Blackout-„Insel“: In Wien würden maximal einen Tag lang die Lichter ausgehen
Zürich, Berlin, Brüssel, Paris – überall in Europa laufen aus Angst vor großflächigen Stromausfällen, Blackouts und Strom-Mangellage intensive Vorbereitungen für den Winter. So auch in Wien. Einsatzpläne für kleinere oder größere Unterbrechungen sowie für großflächige Ausfälle sowie das Worst-Case-Szenario Blackout gibt es längst.
Aktuell sieht man die Gefahr aktuell nicht größer als in den Vorjahren. „Die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts ist in den letzten Jahren nicht gestiegen, weil europaweit ein stabiles Netz durch den Ausgleich der verschiedenen Erzeuger (Solar, Wind, Gas, etc.) passiert“, heißt es aus dem Wiener Rathaus gegenüber Trending Topics. Allerdings sei eben durch die COVID-Krise, den Ukraine-Krieg und die „damit einhergehenden Versorgungsengpässe“ das Bewusstsein der Bevölkerung für die Möglichkeit gestiegen.
Das Bewusstsein will die Stadt auch in den eigenen Abteilungen und stadtnahen Organisationen schärfen, damit Managements und Mitarbeiter:innen handlungssicher sind im Worst-Case-Szenario. Im November 2021 hätte man bereits die Blackout-Übung „Energie21“ durchgeführt, generell würden mehrmals im Jahr „unterschiedlichste Szenarien mit eigenen Krisenstäben“ simuliert und für den Notfall geprobt. Auch mit dem Militärkommando stehe man in „enger Abstimmung“.
Zürich stimmt Bevölkerung bereits auf Blackouts und Strommangel ein
Stromausfall in Europa würde auch Wien treffen
Klar ist aber auch: „Wenn ein überregionaler großflächiger Stromausfall in Europa eintritt, so wird dies auch Auswirkungen auf Wien haben“, heißt es aus dem Rathaus. Zwar könne es länger keinen Strom geben, aber: „Wie bleibt bei einem Blackout als Insel versorgt. Sollte es zu einem länger dauernden großflächigen Stromausfall in Europa kommen, so ist Österreich und speziell Wien gut vorbereitet. Wien besitzt zwei schwarzstartfähige Kraftwerke, die für den Netzaufbau notwendig sind.“
Diese beiden Kraftwerke würde man nutzen, um die Stromversorgung stufenweise unabhängig von anderen Stromnetzen wieder hochzufahren. „Diese speziellen Kraftwerke können ohne Hilfe von außen selbstständig hochfahren. Dazu zählen neben Wasser-Speicherkraftwerken in den Alpen auch kalorische Kraftwerke in Wien“, heißt es seitens Rathaus. „So kann eine kleine Strominsel aufgebaut werden, die man Stück für Stück um weitere Kraftwerke wie Wasser-Laufkraftwerke, Sonnen- und Wind-Kraftwerke vergrößert, bis alle Kund:innen im Netzgebiet wieder versorgt sind.“
Kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser oder Feuerwehr würden für die Zeitdauer des Blackouts mit Notstromaggregaten versorgt und „dann als erste wieder von außen mit Strom versorgt“.
Europa bereitet Blackout-Pläne vor, um Energiechaos im Winter abzuwenden
„Komplettversorgung der ganzen Bevölkerung nicht möglich“
Wie lange würde der Strom wegbleiben? Die klare Ansage aus dem Rathaus: „Während man damit rechnet, dass die Stromversorgung in Europa nach einer Woche wiederhergestellt ist, fließt in Österreich nach längstens einem Tag wieder Strom. Die Leistung der Kraftwerke in der Region Wien reicht aus, um den durchschnittlichen Leistungsbedarf der Stadt zu decken.“
Maximal ein Tag – das liegt in etwa in dem Rahmen, den auch eine neue Studie der ARGE ITA/AIT (Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Austrian Institute of Technology) im Auftrag des österreichischen Parlaments berechnet hat. Der Studie zufolge würde ein Blackout in Österreich zwischen 6 und 48 Stunden dauern.
Das österreichische Bundesheer rät aber trotzdem dazu, eine Bevorratung für zwei Wochen sicherzustellen. Auch seitens Stadt Wien heißt es: „Wie jede Kommune wird auch die Stadt Wien vor weitreichenden Herausforderungen stehen. Eine rundum Komplettversorgung der ganzen Bevölkerung wird nicht möglich sein. Nachbarschaftshilfe und Selbstvorsorge wird ein wichtiger Baustein in der Bewältigung der Notsituation sein.“
Blackout in Österreich würde zwischen 6 und 48 Stunden dauern