Neobroker im Vergleich: Außen recht ähnlich, aber innen grundverschieden
Es mag Krypto-Winter und Aktienflaute herrschen – die europäischen Neobroker stoppt das nicht. In den vergangenen 8 Tagen haben sich vor allem bei beiden Hauptkonkurrenten Bitpanda aus Wien und Trade Republic aus Berlin einen Wettkampf der besonderen Art geliefert. Mit neuen Lizenzen im Gepäck starteten beide in den Kernmarkt des jeweils anderen: Bitpanda kann mit Bafin-Lizenz nun in Deutschland aktiv Marketing betreiben, während Trade Republic mit FMA-Lizenz nun Krypto-Assets in Österreich anbieten kann.
Auf den ersten Blick sehen sich die Angebote der Neobroker sowie der Neobanken immer ähnlicher: ETFs, Aktien, Kryptowährungen, Derivate, Commodities – am Ende will jeder die Finanz-Super-App sein, über die Nutzer:innen in alle verfügbaren Asset-Klassen investieren können. Die Logik ist klar: Fintech macht Investieren am Smartphone den Massen zugänglich, und die Massen werden für das Thema angesichts der drohenden Pensionslücke und der Inflation empfänglicher für Anlagemöglichkeiten. Wer es da mit seiner App auf die Startbildschirme der Smartphones schafft, hat die Chance auf viele Millionen Nutzer:innen, die viel Geld in die Finanzprodukte stecken.
Wirklich ähnlich sind sich die Apps aber nur auf den ersten Blick. Im Detail entdeckt man dann doch große Unterschiede, die die Apps für unterschiedliche Nutzer:innengruppen spannend machen – oder auch nicht. Hier ein Vergleich der Angebote in der Tabelle:
Bitpanda | Trade Republic | Scalable Capital | N26 | Revolut | BUX | |
Crypto | >200 Coins | 52 Coins | 14 Coins | ca. 200 Coins | > 80 Coins | > 30 Coins |
Art |
vollwertiges Crypto |
via Fireblocks, nicht auszahlbar | via Coinshares, nur als ETP | via Bitpanda, nicht auszahlbar | via Fireblocks, nicht auszahlbar |
nicht auszahlbar |
ETFs | ca. 180* | ca. 2.000 | ca. 2.000 | – | – | 108 |
Aktien | >2.000* | >2.500 | >7.000 | – | >1.000 | >2.700 |
Teilaktien |
ja | ja | nein | nein | ja |
ja |
Commodities | 34 | – | >10 | – | 2 | 6 |
Derivate | – | > 1 Mio. | >375.000 | – | – | k.A. |
steuereinfach | nein | nein | nein | nein | nein | nein |
Nur bei Bitpanda gibt es echte Kryptos
Bereits beim Krypto-Handel wird klar: Da ist Bitpanda, schon alleine wegen der Unternehmensgeschichte, weit vor den anderen Neobrokern. Nur Bitpanda bietet seinen Nutzer:innen wirklich vollwertige Krypto-Assets. Die meisten Coins und Tokens lassen sich, ganz wie man es sich von Kryptowährungen auch erwartet, aus der Bitpanda-App heraus an andere Wallets senden. Bedeutet etwa: Wer seine Krypto-Assets auf einer eigenen Wallet verwahren will, kann das bei Bitpanda tun und muss die Verwahrung nicht dem Unternehmen überlassen. Auch kann man BTC, ETH und Co an andere Wallets senden – etwa, wenn man sie einem Freund überweisen möchte.
Bei Trade Republic, BUX und den Neobanken N26 und Revolut sind die Krypto-Angebote Sackgassen. Man kann dort Bitcoin und Co. kaufen und halten – aber das war’s auch schon. Man kann sie nicht an andere Wallets senden, sondern lediglich wieder an den Anbieter zurück verkaufen. Der Grund dafür ist, dass diese Apps technisch im Hintergrund auf die Krypto-Unternehmen Bitpanda aus Österreich und Fireblocks aus den USA setzen. Via White-Label-Lösungen und API können sie Krypto-Angebote in ihre Apps integrieren – aber eben nur eingeschränkt und nicht mit voller Funktionalität.
Ein Spezialfall bei Krypto-Assets ist Scalable Capital. Dort kauft man nicht in die Original-Coins, sondern investiert lediglich in so genannte Exchange Traded Products (ETPs). Das sind Wertpapiere, die den Preis von Krypto-Assets wie Bitcoin (BTC), Ethereum (ETH), Litecoin (LTC) und XRP abbilden. Darum klar: Auch hier kann man die Krypto-Assets nicht an andere Wallets senden, weil man gar keine direkt gekauft hat.
