitalertragsteuerabzugspflicht in der Praxis für sie nicht umsetzbar ist.

Trending Topics: Die geplante Krypto-Steuer hat für einige Aufregung gesorgt. Wie beurteilt ihr den Entwurf?

Eric Demuth: An sich ist das eine richtig gute Sache, weil man damit Krypto in die steuerlich in die Finanzwelt holt und Aktien gleich stellt – das ist genau das Richtige. Das macht total Sinn. Es gibt aber zwei Punkte, die in der praktischen Umsetzung nicht machbar sind. Da müssen wir in den nächsten Wochen mit den Expert:innen im Finanzministerium zusammen arbeiten, damit wir das hinbekommen. Dann ist das eine extrem coole Sache, auch langfristig gesehen.

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Welche 2 Punkte sind zu kritisieren?

Demuth: Das ist erstens die rückwirkende Besteuerung, das ist nicht so easy, und damit werden sie sich keine Freunde machen. Es gibt natürlich Leute, die im Laufe des Jahres die langfristige Entscheidung für Investments gemacht haben auf Basis einer bestimmten Ausgangssituation (gemeint ist die einjährige Spekulationsfrist, nach deren Ablauf Krypto-Assets steuerfrei sind, Anm.). Das zu ändern, ist natürlich schon sehr unfair. Da hoffe ich, das wir da noch eine Änderung hinbekommen. Das ist allerdings keine langfristige Sache, sondern etwas, das kurzfristig betreffen würde.

Das zweite ist, dass wir die Kapitalertragssteuer abführen müssten. Das ist in der Praxis nicht machbar. Wir sind kein geschlossenes System wie bei Aktien, wo man Aktien bei einem Anbieter kauft und auch wieder verkauft. Bei Krypto ist das etwas anderes, da kann man jederzeit Coins oder Tokens, die man irgendwo mal irgendwann gekauft hat, hin- und her schieben. Niemand kennt die genauen Anschaffungskosten. Was passieren würde ist, dass, wenn jemand Bitcoin von außen zu uns schickt, wir irgendeine Annahme treffen müssten. Dass wir die KESt abführen, das geht bei Krypto einfach nicht.

Warum will der Staat denn, dass ihr, also Bitpanda, die KESt abführt?

Paul Klanschek: Der Grund, warum der Gesetzgeber eine Abfuhrpflicht einführen will, ist, die Schuld des Abführens vom Kunden auf den Anbieter zu schieben. Wir müssten die KESt an den Staat abführen, egal ob wir sie vom Kunden einbehalten haben oder nicht. Es fällt alles auf den Anbieter zurück. Wir müssten Annahmen auf Basis von Daten treffen, die uns die Nutzer geben. Wir würden uns dadurch haftbar machen, genauso wie der Kunde selbst. Wenn der angibt, beim All-Time High gekauft und Verlust gemacht zu haben, aber in Wirklichkeit Gewinn gemacht hat, kann er sich eine Steuergutschrift holen, und dann später stellt sich raus, dass das gar nicht gestimmt hat, dann sind wir haftbar.

In der Praxis sieht es meist so aus: Die meisten Leute haben irgendwelche Coins drei mal hin und her getradet, keiner weiß mehr, wie die Anschaffungskosten waren. Ich weiß nicht, wie die Kunden uns das überhaupt mitteilen sollen, was sie nun für die Coins gezahlt haben.

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Das Gesetz würde nur einige wenige Firmen, also Bitpanda oder Coinfinity, betreffen, nicht aber internationale Mitbewerber. Ist es gewissermaßen ein „Lex Bitpanda“, da ihr ja der mit Abstand größte heimische Player seid?

Demuth: Wir hätten eine massive Benachteiligung, weil alle anderen internationalen Player die KESt nicht abführen müssten. Das System, das für Aktien logisch klingt, ist einfach nicht auf Krypto anwendbar.

Klanschek: Nein, es ist kein „Lex Bitpanda“, weil es für jeden Anbieter, der Krypto domestiziert in Österreich anbietet, gilt, und vor allem für die Zukunft gilt. Das gilt die nächsten 20 Jahre, denn das österreichische Steuerrecht ändert sich nur selten. Das wird die Erste Bank, sollte sie mal Krypto anbieten, genauso betreffen wie Coinbase, wenn sie Krypto domestiziert in Österreich anbieten. Wir sind derzeit einer der wenigen Player, die Krypto domestiziert in Österreich anbieten, aber das wird immer mehr werden. Österreich sollte keine Sonderregeln einführen, es muss ein internationaler Standard her, der keinen Interpretationspielraum zulässt. Die Pflicht, die KESt abzuführen, sollte erst eingeführt werden, wenn alle steuerlichen Fälle geklärt sind.

Demuth: Es ist einfach nicht umsetzbar. Keine Firma, die jemals für eine Lizenz in Österreich ansuchen wird, kann das so umsetzen. Ich glaube, dass man das noch lösen kann, weil das Gesetz noch nicht fertig geschrieben ist. Das ist in der Praxis einfach nicht bedacht worden. Wir sind im direkten Austausch mit dem Finanzministerium, um unseren Standpunkt klarzumachen.

Wäre das Gesetz ein Standortnachteil für Österreich?

Demuth: Ich halte es echt für eine gute Sache. Wenn jetzt die Details korrekt und praxisnah angepasst werden, dann kann Österreich einen wahnsinnigen Vorsprung vor den anderen EU-Ländern bekommen.

Sollte man besser auf die DAC8 als europäisches Regelwerk warten?

Klanschek: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die DAC-8 sieht vor, dass die EU den Überblick erhält, wer welche Assets besitzt. Davon bin ich kein großer Fan, weil das gegen alle Grundrechte geht. Man muss nicht einmelden, wie viele Goldmünzen man hat, also wieso sollte man einmelden, wie viel Krypto man hat? Steuern und Asset-Reporting an die EU sollten nichts miteinander zu tun haben.

Der EU geht es bei der DAC8 aber doch darum, gegen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung vorzugehen?

Klanschek: Die Anbieter sollten klar Reporting-Pflichten haben, und das gilt in Europa durch die AML5 (5. Geldwäscherichtlinie, die seit 2020 in Kraft ist, Anm.) ja bereits. Der Schritt mit der DAC8 ist viel zu weitreichend. Aber auch das ist noch nicht fest geschrieben, da wird es ebenfalls noch viele Diskussionen geben. Es wird immer schwärzer gemalt, als es am Ende ist.

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