Blockchain soll künftig helfen, beim Reisen Corona-Immunität zu beweisen
Wer derzeit überhaupt in ein anderes Land einreisen kann, muss sich zumeist zwei Wochen in Quarantäne begeben. Wann diese und andere Reisebeschränkungen wieder aufgehoben werden, ist derzeit kaum absehbar – und auch in der Zeit danach ist völlig unklar, wer zu welchen Bedingungen und mit welche Voraussetzungen die Reise ins Ausland antreten kann.
Die Österreichische Staatsdruckerei entwickelt mit ihrer Tochterfirma youniqx Identity AG jetzt ein System, mit der Menschen im Ausland ihre Coronavirus-Immunität bestätigen können. Es hört auf den Namen „Restart.ID“ und soll dabei helfen, seinen Gesundheitszustand gegenüber Behörden im Ausland schnell und einfach bestätigen zu können.
„Der Immunitätsausweis oder ein Corona-Testergebnis alleine bringt wenig, wenn sie nicht mit einer Identität verknüpft sind“, sagt Lukas Praml, Geschäftsführer der Österreichischen Staatsdruckerei. Mit Hilfe eines dezentralen Systems will er dafür sorgen, dass Personen ihre Identität digital und nach allen Regeln des Datenschutzes den Nachweis über ihr Corona-Testergebnis verknüpfen können. Der Sinn: An Grenzen oder an den Eingangstüren von Krankenhäusern soll man schnell und eindeutig beweisen können, dass man bereits Corona-immun ist.
Digitaler Seuchenpass
„In der nächsten und übernächsten Phase könnte es wichtig sein, so einen digitalen Nachweis zu haben“, sagt Praml. Und dafür gelte es, bereits jetzt ein später taugliches System zu bauen. Sein Unternehmen setzt bei der Entwicklung derzeit auf die Open-Source-Blockchain Hyperledger, wobei man aber auch mit anderen Blockchains (z.B. Ethereum) arbeiten könnte. „Wir sind seit zwei Jahren in einem Projekt, bei dem es um dezentrale Identitäten gibt. Dieses Vorwissen werden wir dazu nutzen“, sagt Praml.
Ob und wann eine solche App auf ein Smartphone kommt, um etwa am Flug-Gate seine Immunität zu beweisen, ist offen. Viel hängt davon ab, wie Staaten, Grenzbehörden und Fluggesellschaften künftig Reisen regulieren werden – insofern bräuchte es für die Österreichische Staatsdruckerei auch erst einen Auftraggeber (z.B. die EU oder die IATA), um das System in die Praxis zu übersetzen. „Wenn uns jemand beauftragt, dann brauchen wir etwa drei Monate“, sagt Praml. Und überhaupt: „Man muss überhaupt abwarten, ob es Immunität bei COVID-19 gibt und wie belastbar sie ist.“
Daten verschlüsselt am eigenen Gerät
Die Verknüpfung von Personen- und Gesundheitsdaten im Zusammenspiel mit (auch ausländischen) Behörden ist natürlich eine heikle Sache. „Es gibt Datenschutz-technisch nichts besseres als so ein dezentrales System. Wenn man das richtig macht, und darum sind wir extrem bemüht, dann ist das Datenschutz-technisch sehr gut“, sagt Praml. Vereinfacht gesagt könnte eine solche App in der Praxis so aussehen:
- Nach dem App-Download und der Zustimmung des Nutzers wird das eigene Smartphone auf den persönlichen Reisepass gelegt
- Mit dem OK des Nutzers kann „Restart.ID“ die im Reisepass-Chip enthaltenen Informationen (Portraitbild, Name, Geburtsdatum) anzeigen
- Diese persönlichen Daten werden nicht weitergeleitet, sondern verbleiben ausschließlich verschlüsselt auf dem eigenen Gerät
- Danach können Testergebnisse bereits absolvierter COVID19-Tests z.B. per QR-Code eingelesen werden.
- Im Bedarfsfall kann nach eigener Zustimmung jederzeit per Smartphone die eigene Identität und Immunität nachgewiesen werden
Neben der Österreichischen Staatsdruckerei gibt es weltweit bereits mehrere Projekte und Konzepte, die eine solche Idee verfolgen. In Deutschland etwa hat sich ein Konsortium um die Bundesdruckerei und die Lufthansa Industry Solutions gebildet, die „digitalen Corona-Impfpass“ bauen wollen. Informationen über Corona-Tests sollen in einer Blockchain verankert sein. Damit könnte es einen Blockchain-basierten Seuchenpass geben, den Nutzer dezentral auf ihren Smartphones mitführen.