Bitpanda wiederum konkurriert im Krypto-Bereich natürlich mit einer ganzen Reihe anderer Krypto-Börsen. Hier wiederum lohnt der Vergleich: Bitpanda oder Coinbase gehören zu den teureren Anbietern hinsichtlich Handelsgebühren, während Binance oder Kraken deutlich günstiger sind (mehr dazu hier). Binance lockt seit geraumer Zeit sogar mit gebührenfreiem Bitcoin-Handel.
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Nicht immer „echte“ Aktien und ETFs am Start
Anders herum muss man bei Bitpanda aber auch festhalten: Wer dort in Aktien oder ETFs investiert, der investiert „nur“ in Finanzprodukte, die die Preise der Wertpapiere abbilden. Es handelt sich um keine Aktien, sondern um einen Vertrag, der es den Kund:innen erlaubt, an den Kursbewegungen von bestimmten Aktien inklusive der etwaigen Dividendenausschüttungen zu partizipieren. Wer Wert darauf legt, in echte Aktien zu investieren, ist besser bei Trade Republic und Scalable Capital aufgehoben. Der Vorteil bei Bitpanda: In die Aktien kann rund um die Uhr investiert werden und nicht bloß zu den Handelszeiten der Börsen.
Am augenscheinlichsten werden diese Finanzprodukte bei Bitpanda bei den Commodities, also den Rohstoffen. In die kann man dort investieren, also etwa Öl, Gas, Weizen oder Nickel. Da kauft man aber natürlich nicht de Rohstoff selbst, sondern investiert in ein Derivat, das den Preis eines einzelnen Rohstoffes oder eines Rohstoff-Indizes abbildet.
Wichtig ist auch der Blick auf das Angebot an ETFs, die gerne in Kombination mit Sparplänen für längerfristiges Anlegen gekauft werden. Da haben Trade Republic und Scalable Capital mit einer Auswahl an jeweils etwa 2.000 ETFs deutlich die Nase vorne und können auch die Wünsche von Kund:innen nach ausgefalleneren ETFs („Catholic Principles Emerging Markets Sovereign Debt“, anyone?) befriedigen. Bei Bitpanda hingegen ist die Auswahl deutlich kleiner, und auch hier stecken hinter den ETFs eigentlich Derivate, also Finanzprodukte.
Ebenfalls im Trend sind so genannte Teilaktien („Fractional Shares“). Das erlaubt es Nutzer:innen, auch kleine Teile von teuren Aktien, die sie sich in einem Stück vielleicht nicht leisten könnten, zu kaufen bzw. in sie zu investieren. Bitpanda ist mit einem solchen Angebot 2021 voran geprescht, mittlerweile ist Trade Republic 2022 mit den Teilaktien nachgezogen.
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Unterschiedliche Geschäftsmodelle
Ein Blick auf die Geschäftsmodelle: Bitpanda arbeitet mit seinen Derivaten, die gemeinsam mit der Partnerbank BNP Paribas aus Frankreich umgesetzt werden, etwas anders als die anderen Neobroker und verzichtet auf das kontroverse Geschäftsmodell PFOF (Payment For Order Flow; Rückvergütung von Handelsplätzen an die Broker für die Weitergabe von Kunden-Orders). Scalable Capital und Trade Republic hingegen bekennen sich zu PFOF und argumentieren, dass dieses Geschäftsmodell erst die sehr niedrigen Preise für Endkund:innen ermöglichen würden. Es bleibt abzuwarten, ob und wie lange PFOF in der EU betrieben werden kann. Ein diskutiertes Verbot von PFOF in der EU bedroht bis zu 50% der Umsätze der Online-Broker.
Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Gebührenstrukturen der Anbieter, die man nicht wirklich 1:1 vergleichen kann. Während Bitpanda zum einen stark auf Trading-Gebühren bei Bitcoin und Co sowie auf die Spreads setzt, sind es bei Trade Republic die Rückvergütungen von den Handelsplätzen, und bei Scalable Capital kommt noch ein Freemium-Modell dazu. Wer dort das Monatsabo löst (je nach Laufzeit 3 bis 5 Euro/Monat), bekommt Aktien und Derivate ohne Ordergebühr. Das zahlt sich also dann aus, wenn man öfter als drei Mal pro Monat Aktien bzw. Derivate handelt. Bei Trade Republic gibt es die standardmäßige 1 Euro Fremdkostenpauschale für Einzeltrades. Bei BUX wiederum liegen die Order-Gebühren zwischen 0 und 1,50 Euro.
Bei den Neobanken sind die zusätzlichen Trading-Angebote weniger Kerngeschäft, sondern zusätzliche Angebote, um Nutzer:innen in der App zu halten. Bei N26 etwa gibt es für jene, die kostenpflichtige Premium-Konten haben, geringere Handelsgebühren für BTC und Co. Alles in allem sind die Angebote sehr unterschiedlich – je nach Präferenz finden unterschiedliche Nutzer:innen verschiedene Vor-und Nachteile bei den einzelnen Anbietern. Am Ende gilt hier, wie immer im Finanzleben: DYOR – Do Your Own Research.
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