Bitpanda stößt Pro-Exchange ab, die zu One Trading wird und 30 Mio. Euro holt
Aufmerksame Nutzer:innen haben es vielleicht schon bemerkt: Bitpanda Pro, also die Krypto-Börse des Wiener Fintechs für professionelle Trader, leitet bereits auf die Webseite One Trading weiter – eine Krypto-Börse mit Büros in Amsterdam, London, Mailand und Wien. Der Grund: Bitpanda hat seine Exchange abgestoßen und ist nur mehr Minderheitseigner des neuen Unternehmens, das vom ehemaligen Bitpanda-Pro-CEO Joshua Barraclough geleitet wird. Barraclough kam im Oktober 2021 von der Großbank JPMorgan in London zu Bitpanda.
Parallel dazu wird bekannt gegeben, dass One Trading eine Finanzierungsrunde in Höhe von 30 Millionen Euro erhalten hat und sich vollständig von Bitpanda getrennt hat. Die Runde wurde von Peter Thiels Valar Ventures angeführt, mit Beteiligung von MiddleGame Ventures, Speedinvest, Keyrock und Wintermute Ventures. Ziel sei, europäischen Privatanleger:innen und institutionellen Investor:innen einen „regulierten Zugang zu Krypto-Derivaten“ zu bieten.
Sollte immer eigenständiges Unternehmen werden
„Es ist unsere Philosophie bei Bitpanda, dass man agil und fokussiert bleiben muss, um in diesem schnellen Umfeld die besten Dienstleistungen anzubieten. Seit wir Bitpanda Pro ins Leben gerufen haben, wussten und planten wir angesichts des Potenzials immer, dass sich der Erfolg von Bitpanda Pro zu einem eigenen Unternehmen entwickeln würde“, so Bitpanda-CEO Eric Demuth in einem Statement.
„Wir wollen den Kryptohandel sicher und für alle zugänglich machen und die Lücke schließen, um eine institutionelle Plattform für alle Kundentypen anzubieten. Wir haben eine neue Marke eingeführt und eine Reihe von großen Infrastrukturänderungen vorgenommen“, so Barraclough. „Wir werden in Kürze mit der unserer Meinung nach schnellsten und am besten skalierbaren Börse (<250 Mikrosekunden für die Erstellung und Stornierung von Aufträgen) live gehen, die auf realen Metriken basiert und für ein gemeinsames Publikum aus Privatkunden und Institutionen verfügbar ist.“
Bitpanda wird mit der Krypto-Exchange in den Handel mit Derivaten einsteigen
One Trading setzt auf reguliertes europäisches Umfeld
Die Stoßrichtung scheint klar: Nach dem FTX-Kollaps im November 2022 ist das Vertrauen gerade institutioneller Investor:innen in den Krypto-Markt erschüttert. In der EU aber wird ab 2024 der Krypto-Markt durch MiCA streng reguliert. „Die Kryptomärkte haben sich schwer getan, eine regulierte Lösung zu schaffen, an die sowohl Institutionen als auch Privatkunden langfristig glauben können. Mit Joshs Erfahrung bei JP Morgan und dem Einfluss von TradFi, Krypto und Regulierung, den er mitbringt, glauben wir, dass One Trading das Vertrauen der Händler zurückgewinnen und Vertrauen in ein Produkt aufbauen wird, das sowohl die Regulierung als auch eine verbesserte Technologie bietet“, so James Fitzgerald von Valar Ventures. One Trading werde unter MiFID reguliert und würde die bestehende VASP-Lizenz verwenden.
Barraclough kam im Oktober 2021 als High Potential von der US-Großbank J.P. Morgan aus London nach Wien, um für Bitpanda die Exchange unter der Marke Bitpanda Pro für professionelle Krypto-Trader aufzubauen. Bei seinem Einstieg lag die Börse auf Platz 85 der Charts für Krypto-Exchanges, das tägliche Handelsvolumen damals bei etwa 15 Millionen Dollar. Die Ziele von Barraclough, der vorher bei J.P. Morgan als Co-Head of Digital Innovation, waren bei Bitpanda Pro große. Er wollte die Exchange unter die Top 10 Krypto-Börsen bringen, was damals bedeutet hätte, das Handelsvolumen Richtung einer Milliarde Dollar zu bringen.
Doch im Jahr 2022, kurz nach seinem Amtsantritt, drehte sich der Krypto-Markt bekanntermaßen stark. Es folgten im Mai 2022 der Terra/LUNA-Crash und dann im November 2022 der FTX-Kollaps, die die Preise von Bitcoin und Co jeweils in den Keller schickten. Der Krypto-Winter hatte auch bei Bitpanda wie bei vielen anderen Unternehmen des Sektors zu Restrukturierungen geführt. Während Bitpanda sich immer stärker als Technologieanbieter positioniert, auf Bestandskund:innen des Brokers fokussiert und ein AI-Projekt vorantreibt, konnte Bitpanda Pro nicht florieren. Die Exchange zählte zuletzt nicht mehr zu den Top 100, das Handelsvolumen pro Tag fiel unter eine Million Dollar. Nun bleibt abzuwarten, ob der Neustart mit den 30 Mio. Dollar Investment im Rücken gelingt.