Block: Shortseller Hindenburg schießt sich auf Fintech von Jack Dorsey ein
Es ist gibt viele unangenehme Dinge für Unternehmer:innen, aber vom Shortseller Hindenburg Research aufs Korn genommen zu werden, das gehört wohl zu den ungemütlichsten Dingen überhaupt. Nachdem das Unternehmen, das nach kritischen Veröffentlichungen über börsennotierte Unternehmen wie die indische Adani Group, den gestrauchelten Wasserstoff-Auto-Hersteller Nikola oder Twitter aufs Korn nahm, ist nun das börsennotierte Fintech Block ins Visier geraten. Block ist der Mutterkonzern von Square, Cash App, dem BNPL-Dienst Afterpay und dem Musik-Streaming-Dienst Tidal und hat TwitterMitgründer Jack Dorsey zum CEO.
Block ist, wie der Name schon ein wenig verrät, ein durchaus Krypto-freundliches Unternehmen. Mit der Cash App lassen sich nicht nur Gelder empfangen und versenden, sondern Nutzer:innen können dort auch Aktien und Bitcoin kaufen. Die Attacke des Shortsellers stellt auch genau diese App in den Mittelpunkt. Block stand zuletzt gar nicht gut da. Nach starken Verlusten der Aktie musste das Unternehmen hohe Verluste für das Geschäftsjahr 2022 verkünden.
Hindenburg Research wirft Block eine ganze Reihe an Missständen vor, und zwar in erster Linie „aufgeblähte Benutzermetriken“ und Betrugserleichterungen, die es Insidern ermöglicht haben sollen, „über 1 Milliarde Dollar abzukassieren“. Man hätte zwei Jahre lang in die Untersuchung des Unternehmens investiert, dutzende (ehemalige) Mitarbeiter:innen, Partner:innen und Industrieexpert:innen interviewt und zahlreiche Dokumente über das Unternehmen gesichtet. So sei man zu dem Schluss gekommen, dass 40 bis 75 Prozent der angeblich 51 Millionen monatlich aktiven Accounts der Cash App entweder Fake, in Betrug involviert oder Neben-Accounts von Nutzer:innen seien.
Aus Square wird Block: Jack Dorsey setzt jetzt voll auf Krypto
„Räuberische Kredite, überhöhte Kennzahlen“
„Es geht nicht um eine bahnbrechende Innovation, sondern um die Bereitschaft des Unternehmens, den Betrug an Verbrauchern und Behörden zu erleichtern, sich der Regulierung zu entziehen, räuberische Kredite und Gebühren als revolutionäre Technologie auszugeben und Investoren mit überhöhten Kennzahlen in die Irre zu führen“, heißt es in einer direkten Attacke auf Block. Aktuell ist Block Inc. 41 Milliarden Dollar wert – also nur mehr ein Drittel dessen, was es noch 2021 zu Hochzeiten auf die Waage brachte (ATH: 127 Mrd. Dollar). Wie leicht es sei, Fake-Accounts anzulegen, um Geld zu senden und zu empfangen, hätte man selbst feststellen können – indem man Konten im Namen von „Donald Trump“ und „Elon Musk“ anlegen und aktiv nutzen hätte können.
Den Ursprung des zu lockeren Umgangs mit Nutzer-Accounts ortet man in der Corona-Pandemie. Die Lockdowns hätten das Geschäftsmodell bedroht, bis dann Block-CEO Jack Dorsey Lockerungen durchführen ließ. „In diesem Umfeld, inmitten des Anti-Compliance-Wildwuchses von Cash App, ermöglichte die App eine massive Welle von COVID-Entlastungszahlungen der Regierung. CEO Jack Dorsey twitterte, dass Nutzer aufgrund der reibungslosen Technologie „sofort“ und „ohne Bankkonto“ Zahlungen der Regierung über Cash App erhalten könnten“, so Hindenburg Research.
Auch der Einstieg von Block ins „Buy Now Pay Later“-Business (BNPL) wird thematisiert. Im Jänner 2022 zahlte Block satte 29 Milliarden Dollar für die Übernahme von AfterPay aus Australien. Auch hier trat sich das Unternehmen zusätzliche Probleme ein. „Afterpay wurde so konzipiert, dass es die Regeln für verantwortungsvolle Kreditvergabe in seinem Heimatland Australien umgeht und den Nutzern eine Art Kredit ohne Einkommensüberprüfung oder Bonitätsprüfung gewährt. Der Dienst erhebt technisch gesehen keine „Zinsen“, aber die Verzugsgebühren können einen effektiven Jahreszins von bis zu 289 % erreichen“, so Hindenburg. „Die Übernahme ist ein Flop. Im Jahr 2022, dem Jahr der Übernahme von Afterpay, hat das Unternehmen 357 Millionen Dollar verloren und damit die Verluste von 184 Millionen Dollar aus dem Jahr 2021 noch gesteigert.“
Der Aktienkurs von Block ist am Donnerstag nach den Veröffentlichungen von Hindenburg Research stark eingebrochen, zeitweise um etwa 20 Prozent. Eine offizielle Reaktion seitens Block oder Jack Dorsey auf die schweren Vorwürfe des Shortsellers steht noch aus.
Square kauft Buy Now Pay Later-Dienst Afterpay für 29 Milliarden Dollar