Bitpanda: Rechtliche Streiterei nach heftiger Kritik auf Linkedin
Trennungen verlaufen selten reibungslos, und solche zwischen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen auch nicht. So geschehen auch bei Bitpanda. Denn da kam es im Zuge der Massenkündigungen seitens eines ehemaligen Mitarbeiters (Declan M.) auf Linkedin unter großer Aufmerksamkeit zuerst zu massiver Kritik – und dann sogar zu einer Unterlassungserklärung seitens des Wiener Tech-Unicorns.
Aber der Reihe nach. Eigentlich beginnt die Geschichte bereits 2020. Bis zum Juli diesen Jahres war M. bei Bitpanda beschäftigt, dann trennte man sich voneinander. Als dann die Stellenkürzungen von 30 (oder mehr?) Prozent bei dem österreichischen Krypto-Unternehmen vor wenigen Wochen bekannt wurden (obwohl noch neun Tage vorher kommuniziert wurde, dass man alles tue, um anders als viele andere Krypto-Firmen niemanden kündigen zu müssen), meldete sich M. zu Wort.
Via einem ziemlich wütenden Linkedin-Post (er selber nennt ihn den „Schnitzel-Post„) kritisierte M. die Massenkündigungen, sprach von sogar 700 betroffenen Gekündigten, riet zur Einrichtung eines Betriebsrats und zum Gang der Arbeiterkammer und war auch sonst in der Wortwahl nicht unbedingt zimperlich (inklusive „shitshow“, „fuckups“ und „professional at cutting throats“).
Einige Tage später meldete sich M. dann noch einmal öffentlich via Linkedin zu Wort, diesmal mit der Botschaft, dass Bitpanda ihm wegen der seiner Meinung nach „leichten Kritik“ mit einer Klage drohe. Er würde die Postings Bitpanda betreffend nicht löschen. Die 800 Euro, die die Anwaltskanzlei fordere, könne er auch nicht zahlen, er sei gerade arbeitslos. Das erweckte bei vielen den Anschein, dass das Unternehmen einen Kritiker mundtot machen wolle.
Bitpanda: Nach den Massenkündigungen kommt nun ein Betriebsrat
Unterlassungserklärung an Ex-Mitarbeiter
Tatsächlich störte sich Bitpanda aber offenbar nicht generell an der öffentlichen Kritik, sondern daran, dass M. dem Unternehmen „illegale Restrukturierung“ vorgehalten hätte. „Ein Mitarbeiter, der Bitpanda vor Jahren verlassen hat und nicht an der Umstrukturierung beteiligt war, hat das Unternehmen öffentlich beschuldigt, eine illegale Umstrukturierung durchzuführen“, heißt es jetzt in einem öffentlichen Statement seitens des Unternehmens.
Und weiter: „Dies ist eine unbegründete und verleumderische Behauptung. Als reguliertes Unternehmen nehmen wir solche Anschuldigungen ernst. Daher haben wir eine Unterlassungserklärung an den betreffenden ehemaligen Mitarbeiter gerichtet. Da die ursprünglichen Behauptungen geändert wurden, haben wir seither auf weitere Maßnahmen verzichtet.“ Es stehe jedem frei, seine eigene Meinung zu äußern, sei positiv oder negativ, aber jeder müsse auch die Konsequenzen tragen, die sich aus unbegründeten, diffamierenden Behauptungen ergeben würden, sollten sie vor Gericht als Verleumdung gelten.
Linkedin-Postings wurden bearbeitet
Der ursprüngliche Linkedin-Post von M. sowie weitere Postings wurden nun in den letzten tagen bearbeitet, den öffentlichen Vorwurf einer „illegalen Restrukturierung“ gibt es nun nirgends mehr zu lesen. Die restlichen Inhalte, die M. zu Bitpanda veröffentlicht hat, sind weiterhin online, und würden es auch bleiben, sagt er. Zu den Massenkündigungen bei Bitpanda wolle er sich nun künftig nicht mehr öffentlich äußern.
Währenddessen meint M. einen Sieg über Bitpanda errungen zu haben. „Juristisches Mobbing verliert“, schreibt er nun auf Linkedin. „Meine Absicht war es nie, dem Unternehmen zu schaden. Mein ursprünglicher Beitrag kam aus purer Enttäuschung über ein Unternehmen, das ich liebte – ich hatte buchstäblich die beste Zeit meines Lebens, als ich dort arbeitete, und ich bin den Gründern dankbar, dass sie mir diese Möglichkeit geboten haben.“ Er, aktuell ohne Job, biete sich auch gleich als neuer Chief Human Resources Officer an, bei geringem Gehalt.
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