Bitpanda vs. Trade Republic: Gelingt den Österreichern ein digitales Córdoba?
Córdoba ist für den durchschnittlichen Österreicher keine Provinz-Hauptstadt in Spanien, sondern ein Wunder. Denn als 1978 das kleine Österreich den damals amtierenden Fußballweltmeister mit 3:2 die Schmach von Córdoba zufügte, wurde ein Eckpfeiler des österreichischen Nationalstolzes geschaffen, der auch heute noch gerne heraufbeschworen wird – auch wenn Österreich gegen die große deutsche Fußballnation seither meistens verloren hat.
Nun entsteht am Markt der Neobroker die Chance auf ein digitales Córdoba. Denn mit Bitpanda ist ein einstiger Crypto-Only-Händler aus der Bitcoin-Ecke ausgebrochen, um zur Nummer 1 unter den Investment-Plattformen Europas aufzusteigen. Der deutsche Kontrahent Trade Republic hat dieses Jahr mit einer satten Finanzierungsrunde (siehe unten) ordentlich vorgelegt und ein breites Angebot an Aktien und ETFs in der App. Doch Bitpanda ist heute nachgezogen, liegt bei 3,5 Milliarden Euro und bei den Usern, bei den Mitarbeitern und klarerweise auch beim Krypto- und Edelmetall-Angebot deutlich vorne.
In einem immer heißeren Wettbewerb, der sich auf immer mehr europäische Märkte ausdehnt, ist das Bitpanda-Investment doch eine deutliche Kampfansage an Trade Republic. Es geht nicht mehr nur um Krypto, es geht um Investieren generell. Unter den Neobrokern kristallisieren sich immer deutlicher zwei Player heraus, die nun ziemlich viel Kapital zum Wachsen an Bord haben:
- Trade Republic: 4,3 Mrd. Euro Bewertung (ca. 820 Mio. Euro Funding gesamt)
- Bitpanda: 3,5 Mrd. Euro Bewertung (> 420 Mio. Euro Funding gesamt)
- Scalable Capital: 1,2 Mrd. Euro Bewertung (ca. 260 Mio. Euro Funding gesamt)
- BUX: k.A. (ca. 100 Mio. Euro Funding gesamt)
- nextmarkets: k.A. (ca. 36 Mio. Euro Funding gesamt)
Mal der, mal der vorne
Schafft es das kleine Österreich, dem großen Deutschland einen ebenbürtigen oder vielleicht sogar überlegenen Neobroker entgegen zu stellen? Noch ist das Berliner Scale-up vorne, aber Bitpanda hat ordentlich Tempo aufgenommen. Nun bleibt abzuwarten, wer in den nächsten Jahren sein Angebot und seine Nutzerschaft besser und größer ausbauen kann. Der Angriff von Bitpanda auf Trade Republic ist somit eröffnet:
Trade Republic | Bitpanda | |
Headquarter | Berlin | Wien |
Gründungsjahr | 2015 | 2014 |
Mitarbeiter | 400+ | 500+ |
Funding | ca. 820 Mio. Euro | ca. 420 Mio. Euro |
Bewertung | 4,3 Mrd. Euro | 3,5 Mrd. Euro |
Investoren | Sequoia Capital, TCV, Thrive Capital, Accel, Founders Fund, Creandum, Project A | Valar Ventures, LeadBlock Partners, Speedinvest, Jump Capital, Alan Howard, REDO Ventures, Partner von DST Global |
Partner | Solarisbank, HSBC, LS Exchange | BNP Paribas, Condis (=Solarisbank), MVIS (=VanEck) |
Lizenz | deutsche Banklizenz als Wertpapierhandelsbank | MiFID II Wertpapierfirma |
Märkte | Deutschland, Österreich, Frankreich | Deutschland, Österreich, Frankreich, Türkei, Spanien |
Nutzer | > 1 Mio. | > 3 Mio. |
Angebot |
||
Krypto-Assets | 4 | 60+ |
Aktien | 2.500 | 65+ |
ETFs | 1.500 | 7 |
Derivate | 300.000 | nein |
Sparpläne | ja | ja |
Bankkarte | nein | ja |
Edelmetalle | nein | Gold, Silber, Palladium, Platin |
Wer die Liste aufmerksam studiert hat, der wird sehen, dass es einen Gewinner auf jeden Fall geben wird. Und der heißt Peter Thiel. Der Starinvestor aus den USA mit deutschen Wurzeln hat via Founders Fund (Trade Republic) und Valar Ventures (Bitpanda) wohlweislich in beide Unternehmen investiert. Egal wer das Rennen macht und am Ende Exit oder Börsengang hinlegt, zuletzt wird auch Thiel (seine berühmteste These: „Competition is for Losers“) jubeln.
Peter Thiel: „Wenn Krypto libertär ist, dann ist AI kommunistisch“