Blinkist: App für Buch-Zusammenfassungen nach Australien verkauft
Wer gerne Podcasts hört, hat schon mal ihre Werbung konsumiert, wer gerne Sachbücher liest, hat zumindest von ihrer App schon mal gehört. Genau, es geht um Blinkist, also jenes deutsche Scale-up, das Non-Fiction-Bücher auf kurze Audiobooks zusammenfasst. So muss man nicht das ganze Werk kaufen und lesen, sondern nur eine monatliche Gebühr bezahlen und bekommt die Zusammenfassungen tausender Bücher im Paket.
Jetzt gehört Blinkist, eines der Urgesteine der deutschen Gründerszene, dem australischen Unternehmen Go1, das sich auf digitale Weiterbildung im Unternehmensbereich spezialisiert hat. Zur Übernahmesumme gibt es keine genauen Informationen, jedoch soll es ein dreistelliger Millionenbetrag im unteren Bereich sein. Der Betrag wird teilweise in Aktien von Go1 bezahlt. Blinkist hat seit der Gründung 2012 etwa 35 Millionen Euro an Investments erhalten, Hauptinvestoren waren Insight Partners mit 32 Prozent und Headline mit 16 Prozent. Die Mehrheit des Unternehmens gehörte also längst den Investoren, die Gründer hielten zuletzt noch etwa 15 Prozent.
Microlearning für Unternehmen
Überschneidungen beim Geschäftsmodell zwischen Blinkist und Go1 gibt es im Business-Bereich, also bei der Servicierung von Unternehmen, die ihren Mitarbeiter:innen Fortbildungsangebote stellen möchten. Wegen der wirtschaftlich schwierigen Lage stieg Blinkist 2021 in der Corona-Krise ins B2B-Segment ein, um sich dort im Microlearning-Bereich zu positionieren. In einer Finanzierungsrunde 2018 wurde Blinkist mit 160 Mio. Dollar bewertet, und ist seither weiter gewachsen. Das gibt eine Ahnung davon, wie viel die Australier für die Übernahme gezahlt haben müssen.
Mit Go1 hat nun ein weitaus größeres Unternehmen die Berliner Firma der Gründer Tobias Balling, Holger Seim, Niklas Jansen und Sebastian Klein geschluckt. Go1 aus Brisbane hat über die Jahre fast 400 Mio. Dollar an Risikokapital erhalten, in dementsprechend noch das nötige Kleingeld, um den deutschen Mitbewerber zu schlucken. Im Vorjahr hat Go1 in einer Finanzierungsrunde von 100 Mio. Dollar eine Bewertung von 2 Milliarden Dollar erhalten.
Go1 hatte gut gefüllte Kriegskasse
Die Gespräche mit Go1 zu einer Zusammenarbeit sollen bereits länger gelaufen sein. „Im Markt gibt es eine deutliche Konsolidierung. Wir waren finanziell nicht in der Lage, um selbst einen Wettbewerber zu übernehmen. Go1 allerdings hatte eine gut gefüllte Kriegskasse“, so Blinkist-Mitgründer Seim, der künftig COO bei Go1 sein wird, gegenüber Gründerszene. „Wir haben immer wieder mal darüber gesprochen, wie wir noch enger zusammenarbeiten können. Am Ende hat sich die Übernahme als Lösung herauskristallisiert.“