Blockchain im Gesundheitssystem: Mehr Transparenz und präzisere Forschung
Ob in der Welt der Kryptowährungen oder in Verschlüsselung von Online-Kommunikation – Blockchain-Technologie spielt bereits in vielen Bereichen eine wichtige Rolle. Ein Gebiet, in dem das kryptografische Verfahren großes Potenzial zeigt, ist das Gesundheitswesen. Es kann hier mehr Transparenz schaffen und die Organisation erleichtern. Laut einer Studie von Deloitte können Blockchain-Systeme „Restriktionen und Kosten der an einem Datenaustausch involvierten Teilnehmer auf fast null reduzieren“. Auch in der medizinischen Forschung kann die Technologie zuvor unmögliche Innovationen hervorrufen.
„Dezentrale Systeme“ gegen Komplexität
„Gesundheitssysteme sind komplex: Es gibt zahlreiche Akteure, unterschiedliche Interessenlagen, einen hohen Kostendruck, geringe Transparenz sowie starke Regulierung. Das macht es in der Praxis oft schwierig, die Prozesse zu digitalisieren und damit die Effizienz zu erhöhen. Zentralisierte Systeme sind in solchen Konstellationen oft schwer zu realisieren. Dezentrale Systeme wie Blockchain könnten das Problem lösen, da kein Vertrauen in eine zentrale Instanz benötigt wird, man aber dennoch gemeinsam mit Daten arbeiten kann“, erklärt Blockchain-Experte Martin Breitsprecher. Ihm zufolge müssen jedoch die Inhaber der Daten, wie beispielsweise die Patienten, immer noch die Kontrolle über diese haben.
Laut Breitsprecher kann eine Blockchain im Gesundheitssystem unterschiedliche Anwendungen haben. Beispiele seien elektronische Patientenakten sowie die Verifizierung der Herkunft oder der Authentizität von Arzneimitteln. Auch könne die Technologie Abrechnungsprozesse bei medizinischen Leistungen automatisieren oder zur Nachweisung von Impfpässen dienen. Damit ein festes Regelwerk für all diese Vorgänge besteht, sollten Breitsprecher zufolge Smart Contracts zum Einsatz kommen.
Blockchain hilft bei Machine Learning
Die Forschung ist ein weiterer Bereich, in dem Blockchain besonders vielversprechend ist, sagt Sönke Bartling, Gründer des Thinktanks Blockchain for Science. „Für Innovationen im Gesundheitssystem ist Künstliche Intelligenz von großer Bedeutung. Durch Machine Learning können Algorithmen massive Datenmengen überprüfen und auswerten. Dadurch können sie wesentlich genauere Diagnosen aufstellen als Menschen. Jedoch braucht die KI dafür erst reale Datensätze, was aufgrund von Privatsphäre-Regelungen schwierig sein kann. Blockchain bietet die Möglichkeit, eine KI mit Zahlen aus der Praxis zu versorgen, wobei die Informationen aber verschlüsselt bleiben“, so Bartling.
4myHealth: 400.000 Patientenakten mit Wiener Cloud-Software digitalisiert
Sowohl Breitsprecher als auch Bartling sind der Meinung, dass die Verwendung von Blockchain im Gesundheitssystem in Zukunft deutlich stärker wird. „Am Beispiel der Kryptowährungen sehen wir, dass die Technologie immer mehr im Mainstream landet. Es braucht immer noch ein hohes Maß an Kompetenz, um sie in der medizinischen Praxis einzusetzen. Die Hürde ist hier noch hoch, wird aber immer niedriger“, sagt Bartling. Laut Breitsprecher kommt Blockchain-Technologie bald vor allem in der Privatwirtschaft, speziell der Pharma-Branche, verstärkt zum Einsatz. Im staatlichen Gesundheitssystem sei es dagegen schwieriger, derartige Innovationen schnell umzusetzen.